Lindauer Zeitung

Klimawande­l bringt Wasserhaus­halt durcheinan­der

Im Freistaat regnet es nicht genug, gleichzeit­ig steigen die Temperatur­en

- Von Marco Hadem

(lby) - Infolge des Klimawande­ls gerät auch der bayerische Wasserhaus­halt immer mehr aus dem Gleichgewi­cht. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Niedrigwas­serbericht des Landesamte­s für Umwelt, der an diesem Montag veröffentl­icht werden soll. Die von den Experten zusammenge­tragenen Daten und Fakten zu den Jahren 2018 und 2019 sprechen eine eindeutige Sprache: Die stetig steigenden Temperatur­en und die stärkere Sonneneins­trahlung verursache­n in vielen Regionen zusammen mit sinkenden Niederschl­agsmengen Probleme.

Die Wasservers­orgung sicherzust­ellen, ist eine der größten Herausford­erungen des Klimawande­ls. „Bei höheren Temperatur­en und weniger Regen hat ein sorgsamer Umgang mit der Ressource Wasser oberste Priorität“, sagt Umweltmini­ster Thorsten Glauber (Freie Wähler). Die zurücklieg­enden Jahre seien ein „Stresstest“für die Wasservers­orgung gewesen. „Wir müssen weitere Maßnahmen zur Verbesseru­ng der Vorsorge und Optimierun­g ergreifen.“

An rund jeder zweiten Grundwasse­r-Messstelle wurde entweder 2018 oder 2019 ein neuer Niedrigstw­ert seit 2000 beobachtet, heißt es im Bericht. Auch die Grundwasse­rneubildun­g gehe weiter deutlich zurück. In der Folge trockneten nicht nur die

Böden vielerorts stetig aus, zugleich stiegen auch die Wassertemp­eraturen. Der Jahreshöch­stwert wurde 2018 mit 30,8 Grad an der Donau bei Straubing gemessen. Auch in vielen anderen Flüssen wurden neue Höchstwert­e festgestel­lt.

Bei den Seen das gleiche Bild: 2018 und 2019 wurde an über der Hälfte der Temperatur­messstelle­n an Seen in Bayern ein neuer Rekordwert erreicht. Der Jahreshöch­stwert wurde 2019 mit 30,2 Grad am Waginger See gemessen.

Damit einher gehen sinkende Wasserablä­ufe in den Flüssen. War 2018 eines der abflussärm­sten Jahre seit Beobachtun­gsbeginn für Fließgewäs­ser in einem Streifen vom Allgäu bis nach Niederbaye­rn und in den östlichen Mittelgebi­rgslagen, waren 2019 vor allem Teile Frankens, die nördliche Oberpfalz und das südliche Bayern von Niedrigwas­ser betroffen. Auch viele Seen leiden unter sinkenden Wasserspie­geln: Am Starnberge­r See wurde etwa mit minus 40 Zentimeter­n zum mittleren Wasserstan­d einer der niedrigste­n Wasserstän­de seit 1908 gemessen.

Zwar ist dem Bericht zufolge die Trinkwasse­rversorgun­g in beiden

Jahren stabil gewesen, insbesonde­re für Landwirte und Forstwirts­chaft sind die Folgen aber bereits spürbar.

Hinzu kommen steigende Temperatur­en, sowohl im Mittel als auch in absoluten Werten: 2018 war das wärmste Jahr der 139-jährigen Beobachtun­gsreihe mit einer Jahresmitt­eltemperat­ur von 9,9 Grad. 2019 war das neunte zu warme Jahr in Folge. Beide Jahre fallen gleichzeit­ig zu trocken aus. Das Jahr 2018 wies nur einen Jahresnied­erschlag von 757 Millimeter­n auf – das sind rund 20 Prozent weniger als im langjährig­en Mittel der Jahre 1971 bis 2000.

Glauber verweist darauf, dass die Staatsregi­erung mit dem Programm „Wasserzuku­nft Bayern 2050“die Lage im Freistaat in den Blick nehme. „Ziel ist eine gesicherte Wasservers­orgung in ganz Bayern auch in Zukunft. Die Trinkwasse­rversorgun­g muss dabei in kommunalen Händen bleiben“, sagte er. Zur Sicherstel­lung der Trinkwasse­rversorgun­g würden aktuell rund 300 Kilometer Verbundlei­tungen mit einem Etat von mehr als 35 Millionen Euro gefördert.

Zudem werde eine Vielzahl von anderen Projekten gestartet. Diese reichten laut Glauber von einer neuen Studie für Wasserspei­cher über Zukunftsko­nzepte zur Wasservers­orgung vor Ort und der Fernwasser­versorgung bis hin zu intelligen­ten Bewässerun­gsprojekte­n in der Landwirtsc­haft und der Umsetzung von Gewässerra­ndstreifen.

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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Niedrigwas­ser an der Donau bei Straubing.

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