Narrenzünfte: Fasnet fällt dieses Jahr nicht aus
Fünfte Jahreszeit gehöre trotz Partyverbot dazu – Hästräger wollen im Kleinen feiern
- Viele Narren sind traurig, dass sie die Fasnet dieses Jahr nicht im Großen feiern können. Trotzdem werden sie kreativ, denn: Fasnet fällt trotz Corona nicht aus. Von Narren, die im Wohnzimmer die Lumpenkapelle auf CD hören und alleine den Bürgermeister aus dem Rathaus jagen wollen.
„Die fünfte Jahreszeit kann man nicht absagen“, sagt Peter Wenzler von den klipp und klar. Viel eher werde die Narrenzeit dieses Jahr anders aussehen als sonst. Der Sagenmeister und sein Team haben deshalb schon vor einigen Wochen einen Narrenbaum am Reutiner Rathaus aufgestellt. Coronakonform, versteht sich. „Wir haben den Baum mit zwei Mann zerlegt und ihn in Schichten geschmückt und aufgestellt“, erzählt er.
Einige Narren seien aber trotzdem traurig, dass Fasnet nicht so stattfinden könne, wie geplant. Denn die fünfte Jahreszeit habe sich tief in die Herzen der Hästräger eingebrannt. Deshalb will Peter Wenzler wenn erlaubt, am Fasnetwochenende Bonbons vom Balkon des Rathauses werfen und sie so an die Kinder verteilen. Einige Hästräger werden sich vielleicht zu zweit treffen. Sein Häs will Wenzler auch dieses Jahr nicht im Schrank lassen: „Wir können unser Häs an Fasnet auch beim Einkaufen anziehen. Man darf auch sehen, dass die Hästräger es vermissen, Schabernak zu treiben.“
Auch auf dem Hergensweiler Rathausplatz können Passanten deutlich sehen, dass sich die Narren Fasnet nicht verbieten lassen wollen. Hier hat die
Lindauer Sagen Weißnarrenzunft Hergensweiler
vor Kurzem ihren Narrenbaum aufgestellt. Der soll jetzt auch für die Menschen im Dorf Dreh- und Angelpunkt eines Gewinnspiels sein. Wer der Narrenzunft einen lustigen Film oder ein närrisches Foto in Verbindung mit dem Narrenbaum schickt, hat die Chance, für die nächste Fasnetssaison 2022 ein Leihhäs zu gewinnen. Ein Wochenende lang darf der Gewinner dann mitspringen. „Je verrückter umso besser. Wir freuen uns auf die Ergebnisse“, sagt Zunftmeisterin Verena Stocker. Ihr ist es wichtig, dass Fasnet nicht in Vergessenheit gerät. „Wir feiern das sehr gerne und vermissen es sehr. Wir versuchen aber, das Bestmögliche daraus zu machen. Ähnlich sieht es beim
aus. Auch er hier haben die Fasnetwütigen vor Kurzem ihren Narrenbaum aufgestellt. Nur dieses Mal nicht am Stachus, sondern gut geschützt im historischen Torkel. Umringt ist der klitzekleine Narrenbaum von einer kleinen Schar Rebläusen und Traubenhütern, die als Pappkameraden eine ganze Fasnets-Szenerie zeigen. „Das ist jetzt halt unsere Fasnetskrippe“, sagt Peter Hanusch lachend. Er spielt darauf an, dass das Christkind und seine Eltern zur Weihnachtszeit im historischen Torkel eine Herberge finden. Jeder, der sich ein wenig Fasnetsgefühl holen möchte, kann das Kunstwerk bestaunen. Denn: „Fasnet isch, wenn man trotzdem lacht“, sagen die Nonnenhorner Narren.
Bei so manchen
stehen deshalb im eigenen Garten jetzt Mini-Narrenbäume. Die Vereinsmitglieder haben alte Weihnachtsbäume genommen und sie närrisch geschmückt. „Ansonsten ist bei uns Stillleben“, sagt Iris Ritter. Die Hexenjugend habe sich zwar per Skype getroffen, sonst habe der Verein aber noch keine konkreten Pläne. Wichtig ist Iris Ritter vor allem, dass der Verein dieses Jahr sein Sommerfest feiern kann. „Am liebsten dann, wenn wir den Maibaum aufstellen. Das wäre schön.“Der
hat dagegen an einer virtuellen Challenge teilgenommen. Unter dem Hashtag #SpringinsHäsmachFasnet haben Vereinsmitglieder Videos von sich ins Netz gestellt. Auf den Clips sind sie in normalen Klamotten, später aber im eigenen Häs
Narrenverein Obsthexen Nonnenhorner Hochbucher Weißensberger Narrenverein
zu sehen. Für den Weissensberger Narrenverein sind vor allem die Kinder wichtig: „Die Kinder sollen ruhig den ganzen Februar mit Kostümen und Häsern unterwegs sein, damit die Fasnet trotzdem stattfindet“, sagt Melanie Flax. Deshalb will der Verein auch am Rußigen Freitag einen Narrenbaum aufstellen – wenn auch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Flax hofft, dass Fasnet bald wieder stattfinden kann. Nächstes Jahr würde eigentlich ein Umzug in Weißensberg stattfinden. „Es ist wichtig, dass das Ganze dann ruhig und gesittet abläuft. Nicht, dass es jeder übertreibt.“
Auch bei der
Lindauer Narrenzunft
ist die fünfte Jahreszeit für die Kinder wichtig. Vereinsmitglied Sonja Grüner hat deshalb mit ihrer Tochter Franziska ein Fasnetsbild vom Binsengeist und dem Moschtkopf gemalt. „Wir nutzen die freie Zeit ohne Umzüge, um zu Hause zu malen, damit wir etwas von der Fasnacht haben“, sagt sie. Außerdem hat die Narrenzunft viele Aktionen virtuell geplant. Auf der Facebookseite der Narrenzunft kann man sich die humorvollen Aktionen ansehen.
Der Wasserburger Bürgermeister Harald Voigt kann sich schon einmal auf den Gumpigen Donnerstag freuen. Die wollen mit ihm an diesem Tag eine „Zwei-Mann-Aktion“starten. „Fasnet ganz zu streichen, fällt uns schwer. Man braucht ja auch einen kleinen Lichtblick“, sagt Vorständin Sabrina Stadler. Deshalb tanzen die Narren auch mal im eigenen Wohnzimmer: „Wir haben zum Beispiel eine Hexe, die sich die Lumpenkapelle zu Hause anhört.“Viele Vereinsmitglieder seien geknickt, weil sie ihr Häs bisher noch nicht herausholen konnten. Sabrina Stadler ist sich aber sicher: „Wenn wir wieder feiern dürfen, dann wird das eine Knallerfasnet!“
Bei den
gibt es dagegen keine groß
Wasserburger Feuerhexen
Sabrina Stadler von den Wasserburger Feuerhexen
Weißensberger Weihergeistern
geplanten Aktionen. Der Verein steht aber laut Zunftmeisterin Yvonne Grübel in regelmäßigem Austausch über WhatsApp oder per EMail. Sollten sich Aktionen ergeben, dann eher spontan. Wer wollte, konnte zum Beispiel seinen Christbaum zu einem Narrenbaum umschmücken und den dann in den Garten stellen. „Sowas klappt in kleineren Dörfern besser“, sagt Grübel. Sie freut sich, wenn Fasnet nächstes Jahr wieder stattfinden kann – und bleibt optimistisch. „Früher konnte man das ganze Jahr durchfeiern. Jetzt denke ich, dass die Leute Fasnacht mehr wertschätzen.“
Die haben dagegen nichts geplant. „Das liegt jetzt einfach mal still. Man weiß, dass es nicht geht“, sagt Gabi Irmler. Umso mehr freuen sich die Narren auf das kommende Jahr. „Die Feierfreudigkeit wird auf jeden Fall größer sein“, sagt sie. Bisher sei Fasnet normal für die Menschen gewesen. Das werde sich in Zukunft vielleicht ändern.
Ähnlich sieht es auch Simon Lehner von den aus Sigmarszell-Bösenreutin. „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Wahrnehmung umso intensiver
Schönauer Hexen Fetzenhexen
wird“, sagt er. Der Verzicht auf eine große Fasnets-Feier sei möglicherweise auch ein wenig reinigend. Viele Menschen könnten es wieder wertschätzen, eine gesellige Zeit mit den Menschen zu verbringen, die einem am Herzen liegen.
Bisher hat die Narrenzunft deshalb noch nichts geplant. „Wir haben ein Corona-Laufbändel verschickt. Dann kann man Fasnet, falls möglich, auch in ganz kleinem Rahmen feiern. Wir müssen da mit einem guten Beispiel vorangehen. Je mehr man sich an die Vorschriften hält, desto schneller ist Corona auch vorbei“, sagt er.
Auch bei den
wird Fasnet relativ klein gehalten. In den vergangenen Jahren habe es bei der Narrenzunft mehrere Neuheiten gegeben. So zum Beispiel ein sogenanntes Guatsle, ein kleines Fahrzeug. „Wir hatten einen guten Lauf. Es ist schade, dass da jetzt eine Pause dazwischen kommt“, sagt Vorstand Hans Wolf. Seine Befürchtung ist, dass Fasnet auch in den kommenden Jahren nicht so groß sein wird, wie früher. „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir Fasnet in der nächster Zeit kleiner gestalten können.“
„Fasnet ganz zu streichen, fällt uns schwer. Man braucht ja auch einen kleinen Lichtblick.“
Lindauer Inselwächtern