Seid verschlungen, Tridizilliardonen!
Man muss schon ein bisschen aufpassen, dass uns in dieser leidigen Gegenwart der Humor-Muskel nicht verkümmert. Der Blick in die Antlitze unserer Mitmenschen gibt augenblicklich jedenfalls wenig Anlass zu guter Laune. Vielmehr tragen die Leute in verschiedenen Abstufungen mürrische Gesichter. Es ist dringend Obacht geboten, um nicht in die Stufe der Verhärmung abzugleiten angesichts der Nachrichtenlage.
Neben dem Humor-Muskel geht uns gerade auch die Sensibilität für Zahlen verloren. Während Finanzminister
Mathematiker fragen, was denn nach Billionen noch kommt (Tridizilliardonen?), sämtliche Schuldenbremsen gerissen sind, lässt uns sogar die für einen Lottospieler aus Michigan gute Nachricht merkwürdig kalt. Dieser Mensch hat fast 740 Millionen Dollar gewonnen. Ein bisschen übertrieben, wo es doch viel hübscher wäre, wenn 740 Leute nur jeweils eine Million gewonnen hätten. Aber wer so etwas sagt muss vorsichtig sein, nicht in die linke Ecke gestellt zu werden.
Wahrscheinlich hat der Michiganianer die Spendierhosen jetzt gestrichen voll, weil plötzlich jeder Hinz und Kunz bei ihm auf der Multimillionärsmatte steht, um ihn anzupumpen. Angenommen, er würde sich für jeden Schnorrer zehn Minuten Zeit nehmen, um sein Anliegen anzuhören und jedem zweiten davon zehn Dollar geben, es würden 281,582953 Jahre vergehen, bis die ganze Knete weg wäre. Aus dieser Warte aus betrachtet, ist es deutlich unkomplizierter, nicht im Lotto zu gewinnen. Denn das Leben ist so schon kompliziert genug. (nyf)