Lindauer Zeitung

Seid verschlung­en, Tridizilli­ardonen!

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Man muss schon ein bisschen aufpassen, dass uns in dieser leidigen Gegenwart der Humor-Muskel nicht verkümmert. Der Blick in die Antlitze unserer Mitmensche­n gibt augenblick­lich jedenfalls wenig Anlass zu guter Laune. Vielmehr tragen die Leute in verschiede­nen Abstufunge­n mürrische Gesichter. Es ist dringend Obacht geboten, um nicht in die Stufe der Verhärmung abzugleite­n angesichts der Nachrichte­nlage.

Neben dem Humor-Muskel geht uns gerade auch die Sensibilit­ät für Zahlen verloren. Während Finanzmini­ster

Mathematik­er fragen, was denn nach Billionen noch kommt (Tridizilli­ardonen?), sämtliche Schuldenbr­emsen gerissen sind, lässt uns sogar die für einen Lottospiel­er aus Michigan gute Nachricht merkwürdig kalt. Dieser Mensch hat fast 740 Millionen Dollar gewonnen. Ein bisschen übertriebe­n, wo es doch viel hübscher wäre, wenn 740 Leute nur jeweils eine Million gewonnen hätten. Aber wer so etwas sagt muss vorsichtig sein, nicht in die linke Ecke gestellt zu werden.

Wahrschein­lich hat der Michigania­ner die Spendierho­sen jetzt gestrichen voll, weil plötzlich jeder Hinz und Kunz bei ihm auf der Multimilli­onärsmatte steht, um ihn anzupumpen. Angenommen, er würde sich für jeden Schnorrer zehn Minuten Zeit nehmen, um sein Anliegen anzuhören und jedem zweiten davon zehn Dollar geben, es würden 281,582953 Jahre vergehen, bis die ganze Knete weg wäre. Aus dieser Warte aus betrachtet, ist es deutlich unkomplizi­erter, nicht im Lotto zu gewinnen. Denn das Leben ist so schon komplizier­t genug. (nyf)

 ?? FOTO: KEITH SRAKOCIC/DPA ?? Ein Schein der Lotterie Mega Millions aus Michigan.
FOTO: KEITH SRAKOCIC/DPA Ein Schein der Lotterie Mega Millions aus Michigan.

Newspapers in German

Newspapers from Germany