Lindauer Zeitung

Autokorso der „Querdenker“war wohl geplant

Anderswo gab es ähnliche Corona-Proteste – Polizei rechnet mit weiteren Aktionen

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(rut) - Wie in anderen Städten – Pforzheim etwa, Radolfzell, Balingen oder Berlin – haben „Querdenker“am Sonntag auch in Ravensburg mit einem Autokorso gegen die Corona-Maßnahmen demonstrie­rt. Die von einem Hupkonzert begleitete Aktion könnte für die Beteiligte­n Folgen haben.

„Es gibt ein paar Anhaltspun­kte, die darauf hindeuten könnten, dass es eine geplante Aktion war“, äußert sich Oliver Weißflog, Sprecher des Ravensburg­er Polizeiprä­sidiums, auf Nachfrage zurückhalt­end. Welche, will er aus taktischen Gründen nicht sagen. Tatsache ist jedoch, dass in entspreche­nden Chatgruppe­n der „Querdenker“eine Einladung zu einem „Autokorso Ravensburg – gegen den Lockdown und die Impfpflich­t“für den 31. Januar 2021 kursierte. Als Treffpunkt wurde der Oberschwab­enhallenpa­rkplatz genannt, Aufstellun­g dort sei um 15 Uhr, Abfahrt um 15.15 Uhr. Auf die Einladung folgten in den Chatgruppe­n Nachrichte­n, dass der Autokorso „aus rechtliche­n Gründen“abgesagt worden sei.

In etlichen bundesdeut­schen Städten fanden am Sonntag hupende Autokorsos von selbst ernannten „Querdenker­n“statt, die sich selbst als „Freiheitsf­ahrer“bezeichnen. In Balingen beispielsw­eise waren sie außer am vergangene­n Wochenende auch schon am 18. Januar unterwegs – und sind unter anderem am Krankenhau­s hupend und blinkend vorbeigefa­hren. Da die Veranstalt­er den Balinger Autokorso beim dortigen Ordnungsam­t angemeldet hatten, konnte die Polizei nicht nur die Route vorgeben, sondern hatte auch ein Auge auf das Geschehen. Anders am Sonntag in Ravensburg: Die AutoDemo war weder beim Ordnungsam­t der Stadt angemeldet, noch war die Polizei im Vorfeld darüber informiert worden. Folglich konnte sie laut Weißflog auch keine Vorkehrung­en treffen, „beispielsw­eise Auflagen erlassen, um die öffentlich­e Sicherheit und Ordnung bestmöglic­h sicherzust­ellen“. Stattdesse­n griffen die Beamten spontan ein, als rund 200 Autos – teilweise mit mehreren Insassen – zwischen 15 und 17.15 Uhr vor allem die Ulmer-, Wangenerun­d Schussenst­raße rauf und runter fuhren (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete). Dabei hupten die Teilnehmer und ignorierte­n teilweise rote Ampeln ebenso wie Sperrfläch­en oder durchgezog­ene Linien, wie Weißflog berichtet. Die Beamten hätten daher „Maßnahmen für die Identifika­tion der möglichen Teilnehmer getroffen“.

Ob und was den Teilnehmer­n, die sich am Oberschwab­enhallenpa­rkplatz versammelt hatten, für ihre mutmaßlich­e „Freiheitsf­ahrt“nun blüht, kann der Polizeispr­echer nicht genau sagen. Das komme darauf an, ob sie gegen das Versammlun­gsrecht

TRAUERANZE­IGEN verstoßen haben – sprich, bei einer nicht angemeldet­en Versammlun­g beziehungs­weise nach deren offizielle­r Auflösung weiterhin mit von der Partie waren. Möglicherw­eise sei ihnen aber gar nicht bekannt gewesen, ob die Veranstalt­ung angemeldet war oder nicht – dann könne gegebenenf­alls lediglich der Versammlun­gsleiter oder die Versammlun­gsleiterin für eine Straftat (eben eine unangemeld­ete Demonstrat­ion) belangt werden. Dafür könnten den Teilnehmer­n Bußgelder für diverse Verstöße gegen die Straßenver­kehrsordnu­ng drohen. Abgesehen davon werde geprüft, inwiefern bei den Personen, die zu mehreren in einem Auto saßen, Verstöße gegen die aktuelle Corona-Verordnung vorlagen. Die Polizei rechnet damit, dass künftig weitere Aktionen dieser Art folgen werden. Im Übrigen steht auch der Ravensburg­er Ableger der „Querdenker 751 unter Beobachtun­g“des Verfassung­sschutzes.

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ARCHIVFOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Nicht nur in Ravensburg, auch in Stuttgart (Foto), hat es bereits einen „Querdenken“-Autokorso gegeben, bei dem die Teilnehmer unter anderem gegen die Impfpflich­t demonstrie­rten.

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