Adler-Denkmal umgestalten
Zum Bericht „Kein Plan für das Hoyerbergschlössle“; LZ vom 29. Januar; und zum Leserbrief „Wieso Bismarcks gedenken?“, LZ vom 3. Februar:
Etwas abseits vom Zentrum, aber doch markant über Lindau thronend, steht das sogenannte Bismarck-Denkmal, fast 90 Jahre alt – und blickt reichlich düster-verloren auf das Wiesental, Priel und die etwas weiter entfernte Insel. Der Steinklotz stellt einen stilisierten Adler dar und war als Zeichen patriotischer Begeisterung dort aufgestellt worden. Was auch immer die Beweggründe waren – er scheint inzwischen, nicht nur ästhetisch, völlig aus der Zeit gefallen. Die deutschtümelnde Gesinnung mag um 1910 als ein sich am deutsch-französischen Spannungsverhältnis erregendes Identitätsbemühen seine politische Prägnanz gehabt haben. Heutzutage haben wir bestenfalls eine museale, leider mit zu viel positiver Nostalgie dem sogenannten Modernisierer des Reichs zugewandte Un-Beziehung dazu.
Und wenn es denn eine kritischpositive Beziehung zu den Bezugspunkten solcher Denkmäler geben sollte, müsste gefragt werden, wie denn heute so ein Denken aussehen könnte; z.B. in Akten sukzessiver Wiederaneignung – also nicht einfach der Restaurierung, aber auch nicht der Abtragung und Zerstörung – in kulturellen und politischen Dimensionen und unter Beteiligung hier lebender Künstler. Warum also nicht diese seltsamen Klotz z.B. anmalen? Den Adler in ein Symbol und Zeichen differenzierter, vielfältiger Beschäftigung, die heute anders aussehen mag als in einem Jahr, umgestalten? Unser Verhältnis zur Geschichte und seinen Zeugnissen, Überresten ist oft museal, regelrecht versteinert, oft auch verschlissen, brüchig, löchrig – aber oft kaum lebendig. So ist es schade, dass dieser Platz, der einen wunderbaren Überblick über Lindau, die Insel und die eingemeindeten Orte auf dem Festland bietet, so verlassen wirkt – und so beherrscht von einem düstren Denkmal, dessen Adlerblick blind geworden ist und nichts mehr sieht. Uwe Peschka, Lindau