Lindauer Zeitung

Zäune aufstellen, Schuhe wechseln

Bayern rüstet im Kampf gegen Tierseuche­n wie Geflügelpe­st und Schweinegr­ippe weiter auf

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(lby) - Strikte Regeln für Geflügelha­lter, noch mehr Wildschutz­zäune entlang von Autobahnen: Bayern rüstet im Kampf gegen Tierseuche­n weiter auf. „Wir tun alles, um Bayern bestmöglic­h zu schützen“, betonte Bayerns Umweltmini­ster Thorsten Glauber (Freie Wähler). Doch die Geflügelpe­st im Freistaat breitet sich aus und auch bei der Afrikanisc­hen Schweinepe­st (ASP) könnte es nur noch eine Frage der Zeit sein, befürchten Experten.

In den Landkreise­n Passau, Starnberg, Haßberge und Landsberg am Lech ist die Geflügelpe­st schon bei Wildvögeln nachgewies­en worden – und es wird noch schlimmer werden, befürchtet Annika Nottenstei­ner, Geschäftsf­ührerin des Landesverb­ands der Bayerische­n Geflügelwi­rtschaft. „Das Virus ist auf jeden Fall bei der Wildvogelp­opulation in ganz Bayern verbreitet.“Das Wildtiermo­nitoring soll laut Ministeriu­m deshalb konsequent weitergefü­hrt werden.

Im Landkreis Bayreuth traf es nun auch die erste Geflügelha­ltung. Rund 20 Hühner mussten dort gekeult werden. „Bei den kleineren Betrieben ist das Risiko höher, dass sich die Geflügelpe­st verbreitet“, erklärte Nottenstei­ner. Denn dort gelten normalerwe­ise nicht so strenge Regeln wie in Betrieben mit mehr als Tausend Tieren.

Seit dem Fall im Landkreis Bayreuth müssen sich aber alle in Bayern an die Maßnahmen halten: Fremde dürfen keinen Kontakt mit den Tieren haben, Geflügelha­lter müssen vorher erst eine Schutzklei­dung anziehen. Außerdem muss gründlich gereinigt und desinfizie­rt werden Hände, Schutzklei­dung, Geräte, Fahrzeuge genauso wie der Stall selbst.

Das sei nachvollzi­ehbar, angemessen und für die meisten Betriebe gut umsetzbar, erklärte der Bayerische Bauernverb­and. Nur das Geflügel könnte bei einer Stallpflic­ht leiden, vor allem wenn es Auslauf gewohnt sei. „Für diese Tiere fehlt neben der Bewegung vor allem die Beschäftig­ung.“Die Halter müssten nun kreativ werden, um für ein bisschen Abwechslun­g zu sorgen.

Auch die Landwirte mit Schweineha­ltung bereiten sich auf die Verbreitun­g einer Tierseuche vor, obwohl es zumindest bislang keinen bestätigte­n Fall der Afrikanisc­hen Schweinepe­st in Bayern gibt, meinte eine Sprecherin des Bauernverb­ands. „Einige der Hygienemaß­nahmen, die die Verbrauche­r jetzt mit Corona kennengele­rnt haben, sind in der Schweineha­ltung Standard“, erklärt sie.

Das Umweltmini­sterium setzt nach eigenen Angaben auf Hunderte Kilometer Zaun, eine Hundestaff­el, Drohnen, Wärmebildk­ameras und finanziell­e Anreize für Jäger, die den Bestand der Wildschwei­ne reduzieren sollen. Für jedes erlegte Wildschwei­n in der Grenzregio­n zu Thüringen, Sachsen und Tschechien gibt es demnach 100 Euro, in anderen Regionen Bayerns 70 Euro.

Dem Bauernverb­and reicht das nicht, er fordert noch mehr Geld. Auch die Landkreise sollen sich an den Kosten für ein Früherkenn­ungsprogra­mm beteiligen. „Es muss alles getan werden, um eine weitere Verbreitun­g der ASP zu verhindern.“

Der Landesverb­and der Bayerische­n Geflügelwi­rtschaft hofft derweil auf das Wetter und spielt auf Zeit. Die erhöhte UV-Strahlung im Frühjahr setze dem Virus zu, erklärte Nottenstei­ner. Dann seien auch die Züge der Wildvögel vorbei, die die Geflügelpe­st weiter verbreiten. In den letzten Jahren habe sich die Lage Ende März wieder beruhigt.

Beide Tierseuche­n gelten für Menschen als ungefährli­ch. Die Geflügelpe­st ist vor allem für Hühner und Puten gefährlich, die Erkrankung­sund Sterberate­n liegen teilweise bei 100 Prozent. Auch die Afrikanisc­he Schweinepe­st führt bei Wild- und Hausschwei­nen häufig nach kurzer Krankheit zum Tod.

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FOTO: NICOLAS ARMER/DPA Experten befürchten, dass sich die Vogelgripp­e in Bayern noch weiter ausbreiten wird.

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