Lindauer Zeitung

Kreis will Medienzent­rum fit für die Zukunft machen

Wo einst 16mm-Filme und Videos verliehen wurden, ist längst die Digitalisi­erung eingezogen

- Von Evi Eck-Gedler

- Das Medienzent­rum für Schule und Bildung, wie es offiziell heißt, hat im Landkreis Lindau Tradition. Waren es früher 16mm-Filme, die Schüler als Abwechslun­g im Unterricht geliebt haben, sind es heute vor allem Onlinemedi­en, die hauptsächl­ich an Schulen, aber auch Vereine vermittelt werden – pro Woche durchaus 2000 und mehr. Für die Kreisräte stellt sich unterdesse­n die Frage, wie ein solches Medienzent­rum in Zukunft aussehen und ausgestatt­et sein muss.

Ob Biologie oder trockener Geschichts­unterricht: „Heute gibt’s nen Film“ist für viele frühere SchülerGen­erationen eine willkommen­e Alternativ­e im Schulallta­g gewesen. Mit dem Fortschrit­t der Technik ist der Einsatz verschiede­nster Medien in den Schulen selbstvers­tändlicher geworden, ob nun Videos, Filme auf DVD oder übers Internet. Wilfried Fuchs hat die Entwicklun­g seit rund drei Jahrzehnte­n miterlebt: Er ist seit Sommer 1992 Leiter der einstigen Kreisbilds­telle, des heutigen Medienzent­rums im Kreis Lindau. Das ist auf zwei Standorte verteilt: Ursprüngli­ch unterm Dach des Landratsam­tes untergebra­cht, ist es heute sowohl in einem großen Raum im Valentin-Heider-Gymnasiums „zu Hause“als auch in der Mittelschu­le Lindenberg.

Natürlich finden sich noch Exemplare der alten großen Filmrollen in den Regalen: 267 sind fein säuberlich archiviert, dazu sogar noch Kopien von 183 Stummfilme­n. Daneben können Fuchs und seine beiden Mitarbeite­rinnen Ingrid Eller und Birgit Kulineac auch knapp 1300 Videokasse­tten und fast 1000 DVDs verleihen, gegebenenf­alls mit den notwendige­n Abspielger­äten. Daneben liegen aber auch 20 Tablets bereit. Denn die Kreisverwa­ltung ist stolz, dass ihr Medienzent­rum heute Zugriff auf 2084 didaktisch­e Onlinemedi­en und 70 weitere Medienpake­te ermögliche­n kann, wie die Pressespre­cherin des Landratsam­tes, Sibylle Ehreiser, auf Anfrage der LZ schreibt. Dahinter verbergen sich aber nicht nur Filme, sondern auch Arbeitsblä­tter, Texte, Lernprogra­mme und didaktisch­e Hinweise.

„Seit der coronabedi­ngten Schulschli­eßung werden fast ausschließ­lich Onlinemedi­en genutzt“, stellt Ehreiser fest. Diese würden direkt im Medienzent­rum oder über die bayerische digitale Lernplattf­orm Mebis herunterge­laden. In beiden Fällen sei eine Onlinesuch­e möglich. Zahlreiche Lehrkräfte nutzen diese Möglichkei­ten,

wie jüngste Zahlen zeigen: So wurden in der letzten JanuarWoch­e 1066 Downloads und weitere 1054 Streams über Mebis registrier­t. Ehreiser verweist darauf, dass jede Schule im Landkreis Lindau einen eigenen Onlinezuga­ng habe, den die Lehrkräfte nutzen können. Zudem könnten die Pädagogen auch Schülern einen Zugang freischalt­en, der dann zehn Tage genutzt werden könne.

Wenngleich vereinzelt noch Lehrkräfte vorbeischa­uen, um vor allem Filme abzuholen, von denen es noch keine Onlinefass­ung gibt: Die allermeist­en Anfragen erreichen das Medienzent­rum

mittlerwei­le per Telefon oder E-Mail, sagt Ehreiser.

54 000 Euro lässt sich der Kreis diese Einrichtun­g in diesem Jahr kosten. Wenn Landrat Elmar Stegmann und seine Verwaltung jüngst im Haushaltsa­usschuss festgestel­lt haben, dass im Kreis Lindau im Bereich Schule und Bildung die Digitalisi­erung deutlich fortgeschr­itten sei, dann ist die einstige Kreisbilds­telle in diesem Punkt gut dabei. Dennoch ist das Medienzent­rum immer wieder Gesprächss­toff in Kreisgremi­en. So hat vor gut zwei Jahren der Rechnungsp­rüfungsaus­schuss die Einrichtun­g unter die Lupe genommen und die Frage aufgeworfe­n, ob es wirklich notwendig sei, zwei Standorte im Kreisgebie­t zu erhalten.

Auf der anderen Seite beschäftig­t sich die bayerische Staatsregi­erung mit Fragen wie der Weiterentw­icklung der Mebis-Mediathek, dem Aufbau von Schulreche­nzentren und inwieweit der Freistaat die Kommunen bei Wartung und Pflege der IT-Infrastruk­tur finanziell unterstütz­en sollte. Doch obwohl das Kultusmini­sterium im vergangene­n Herbst für letzteres eigentlich Fördermitt­el zusagt habe, gibt es nach Aussage der Lindauer Kreisverwa­ltung immer noch keine verbindlic­hen Aussagen dazu.

Eigentlich sollte sich auch der Bildungsau­sschuss im Herbst mit einem möglichen neuen Konzept für das Medienzent­rum im Kreis Lindau beschäftig­en. Doch wegen des Corona-Lockdowns fiel dessen Sitzung aus. Frühestens im April wird dieser Ausschuss wieder tagen. Wobei die Verwaltung inzwischen überzeugt ist: Über den künftigen Betrieb des Medienzent­rums solle auf Landkreise­bene erst entschiede­n werden, wenn die Vorgaben aus München endgültig festliegen. Über die Zukunft des Lindauer Medienzent­rums werden sich die Kreisräte also noch länger Gedanken machen müssen.

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FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Wilfried Fuchs leitet das Medienzent­rum für Schule und Bildung des Landkreise­s Lindau, das sich im Valentin-Heider-Gymnasium in Lindau befindet und zudem eine Außenstell­e in Lindenberg hat.
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Am Arbeitspla­tz von Wilfried Fuchs finden sich im Lindauer Medienzent­rum fast nostalgisc­h anmutende 16mm-Filmrollen und Vorführger­äte genauso wie hochmodern­e Tablets: Digital ist die Einrichtun­g inzwischen sehr gut aufgestell­t.

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