Bismarck gehört zur deutschen Geschichte
Zu Leserbriefen „Wieso Bismarcks gedenken?“, vom 3. Februar; „Adler-Denkmal umgestalten“, vom 4. Februar:
Ich bin ebenfalls etwas verärgert über die Leserbriefe, betreffend das Bismarck-Denkmal auf dem Hoyerberg. Haben einige in unserem Lande nichts Besseres zu tun, als alles, was nun einmal zur deutschen Geschichte gehört, zu kritisieren? Wir können auch das Denken und Handeln der damaligen Zeit nicht mehr nachvollziehen, deswegen finde ich es unpassend, sich über das Bismarck-Denkmal und den Namen auszulassen.
Auch der Kanzler Bismarck gehört nun einmal zur deutschen Vergangenheit dazu, genauso wie die Söhne aus der Stadt und den umliegenden Gemeinden, die 1870/71 in
Frankreich ihr Leben lassen mussten. Es sollte auch beachtet werden, dass Bismarck nach seinem Sieg um einen Ausgleich zwischen den europäischen Mächten sehr bemüht war, und dass daraus eine fünfzigjährige Friedenszeit in Europa hervorging.
Wir sollten aus der Vergangenheit lernen und nicht alles nur infrage stellen. Wenn die Stadt Lindau die Sicherung des Denkmals vornimmt, hat dies nicht im Geringsten etwas mit einer Verherrlichung zu tun. Denn schließlich gehört die Sicherung von Denkmälern zu den Aufgaben der Stadt. Bestimmt fände es niemand gut, einen losen Denkmalstein auf den Kopf zu bekommen. Zudem sollte das Bismarck-Denkmal so erhalten bleiben, wie es ist, denn Denkmäler
stellen zugleich auch Mahnmale dar. Ich gehe gerne zum Denkmal, um von dort die wunderschöne Aussicht über die Giebelwiesen, Simmerbuch, meine Heimatstadt und die Berge zu genießen. Manchmal denke ich auch mit einer gewissen Demut an meine Vorfahren, wie es ihnen wohl in der Kaiserzeit und weit davor gegangen sein mag.
Vielleicht könnten diese Leserbriefschreiber, am Denkmal verweilend, einmal ihre Fantasie schweifen lassen und darüber nachdenken, wie es uns hier jetzt gehen würde und wie heutzutage unsere Geschichte aussehen würde, wenn es keinen Kanzler Bismarck gegeben hätte?
Harald Sorger,
Lindau