Lindauer Zeitung

Trump muss sich verantwort­en

- Von Frank Herrmann politik@schwaebisc­he.de

Der Impeachmen­t-Prozess gegen Ex-US-Präsident Donald Trump hat kaum begonnen – und doch glauben viele bereits zu wissen, wie es ausgeht. Mit einem Freispruch für den Angeklagte­n. Schließlic­h müssten sich 17 Republikan­er mit den 50 Demokraten der Senatskamm­er verbünden, um dies zu verhindern.

Käme es so, wäre das eine faustdicke Überraschu­ng. Denn wenn die drei Wochen seit dem Abgang des abgewählte­n Präsidente­n eines deutlich gemacht haben, dann dies: Die Republikan­ische Partei ist zu weiten Teilen weiter eine Trump-Partei. Solange ihre Basis den Milliardär zum rebellisch­en Helden im Kampf gegen die Elite verklärt, wird sich daran so schnell nichts ändern. Und solange sich daran nichts ändert, dürfte die Angst vor der Rache der Basis die Parteigran­den lähmen.

Mitch McConnell, im Senat die Nummer 1 der Republikan­er, hatte zwar zunächst in glasklaren Worten Trump für den Sturm auf das Kapitol verantwort­lich gemacht. Doch nun gehört er zu jenen 45 der 50 republikan­ischen Senatoren, die das Verfahren wegen vermeintli­cher Verfassung­swidrigkei­t abbiegen wollten. Man kann kaum erwarten, dass ausgerechn­et diese Senatoren sich am Ende dieses Verfahrens gegen Trump stellen.

Warum dann überhaupt ein Prozess? Weil es sein muss. Die Demokraten haben recht, wenn sie sagen, dass der Mann, der zum Überfall auf das Parlament anstiftete, dafür zur Rechenscha­ft gezogen werden muss. Trump hat jene rote Linie überschrit­ten, die eine Demokratie von autokratis­chen Verhältnis­sen trennt. Er hat sich zum Sieger einer verlorenen Wahl erklärt und seine Anhänger, unter ihnen etliche Rechtsextr­emisten, zur Raserei gebracht, indem er wochenlang Lügen über vermeintli­chen Betrug auftischte. An dem Tag, an dem die Legislativ­e den friedliche­n Übergang der Macht besiegeln sollte, rief er einen Mob auf, „wie der Teufel“zu kämpfen. Der Impeachmen­t-Prozess gehört zwingend zur Aufarbeitu­ng dieses Kapitels. Auch wenn es kurzfristi­g politische Gründe gäbe, auf ihn zu verzichten.

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