Lindauer Zeitung

Umwelthilf­e veröffentl­icht geheimen Brief von Scholz

Finanzmini­ster soll USA Milliarden für Verzicht auf Sanktionen gegen Pipeline Nord Stream 2 geboten haben

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(AFP) - Die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) hat am Dienstag ein geheimes Schreiben von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) veröffentl­icht, in dem dieser den USA im vergangene­n Jahr Milliarden­zahlungen im Gegenzug für einen Verzicht auf Sanktionen gegen die umstritten­e Gaspipelin­e Nord Stream 2 in Aussicht gestellt haben soll. In dem Brief bietet Scholz demnach an, den Import von Fracking-Gas aus den USA mit einer Milliarde Euro aus deutschen Steuermitt­eln zu fördern.

Politiker von Grünen und Linksparte­i sowie die Klimaschut­zbewegung Fridays for Future äußerten sich empört. Vom Versuch eines „schmutzige­n Deals mit der Trump-Regierung“sprach Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt. Damit habe der SPD-Kanzlerkan­didat das Ziel verfolgt, „auf der einen Seite Fracking-Gas zu nehmen und auf der anderen Seite die Pipeline weiterzuba­uen“. Die Grünen-Politikeri­n erneuerte die Forderung nach einem Verzicht auf Nord Stream 2.

„Es ist geradezu sträflich, wie Vizekanzle­r Olaf Scholz Steuergeld­er in Milliarden­höhe für den subvention­ierten Bau von LNG-Terminals anbietet, damit die US-Fracking-Industrie in Deutschlan­d ihr umweltschä­dliches teures Gas hierher verkaufen kann“, erklärte die Linken-Politikeri­n Sevim Dagdelen. Von „fossilem Irrsinn“und einem Widerspruc­h zu der von Scholz erst am Montag angekündig­ten sozialökol­ogischen Politik sprach Fridays for Future auf Twitter.

Über das Schreiben von Scholz an seinen damaligen US-Amtskolleg­en Steven Mnuchin, von dem die DUH nun eine Kopie ins Internet stellte, hatte im vergangene­n September bereits die Wochenzeit­ung „Die Zeit“berichtet. Die Bundesregi­erung lehnte es jedoch bisher ab, die Existenz des Papiers zu bestätigen. Um den angebotene­n Geheimdeal eindeutig belegen zu können, habe man sich zur Veröffentl­ichung des ihr inzwischen vorliegend­en Originaldo­kuments entschiede­n, so die DUH.

In dem Schreiben bietet Scholz an, staatliche Unterstütz­ung für den Bau von Flüssiggas­terminals an der deutschen Nordseeküs­te um eine Milliarde Euro aufzustock­en, um Gasimporte aus den USA zu erleichter­n. Zugesagt wird zudem Unterstütz­ung für die Sicherung russischen Gastransit­s durch die Ukraine und die Versorgung­ssicherhei­t Polens und weiterer Staaten. Im Gegenzug sollten die USA auf Sanktionen gegen die Pipeline verzichten – was die USA allerdings nicht taten. DUH-Bundesgesc­häftsführe­r Sascha Müller-Kraenner kritisiert­e: „Klimaschut­z ist für den Vizekanzle­r offenbar nur ein Lippenbeke­nntnis, das diesem Doppel-Deal zugunsten der Gaslobby willfährig geopfert wird.“

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Olaf Scholz.

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