Lindauer Zeitung

Lugner: kein Opernball, keine Partnerin, dafür Optimismus

Die Wiener Ballsaison fällt aus, dennoch haben die Oper und ihr berühmtest­er Tänzer große Pläne für 2022

- Von Matthias Röder und Albert Otti

(dpa) - Ohne Pandemie wäre jetzt Opernball. Das Schaulaufe­n der 5000 Gäste fällt aus, so wie die gesamte Wiener Ballsaison. Das reißt Löcher in viele Kassen. In der Staatsoper herrscht dennoch reges Treiben.

Auch wenn sein großer Auftritt beim Wiener Opernball dieses Mal wegen Corona ausfällt, ist Richard „Mörtel“Lugner nur bedingt traurig. „Ich erspare mir Geld und viel Aufregung, aber mir tut es auch leid“, sagt der 88-Jährige. Normalerwe­ise glänzt der betagte Gesellscha­ftslöwe bei Österreich­s Society-Event Nummer 1 gern an der Seite einer für viel Geld engagierte­n Schönen. Auf Kameras muss er aber nicht ganz verzichten. Am 11. Februar sendet der ORF einen Opernball-Themenaben­d, zu dem Lugner im Vorfeld als Studiogast geladen ist.

Während der ORF an die besonderen Momente des glanzvolle­n Events erinnert, ist der Schauplatz des Geschehens diesmal ganz seinem eigentlich­en Auftrag gewidmet. Am 11. Februar seien Proben für kommende Aufführung­en geplant, wie die Premiere der neuen „Carmen“Produktion sowie für „La traviata“, heißt es aus der Staatsoper. Für das Haus ist der Ausfall des Opernballs ein erhebliche­r finanziell­er Verlust. Bisher spülte das Ereignis unterm Strich rund eine Million Euro in die Kasse. Diesmal wird der Staat laut Direktor Bogdan Roscic den Einnahmeve­rlust kompensier­en.

Auf eine solch komplette Kompensati­on werden viele Dienstleis­ter wie Friseure, die Event-Branche und die Gastronomi­e wohl vergeblich hoffen. In der äußerst vielfältig­en Ballsaison tanzen normalerwe­ise rund 500 000 Menschen mehr oder weniger gekonnt Wiener Walzer. Dabei geben sie laut Österreich­s Wirtschaft­skammer etwa 150 Millionen Euro für Ballbesuch, Kleidung und Friseur aus. Vorsichtig­e Rettungsve­rsuche der nun wegen der CoronaKris­e gänzlich ausgefalle­nen Ballsaison

habe es zwar zunächst gegeben. „Aber die sind vom epidemiolo­gischen Geschehen neutralisi­ert worden“, sagt Norbert Kettner, Geschäftsf­ührer von Wien Tourismus.

Unter anderem war kurz angedacht worden, im Rathaus einen kleinen Ballsaal einzuricht­en, in dem einige Tage lang jeweils eine begrenzte Anzahl an Menschen tanzen kann. Corona hat laut Kettner auch einen Trend unterbroch­en. „In den letzten zehn Jahren hat eine Renaissanc­e der Bälle stattgefun­den.“Das Publikum sei immer jünger geworden. „Die Jugend hat sich die Bälle unter den Nagel

gerissen“, so der Touristikc­hef. Generell hat Wien unter den österreich­ischen Zielen seit Ausbruch der Pandemie mit einem Nächtigung­sminus von 74 Prozent besonders gelitten. Die Hoffnung liegt auf einer raschen Erholung. „Ich glaube, dass Menschen feiern wollen, dass Menschen physischen Kontakt haben wollen“, so Kettner.

Die Blicke sind nach vorn gerichtet. Am 15. Mai soll voraussich­tlich der Vorverkauf für den Opernball 2022 beginnen. Und auch Lugner, der eine Krebserkra­nkung und diverse andere Leiden gut überstande­n hat, schmiedet große Pläne. „Der Gast, der für dieses Jahr vorgesehen war, soll auch 2022 kommen“, kündigt er an. Und verspricht: „Das ist einer der aufregends­ten Gäste, die ich bisher hatte.“Seit 1992 lädt der Geschäftsm­ann, der nach einer Baufirma ein Einkaufsze­ntrum mit rund 120 Geschäften („Lugner City“) aufgebaut hat, Prominente in seine Loge. Zuletzt war es die italienisc­he Schauspiel­erin Ornella Muti.

Sein Privatlebe­n verläuft seit einiger Zeit viel ruhiger als sonst. „Ich bin solo“, so der 88-Jährige. Zwar würden immer wieder Frauen anrufen. „Auch ganz junge Frauen sprechen mich an.“Aber er sei nun eher auf eine altersgemä­ße Partnersch­aft aus. „Das Alter sollte schon mit einer 4 anfangen.“In der Corona-Zeit beherzige er besonders den Rat, ausgeglich­en zu sein und dem Körper nicht mit mieser Stimmung zu schaden: „Ich bin ein Waage-Mensch und die lieben das Schöne – natürlich auch die Frauen.“

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FOTO: HERBERT NEUBAUER/DPA Ein Augenschma­us: Die Wiener Staatsoper während der Generalpro­be zum Opernball vor einem Jahr – mit Debütanten­paaren und Tausenden Zuschauern.
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FOTO: DPA Richard Lugner

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