Gas-Explosion war offenbar Unglück
Polizei sichert nach Verpuffung beim BRK in Memmingen ein Stück der Leitung
- Weiter unklar ist die Ursache für die Gas-Explosion in der Rettungswache des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), bei der am Freitagmorgen fünf Personen verletzt wurden. Die Polizei geht von einem Unglück aus. Ein Teil der Gasleitung (insgesamt gibt es in Memmingen 200 Kilometer) wurde gesichert und zur weiteren Untersuchung in ein Labor des Landeskriminalamts (LKA) gebracht. Eine weitere Explosionsgefahr bestehe nicht mehr, seitdem die Leitung am Freitag abgestellt wurde.
Von der Donaustraße aus sieht am Montag alles fast harmlos aus. Nur mehrere mit Holzplatten gesicherte Fenster sowie drei Baustellenlöcher vor dem Gebäude erinnern an den lauten Knall und die starke Druckwelle. Im Inneren des Gebäudes sieht es jedoch anders aus. Von einem „Trümmerfeld“spricht Wilhelm Lehner, der BRK-Kreisgeschäftsführer Memmingen-Unterallgäu. Überall liegen Scherben und Büromaterial herum, Zwischenwände sind zerstört, andere weisen Risse auf.
Neben dem Raum, in dem die Explosion gegen 6 Uhr beim Einschalten des Lichtschalters durch eine Reinigungskraft ausgelöst wurde, sind weitere Büros und auch der Aufenthaltsraum der Wache samt Küche betroffen – dort hielten sich die vier Rotkreuzler auf, die durch die Verpuffung leicht verletzt wurden. Während sie alle wieder aus dem Klinikum Memmingen raus sind, liegt die Reinigungskraft weiter in einer Spezialklinik in Murnau. Die 56-Jährige erlitt schmerzhafte Verbrennungen zweiten Grades unter anderem im Gesicht mit tiefer gehenden Hautverletzungen.
Derweil geht die Ursachensuche weiter. Unter Beobachtung von LKASachverständigen und Memminger Kripo legten die Stadtwerke die Leitungen an drei Stellen vor dem BRKGebäude und einem benachbarten Bestattungsinstitut frei und sicherten ein Teilstück der Gasinstallation. Feinmikroskopisch wird nun nach einem etwaigen Leck gesucht. Das werde allerdings mehrere Wochen dauern, sagt Polizeisprecher Dominic Geissler. Er betont jedoch: „Wir haben derzeit keine Hinweise auf fahrlässiges oder sogar vorsätzliches Fremdverschulden.“Heißt übersetzt: Die Polizei geht derzeit von einem Unglück aus.
Wie genau es dazu kommen konnte, ist unklar. Unter dem BRK-Gebäude liegt zwar ein Gasanschluss – der wurde aber bereits vor Jahren stillgelegt und ordnungsgemäß verschlossen. Die Polizei geht davon aus, dass sich ein entzündbares Luft-Gasgemisch im Haus sammelte. Dieses ging nach derzeitigen Ermittlungserkenntnissen
von einem Kellerraum aus und verbreitete sich, bevor es zur Explosion kam.
„Mich wundert, dass niemand das Gas gerochen hat“, sagt Memmingens Stadtwerke-Leiter Peter Domaschke. Denn Gas werde permanent „odoriert“, also mit einer stinkenden Substanz angereichert. Diese sollte auch durch Gesichtsmasken wahrnehmbar sein. Domaschke sieht als mögliche Ursachen für das Gas eine korrodierte Leitung oder Schäden durch die mechanischen Schwingungen, die durch den starken Verkehr auf der Donaustraße verursacht worden sein könnten.
Wie hoch der Schaden durch die Explosion ist – bisher geht man von einer mittleren sechsstelligen EuroSumme aus –, ermittelt in den kommenden Tagen die Versicherung des BRK. „Die Statiker haben uns zwar erlaubt, die Räume wieder zu betreten. Aber ob wir schon mit dem Aufräumen anfangen dürfen, ist noch unklar – daher fassen wir derzeit noch nichts an“, sagt Geschäftsführer Lehner.
Die Einsatzbereitschaft des BRK bleibt jedoch bestehen. Denn die Retter kamen samt Fahrzeugen bei den Maltesern unter und rücken von dort erst einmal zu ihren Einsätzen aus. „Dafür sind wir Bruno Ollech und seinen Leuten sehr dankbar“, sagt Lehner. Die Hilfsbereitschaft aller örtlichen Blaulicht-Organisationen sei „unglaublich“.
Grundsätzlich könnte ein Notbetrieb auch in der beschädigten Rettungswache in der Donaustraße erfolgen. „Eine Umnutzung der Räume wäre möglich“, so Lehner. Aber das BRK warte zunächst die weiteren Untersuchungen ab. Zumal der hintere Bereich mit seinem Schulungsraum schwerer beschädigt ist und das Flachdach vom Technischen Hilfswerk mit Holzbalken und Schwerlaststützen aus Metall gesichert werden musste – auch wenn es wohl nicht akut einsturzgefährdet war. Die Druckwelle hatte das Dach jedoch angehoben.