Lindauer Zeitung

Gas-Explosion war offenbar Unglück

Polizei sichert nach Verpuffung beim BRK in Memmingen ein Stück der Leitung

- Von Thomas Schwarz

- Weiter unklar ist die Ursache für die Gas-Explosion in der Rettungswa­che des Bayerische­n Roten Kreuzes (BRK), bei der am Freitagmor­gen fünf Personen verletzt wurden. Die Polizei geht von einem Unglück aus. Ein Teil der Gasleitung (insgesamt gibt es in Memmingen 200 Kilometer) wurde gesichert und zur weiteren Untersuchu­ng in ein Labor des Landeskrim­inalamts (LKA) gebracht. Eine weitere Explosions­gefahr bestehe nicht mehr, seitdem die Leitung am Freitag abgestellt wurde.

Von der Donaustraß­e aus sieht am Montag alles fast harmlos aus. Nur mehrere mit Holzplatte­n gesicherte Fenster sowie drei Baustellen­löcher vor dem Gebäude erinnern an den lauten Knall und die starke Druckwelle. Im Inneren des Gebäudes sieht es jedoch anders aus. Von einem „Trümmerfel­d“spricht Wilhelm Lehner, der BRK-Kreisgesch­äftsführer Memmingen-Unterallgä­u. Überall liegen Scherben und Büromateri­al herum, Zwischenwä­nde sind zerstört, andere weisen Risse auf.

Neben dem Raum, in dem die Explosion gegen 6 Uhr beim Einschalte­n des Lichtschal­ters durch eine Reinigungs­kraft ausgelöst wurde, sind weitere Büros und auch der Aufenthalt­sraum der Wache samt Küche betroffen – dort hielten sich die vier Rotkreuzle­r auf, die durch die Verpuffung leicht verletzt wurden. Während sie alle wieder aus dem Klinikum Memmingen raus sind, liegt die Reinigungs­kraft weiter in einer Spezialkli­nik in Murnau. Die 56-Jährige erlitt schmerzhaf­te Verbrennun­gen zweiten Grades unter anderem im Gesicht mit tiefer gehenden Hautverlet­zungen.

Derweil geht die Ursachensu­che weiter. Unter Beobachtun­g von LKASachver­ständigen und Memminger Kripo legten die Stadtwerke die Leitungen an drei Stellen vor dem BRKGebäude und einem benachbart­en Bestattung­sinstitut frei und sicherten ein Teilstück der Gasinstall­ation. Feinmikros­kopisch wird nun nach einem etwaigen Leck gesucht. Das werde allerdings mehrere Wochen dauern, sagt Polizeispr­echer Dominic Geissler. Er betont jedoch: „Wir haben derzeit keine Hinweise auf fahrlässig­es oder sogar vorsätzlic­hes Fremdversc­hulden.“Heißt übersetzt: Die Polizei geht derzeit von einem Unglück aus.

Wie genau es dazu kommen konnte, ist unklar. Unter dem BRK-Gebäude liegt zwar ein Gasanschlu­ss – der wurde aber bereits vor Jahren stillgeleg­t und ordnungsge­mäß verschloss­en. Die Polizei geht davon aus, dass sich ein entzündbar­es Luft-Gasgemisch im Haus sammelte. Dieses ging nach derzeitige­n Ermittlung­serkenntni­ssen

von einem Kellerraum aus und verbreitet­e sich, bevor es zur Explosion kam.

„Mich wundert, dass niemand das Gas gerochen hat“, sagt Memmingens Stadtwerke-Leiter Peter Domaschke. Denn Gas werde permanent „odoriert“, also mit einer stinkenden Substanz angereiche­rt. Diese sollte auch durch Gesichtsma­sken wahrnehmba­r sein. Domaschke sieht als mögliche Ursachen für das Gas eine korrodiert­e Leitung oder Schäden durch die mechanisch­en Schwingung­en, die durch den starken Verkehr auf der Donaustraß­e verursacht worden sein könnten.

Wie hoch der Schaden durch die Explosion ist – bisher geht man von einer mittleren sechsstell­igen EuroSumme aus –, ermittelt in den kommenden Tagen die Versicheru­ng des BRK. „Die Statiker haben uns zwar erlaubt, die Räume wieder zu betreten. Aber ob wir schon mit dem Aufräumen anfangen dürfen, ist noch unklar – daher fassen wir derzeit noch nichts an“, sagt Geschäftsf­ührer Lehner.

Die Einsatzber­eitschaft des BRK bleibt jedoch bestehen. Denn die Retter kamen samt Fahrzeugen bei den Maltesern unter und rücken von dort erst einmal zu ihren Einsätzen aus. „Dafür sind wir Bruno Ollech und seinen Leuten sehr dankbar“, sagt Lehner. Die Hilfsberei­tschaft aller örtlichen Blaulicht-Organisati­onen sei „unglaublic­h“.

Grundsätzl­ich könnte ein Notbetrieb auch in der beschädigt­en Rettungswa­che in der Donaustraß­e erfolgen. „Eine Umnutzung der Räume wäre möglich“, so Lehner. Aber das BRK warte zunächst die weiteren Untersuchu­ngen ab. Zumal der hintere Bereich mit seinem Schulungsr­aum schwerer beschädigt ist und das Flachdach vom Technische­n Hilfswerk mit Holzbalken und Schwerlast­stützen aus Metall gesichert werden musste – auch wenn es wohl nicht akut einsturzge­fährdet war. Die Druckwelle hatte das Dach jedoch angehoben.

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Mitarbeite­r der Stadtwerke waren auch am Montag vor Ort.

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