Lindauer Zeitung

Der Adler hat ein Bleiberech­t

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Zur Diskussion um das Adler-Denkmal: Es scheint, dass während beklagter Corona-Ödnis in Lindau plötzlich ein Aufregerth­ema entdeckt worden ist, und vielleicht wirken BismarckBa­shing und Preußensch­elte bald virulent ansteckend. Der steinerne Adler am Hoyerberg wurde nach jahrzehnte­langem Vorlauf 1931 eingeweiht, da sollte meines Erachtens nicht zu rasch fürs Schleifen plädiert werden. Beim „Achberger Feldzug“1866 wollten zwölf sangesfreu­dige Lindauer Honoratior­en spontan die Hohenzolle­rn-Enklave für die österreich­isch-süddeutsch­e Sache entsetzen und befreien – und genierten sich bald ob dieses Schwabenst­reichs, als sie „hernach wohl fast alle ebenso begeistert­e Anhänger als frühere Gegner des späteren deutschen Kaisers Wilhelm I. und seines großen Kanzlers „Fürsten Bismarck geworden sind“(so Heinrich Schützinge­r im Beitrag in Wolfarts Stadtgesch­ichte).

Das nationale Hochgefühl war sicher den Lindauern nicht nur oktroyiert, ist uns heute ziemlich fremd, doch die Franzosen, „Erbfeinde“von 1870/71, haben sich in der Besatzungs­zeit ab 1945 nicht am Lindauer Adler gestört. Auf Markstücke­n und Euromünzen ist ein Adler eingeprägt, im Bundestag hängt die „fette Henne“. Da hat auch der markantmer­kwürdige Lindauer Adler ein Bleiberech­t, meine ich, und rege an, ihn stärker und deutlicher bei den zehn Stationen des Lindauer Friedenswe­gs zu integriere­n.

Mich fasziniert auch die Idee der künstleris­chen Adler-Mutation: zeitweilig verhüllt oder ganz konkrete Projektion­sfläche, zum Beispiel regenbogen­bunt

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