Lindauer Zeitung

Nur Kabine und Tribüne – noch hilft Huntelaar nicht

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(SID) - Klaas-Jan Huntelaar sitzt auf der Tribüne, die Maske verdeckt jede Gefühlsreg­ung. Unten auf dem Platz verliert Schalke 04 erneut, schießt wieder kein Tor. Der vermeintli­che Retter, der mit seinen Treffern den Abstieg verhindern soll, schaut verletzt zu.

„Diffizil“nennt Trainer Christian Gross die Konstituti­on des Niederländ­ers, dennoch „kein Fehler“sei die Verpflicht­ung des 37-Jährigen, betont Sportvorst­and Jochen Schneider. Tatsache ist: Ganze zehn Minuten hat Huntelaar seit seiner Rückkehr vor drei Wochen gespielt, zwei Tore hat Schalke in den fünf Pflichtspi­elen seitdem erzielt – und einen mageren Punkt geholt. Der Rückstand auf den Relegation­splatz ist von fünf auf neun Zähler angewachse­n.

Genau diese Entwicklun­g hatte eigentlich der Torschütze­nkönig von 2012 verhindern sollen. „In erster Linie Tore“erwartete Gross vom „Hunter“, als der Mitte Januar von Ajax Amsterdam nach Gelsenkirc­hen zurückkehr­te. Mit im Gepäck: eine Wadenverle­tzung, die er im letzten Spiel für den niederländ­ischen Rekordmeis­ter erlitten hatte, als er nach seiner späten Einwechslu­ng mit zwei Toren binnen einer Minute den 3:1Sieg in Enschede sicherte. „Wir wussten um diese Beschwerde­n und haben mit Klaas-Jan sehr ausführlic­h hierüber gesprochen“, sagte Schneider. Den sportmediz­inischen Test vor der Verpflicht­ung bestand Huntelaar, eigentlich sollte er sofort helfen. Doch bislang musste er sich auf aufmuntern­de Worte in der Kabine beschränke­n, auf den Platz kam er nur beim 1:1 bei Werder Bremen vor anderthalb Wochen – für zehn Minuten.

Wenn er fit sei, könne er „auch 90 Minuten spielen“, betonte Huntelaar noch vor zwei Wochen, „jetzt brauche ich ein bisschen Aufbau, dann geht es wieder“. Doch auch beim 0:3 gegen RB Leipzig ging es nicht, die Verletzung sei „wieder aufgebroch­en“, berichtete Gross, „wir haben versucht, ihn möglichst schnell wieder fit zu kriegen, das hat nicht gepasst“.

Den Verdacht, dass der als „Schleifer“geltende Fitness-Chef Werner Leuthard zu schnell zu viel von Huntelaar gefordert habe, wies Gross zurück. „Die Kommunikat­ion mit den Physios stimmte“, sagte der Schweizer, „ich würde niemandem irgendeine­n Vorwurf machen.“Auch nicht Manager Schneider, der den Publikumsl­iebling möglicherw­eise unter falschen Voraussetz­ungen zurückgeho­lt hat? „Das Urteil wäre zu früh“, meinte Gross. Und Schneider wehrte sich: „Verletzung­en gehören leider zum Sport dazu.“Huntelaar habe außerdem „seit Tag eins eine ganz wichtige Rolle in der Kabine übernommen“. Doch allein dafür hatte Schalke ihn mitnichten gewollt.

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