Die Kirsche von Katar
Der FC Bayern weiß vor dem Finale der Club-WM gegen UANL Tigres: „Es liegt an uns“
- Am Tag nach dem Finaleinzug bei der Club-WM gingen die Bayern baden, zumindest die Startelfspieler um Doppelpack-Torschütze Robert Lewandowski & Co., für die im Wüstenklima von Doha Regeneration angesagt war. Stabilisationsübungen im Wasser, dazu ein wenig Strampeln auf den Fahrrad-Ergometern im Mannschaftshotel. Die Reservisten und Einwechselspieler absolvierten eine volle Einheit auf dem Platz. Dienstag ist der Tag nach dem Spiel, am Mittwoch folgt schon wieder das Abschlusstraining. Und am Donnerstag die Krönung?
Letztlich souverän, mit einem längeren Durchhänger, aber dann doch verdient gewann der Favorit FC Bayern mit 2:0 (1:0) gegen Afrika-Vertreter Al Ahly aus Kairo. Kein Glanzstück, eher aus der Kategorie solide Hausmannskost. Nach dem Bau der Pyramiden von Gizeh und dem Leuchtturm von Pharos, zwei der sieben Weltwunder der Antike, die auf das Konto der Ägypter gehen, konnte Al Ahly in der Neuzeit kein weiteres Mirakel hinzufügen.
Im Endspiel trifft der ChampionsLeague-Sieger am Donnerstag (19 Uhr) im „Education City Stadium“, eigens für die Winter-WM 2022 errichtet und erst im vergangenen Jahr eröffnet, überraschend auf UANL Tigres aus Mexiko, die gegen den brasilianischen Vertreter Palmeiras mit 1:0 triumphiert hatten.
„Nach der Reise waren die Beine in der zweiten Halbzeit vielleicht ein bisschen schwer. Aber je länger wir hier sind, desto besser wird unsere Form“, sagte Lewandowski und forderte von sich und seinen Mitspielern: „Wenn wir im Finale die Chancen kreieren wie im Halbfinale, müssen wir sie konsequenter nutzen. Im Finale musst du zeigen, dass du besser bist und es mehr willst.“Und die Unsicherheiten der zweiten Halbzeit gegen die Ägypter, gepaart mit Lässigkeit und Müdigkeit, gar nicht aufkommen lassen. Den stets riskanten Schongangmodus kann man sich nicht noch einmal erlauben. Aber man hat ja Robert Lewandowski, den Weltfußballer, der immer und überall trifft.
Den vergangenen Freitag im Berliner Schneegestöber verschossenen Foulelfmeter hat er längst hinter sich gelassen – ebenso wie die Posse um den wegen fehlender Genehmigung um siebeneinhalb Stunden verspätet gestarteten Charterflug nach Doha. Der Mittelstürmer, natürlich als „Man of the Match“ausgezeichnet, sicherte Bayerns Finaleinzug nach den Vorlagen von Serge Gnabry und Leroy Sané mit seinen Saisontoren 28 und 29 (!) im 27. Pflichtspiel. Eine irre Bilanz.
Wie die sechs Richtigen, die der FC Bayern nun anstrebt. Sechs aus sechs wäre eine hundertprozentige Quote. Am Donnerstag geht es außer um die FIFA-Prämie von fünf Millionen Dollar auch um den vereinshistorisch einmaligen sechsten Titel der Spielzeit 2019/20. Solch eine weltweite Machtdemonstration eines Vereins, solch ein Trophäen-Sixpack war zuvor nur dem FC Barcelona unter Pep Guardiola 2009 gelungen. „Wir wollen den Titel holen. Wenn uns das gelingt, hat die Mannschaft eine überragende Saison mit dem sechsten Titel abgeschlossen. Auch in der herausragenden Vereinshistorie des FC Bayern wäre das ein außerordentlicher Erfolg“, sagte der Mann, der dafür verantwortlich ist: Hansi Flick, der Mastermind des Erfolgs. Der 55-Jährige
Bayern-Trainer Hansi Flick angesichts der offiziell 12 000 Zuschauer beim
Spiel gegen Al Ahly strebt seinen zweiten WM-Titel an, kann neben der Weltmeisterschaft mit der Nationalelf 2014 in Brasilien, als er Bundestrainer Joachim Löw Taktik und Trainingspläne einflüsterte, nun auch die WM für Vereinsmannschaften gewinnen.
Hansi Flick wäre nicht Hansi Flick, wüsste er nicht schon Bescheid über die Stärken der Mexikaner. „Eine sehr athletische Mannschaft mit sehr viel Dynamik und Intensität in ihrem Spiel“, analysierte der Cheftrainer nach dem TV-Studium des 1:0 der UANL Tigres (steht übrigens für: Universidad Autónoma de Nuevo León, also autonome Universität des Bundesstaates Nuevo León) gegen Palmeiras und meinte: „Ich war sehr beeindruckt von ihrer Leistung.“Goalgetter Lewandowski verkündete: „Dass wir jetzt da stehen, wo wir stehen, dafür haben wir hart gearbeitet. Es liegt an uns. Der Titel wäre die Kirsche auf der Torte.“
Leon Goretzka und Javi Martínez, die nach ihrer Corona-Infektion die erforderliche Quarantäne beenden konnten, werden nicht nachreisen. „Wichtig ist, dass sie in München trainieren und am Montag gegen Bielefeld zur Verfügung stehen können“, betonte Hansi Flick. Bei der Rückkehr in den Bundesliga-Alltag wollen die Bayern mit einem ganz speziellen FIFA-Abzeichen auf den Trikots auflaufen: mit dem für die beste Clubmannschaft der Welt.
„Es ist schön, dass man
ein bisschen mehr Stimmung hat, ich habe
ein bisschen mehr Stimme gebraucht, um gehört zu werden. Das war ein schöner
Anfang.“