Lindauer Zeitung

Die Kirsche von Katar

Der FC Bayern weiß vor dem Finale der Club-WM gegen UANL Tigres: „Es liegt an uns“

- Von Patrick Strasser

- Am Tag nach dem Finaleinzu­g bei der Club-WM gingen die Bayern baden, zumindest die Startelfsp­ieler um Doppelpack-Torschütze Robert Lewandowsk­i & Co., für die im Wüstenklim­a von Doha Regenerati­on angesagt war. Stabilisat­ionsübunge­n im Wasser, dazu ein wenig Strampeln auf den Fahrrad-Ergometern im Mannschaft­shotel. Die Reserviste­n und Einwechsel­spieler absolviert­en eine volle Einheit auf dem Platz. Dienstag ist der Tag nach dem Spiel, am Mittwoch folgt schon wieder das Abschlusst­raining. Und am Donnerstag die Krönung?

Letztlich souverän, mit einem längeren Durchhänge­r, aber dann doch verdient gewann der Favorit FC Bayern mit 2:0 (1:0) gegen Afrika-Vertreter Al Ahly aus Kairo. Kein Glanzstück, eher aus der Kategorie solide Hausmannsk­ost. Nach dem Bau der Pyramiden von Gizeh und dem Leuchtturm von Pharos, zwei der sieben Weltwunder der Antike, die auf das Konto der Ägypter gehen, konnte Al Ahly in der Neuzeit kein weiteres Mirakel hinzufügen.

Im Endspiel trifft der ChampionsL­eague-Sieger am Donnerstag (19 Uhr) im „Education City Stadium“, eigens für die Winter-WM 2022 errichtet und erst im vergangene­n Jahr eröffnet, überrasche­nd auf UANL Tigres aus Mexiko, die gegen den brasiliani­schen Vertreter Palmeiras mit 1:0 triumphier­t hatten.

„Nach der Reise waren die Beine in der zweiten Halbzeit vielleicht ein bisschen schwer. Aber je länger wir hier sind, desto besser wird unsere Form“, sagte Lewandowsk­i und forderte von sich und seinen Mitspieler­n: „Wenn wir im Finale die Chancen kreieren wie im Halbfinale, müssen wir sie konsequent­er nutzen. Im Finale musst du zeigen, dass du besser bist und es mehr willst.“Und die Unsicherhe­iten der zweiten Halbzeit gegen die Ägypter, gepaart mit Lässigkeit und Müdigkeit, gar nicht aufkommen lassen. Den stets riskanten Schongangm­odus kann man sich nicht noch einmal erlauben. Aber man hat ja Robert Lewandowsk­i, den Weltfußbal­ler, der immer und überall trifft.

Den vergangene­n Freitag im Berliner Schneegest­öber verschosse­nen Foulelfmet­er hat er längst hinter sich gelassen – ebenso wie die Posse um den wegen fehlender Genehmigun­g um siebeneinh­alb Stunden verspätet gestartete­n Charterflu­g nach Doha. Der Mittelstür­mer, natürlich als „Man of the Match“ausgezeich­net, sicherte Bayerns Finaleinzu­g nach den Vorlagen von Serge Gnabry und Leroy Sané mit seinen Saisontore­n 28 und 29 (!) im 27. Pflichtspi­el. Eine irre Bilanz.

Wie die sechs Richtigen, die der FC Bayern nun anstrebt. Sechs aus sechs wäre eine hundertpro­zentige Quote. Am Donnerstag geht es außer um die FIFA-Prämie von fünf Millionen Dollar auch um den vereinshis­torisch einmaligen sechsten Titel der Spielzeit 2019/20. Solch eine weltweite Machtdemon­stration eines Vereins, solch ein Trophäen-Sixpack war zuvor nur dem FC Barcelona unter Pep Guardiola 2009 gelungen. „Wir wollen den Titel holen. Wenn uns das gelingt, hat die Mannschaft eine überragend­e Saison mit dem sechsten Titel abgeschlos­sen. Auch in der herausrage­nden Vereinshis­torie des FC Bayern wäre das ein außerorden­tlicher Erfolg“, sagte der Mann, der dafür verantwort­lich ist: Hansi Flick, der Mastermind des Erfolgs. Der 55-Jährige

Bayern-Trainer Hansi Flick angesichts der offiziell 12 000 Zuschauer beim

Spiel gegen Al Ahly strebt seinen zweiten WM-Titel an, kann neben der Weltmeiste­rschaft mit der Nationalel­f 2014 in Brasilien, als er Bundestrai­ner Joachim Löw Taktik und Trainingsp­läne einflüster­te, nun auch die WM für Vereinsman­nschaften gewinnen.

Hansi Flick wäre nicht Hansi Flick, wüsste er nicht schon Bescheid über die Stärken der Mexikaner. „Eine sehr athletisch­e Mannschaft mit sehr viel Dynamik und Intensität in ihrem Spiel“, analysiert­e der Cheftraine­r nach dem TV-Studium des 1:0 der UANL Tigres (steht übrigens für: Universida­d Autónoma de Nuevo León, also autonome Universitä­t des Bundesstaa­tes Nuevo León) gegen Palmeiras und meinte: „Ich war sehr beeindruck­t von ihrer Leistung.“Goalgetter Lewandowsk­i verkündete: „Dass wir jetzt da stehen, wo wir stehen, dafür haben wir hart gearbeitet. Es liegt an uns. Der Titel wäre die Kirsche auf der Torte.“

Leon Goretzka und Javi Martínez, die nach ihrer Corona-Infektion die erforderli­che Quarantäne beenden konnten, werden nicht nachreisen. „Wichtig ist, dass sie in München trainieren und am Montag gegen Bielefeld zur Verfügung stehen können“, betonte Hansi Flick. Bei der Rückkehr in den Bundesliga-Alltag wollen die Bayern mit einem ganz speziellen FIFA-Abzeichen auf den Trikots auflaufen: mit dem für die beste Clubmannsc­haft der Welt.

„Es ist schön, dass man

ein bisschen mehr Stimmung hat, ich habe

ein bisschen mehr Stimme gebraucht, um gehört zu werden. Das war ein schöner

Anfang.“

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FOTO: HUSSEIN SAYED/DPA Alle um einen: Der FC Bayern München bejubelt das 1:0 gegen Al Ahly SC – und Robert Lewandowsk­i (4. v. re.).

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