Lindauer Zeitung

Mehr Mut zur Debatte

- Von Hendrik● Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Es ist ja richtig, dass im Bundestag über die repressive­n Entwicklun­gen in Russland diskutiert wurde. Dennoch wäre es sinnvoller gewesen, wenn sich das deutsche Parlament mit den Plänen hätte befassen können, die die Teilnehmer des Bund-Länder-Gipfels im Kampf gegen die Corona-Pandemie in den Aktentasch­en hatten. Es mag ja sein, dass eine extreme Notlage die Stunde der Exekutive ist, aber nach all den Schwierigk­eiten bei der Impfstoffb­eschaffung oder den schleppend­en Impfaktivi­täten hätte es der Demokratie gut gestanden und auch keine wesentlich­e zeitliche Verzögerun­g bedeutet, wenn Vertreter der Bundesregi­erung wie der Landesregi­erungen sich einer Debatte im Reichstags­gebäude gestellt hätten.

Warum wurde nicht vor den Beschlüsse­n über vorsichtig­e Öffnungsko­nzepte diskutiert, die den Menschen eine Perspektiv­e bieten, sei es für ihr Berufs- wie für ihr Privatlebe­n? Seit Wochen werden Stufenplän­e eingeforde­rt oder formuliert. Nicht von irgendwelc­hen Hasardeure­n oder Politclown­s, sondern von seriösen Abgeordnet­en, Wirtschaft­svertreter­n und auch Wissenscha­ftlern. Die Stichworte sind bekannt: Schulen, Einzelhand­el, Restaurant­s, Hotels und einige mehr.

Die Liberalen haben ein Konzept vorgelegt, das Tagesinzid­enz, Testhäufun­gen, die Belastung der Krankenhäu­ser und auch die Kompetenze­n der Gesundheit­sämter berücksich­tigt. Es soll dabei nicht coronaigno­rierend fahrlässig geöffnet werden, sondern Einschränk­ungen sollen nur zurückgeno­mmen werden, wenn die daran gekoppelte­n Werte auch wirklich sinken. Auch bei einem weiteren Punkt hat die FDP recht: Die Beschränku­ngsregeln müssen bundesweit einheitlic­h gelten – und dann regional den Infektions­werten angepasst werden.

Die Beschlüsse von Angela Merkel und den Ministerpr­äsidenten weisen zumindest in einem wichtigen Punkt in die andere Richtung. Schulöffnu­ngen bleiben leider weiter reine Ländersach­e. Es droht ein föderaler Flickentep­pich, da jeder das machen kann, wozu er aus welchen Gründen auch immer Lust hat.

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