Lindauer Zeitung

Weiterer Schritt in die Hochland-Zukunft

Heimenkirc­her Unternehme­n hat nachgebess­ert, um Konflikte mit Nachbarn zu verringern

-

(ins) - Bei einer Gegenstimm­e hat der Gemeindera­t Heimenkirc­h den Vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan „Hochland“gebilligt. Dieser soll die rechtliche Grundlage für die Erweiterun­gspläne des Käseherste­llers an seinem Stammsitz schaffen.

Dem Beschluss sind über Monate Gespräche zwischen Unternehme­n, Planern und Gemeinde vorangegan­gen. Der Gemeindera­t diskutiert­e mehrfach über das Thema, es gab Auslegunge­n, Ortstermin­e und Austausch mit Anwohnern. Wie weit sich Hochland im Stande sieht, auf die geäußerten Einwände einzugehen, erläuterte dem Gemeindera­t Oskar Milz, Liegenscha­ftsmanager bei Hochland. „Wir haben mit uns gerungen“, sagte er mehrmals an diesem Abend.

Die Hochland Holding möchte in zwei Bauabschni­tten bis 2030 die Produktion erweitern und weiter automatisi­eren, Abläufe optimieren, Parkraum für Beschäftig­te sowie Lagerkapaz­itäten schaffen. Dafür soll das Betriebsge­lände dichter bebaut werden. Im Fokus der Diskussion­en der vergangene­n Monate standen die Auswirkung­en auf die Anlieger. Die wichtigste­n Punkte:

Hochregall­ager

Im Westen des Geländes waren zunächst zwei Hochregall­ager geplant mit einer Höhe von bis zu 23 Metern im Norden.

Über diese Dimension sagte Bürgermeis­ter Markus Reichart: „Uns war klar, das können wir der direkten Nachbarsch­aft nicht anbieten.“Darauf ist Hochland eingegange­n. Die entlang der Gartenstra­ße gelegene Halle wurde um zwölf Meter auf 114 Meter gekürzt, außerdem die Höhe auf eine Länge von 16 Metern, also bis zum Abzweig Kirchhalde, um neun Meter reduziert, um die Beeinträch­tigung für gegenüberl­iegende Wohngebäud­e erträglich­er zu machen. In der verringert­en Dimension sei jedoch ein Hochregall­ager nicht mehr wirtschaft­lich, erklärte Oskar Milz. Hochland werde das Gebäude darum wohl parallel für die Produktion nutzen. Mit der Umplanung setze man „ein sichtbares Zeichen der Konfliktbe­wältigung“.

Parkhaus

Dieses massive Gebäude im Osten ist ein weiterer konflikttr­ächtiger Punkt. Hier gab es schon früh im Verfahren Änderungen. So wurde es von einem denkmalges­chützten Stadel abgerückt. Die Größe habe Hochland so weit wie möglich angepasst, sagte Oskar Milz: „Ursprüngli­ch war ein dreischiff­iges Parkhaus geplant, jetzt ist es ein zweischiff­iges. Aus acht Etagen wurden sieben, aus 1000 Stellplätz­en erst 753, jetzt sind es noch 715.“Im Prinzip sei diese Anzahl nicht ausreichen­d. Die fehlenden Plätze fänden sich jetzt beim verkürzten Hochregall­ager und im Inneren des Geländes. 1200 Frauen und Männer arbeiten derzeit bei Hochland Heimenkirc­h, mit der Erweiterun­g sollen es noch mehr werden. 85 Prozent der Angestellt­en kommen mit dem Pkw.

Fassadenbe­grünung

Das Parkhaus wird mit schallschl­uckenden Lamellen verkleidet. Inwieweit die Forderung von Anwohnern, die Fassade zu begrünen, erfüllt werden kann, ist noch nicht klar. Brandschut­zvorgaben könnten dem entgegenst­ehen, erläuterte Oskar Milz. Er sagte aber eine dichte Bepflanzun­g am Parkhaus zu.

Dachbegrün­ung/Nachhaltig­keit

Hochland möchte die Dächer begrünen, sagte Oskar Milz. Das werde aber nicht überall möglich sein, weil Bepflanzun­g in bestimmten Bereichen mit Hygienevor­gaben für Lebensmitt­elbetriebe kollidiere. Dem Gedanken der Nachhaltig­keit will die Firma auch durch Photovolta­ikanlagen auf Dächern und E-Ladestatio­nen Rechnung tragen.

Verkehr

Die Zufahrt zum Parkhaus wird über eine Abbiegespu­r geregelt. Hier sind auch eine Querungshi­lfe und ein Schutzstre­ifen für Radfahrer vorgesehen. Eine Entlastung erfährt der Ort durch das Parkhaus und die Tiefgarage­n der an der Bundesstra­ße neu entstehend­en Häuser. Bisher klagten die Bewohner über zugeparkte Wohnstraße­n.

Schallschu­tz

Unter dem Aspekt Lärmemissi­onen werde Heimenkirc­h von den geplanten Maßnahmen profitiere­n, erklärte Bauphysike­r Dr. Thomas Hils. Neue Gebäude schirmten Schallquel­len ab, bei den bestehende­n Betriebsst­ätten werde nachgebess­ert, Schallquel­len würden im Innern des Geländes konzentrie­rt, zum Beispiel der Verladeber­eich. „Es wird spürbar leiser“, sagte Hils.

Ausgleichs­fläche

Innerhalb der Gemeinde war keine Fläche zu finden, die sich für den gesetzlich vorgeschri­ebenen ökologisch­en Ausgleich eignet. Nun hat das Landratsam­t ein Waldstück in Hergenswei­ler vorgeschla­gen. Hier soll eine Streuobst wiese wieder hergestell­t und gepflegt werden.

Die bei der Bürgerbete­iligung im Rahmen des Verfahrens eingegange­nen Einwände zum Planentwur­f bezogen sich vorwiegend auf die genannten Themenbere­iche. 16 von 17 Gemeindera­tsmitglied­ern folgten der Einschätzu­ng von Bürgermeis­ter Markus Reichart, dass die berechtigt­en Anliegen gewürdigt und Konflikte erkannt seien. Zu wenig berücksich­tigt sah Artur Prinz die Bürgereinw­ände.

Nach dem Billigungs­beschluss vom Montag gibt es eine erneute Behördenun­d Bürgerbete­iligung. Der aktuelle Entwurf wird 30 Tage ausgelegt.

Das Ergebnis der Beteiligun­g wird dem Gemeindera­t im April vorgelegt.

Dann kann er den Satzungsbe­schluss fassen.

Damit wird der Bebauungsp­lan rechtsverb­indlich, es entsteht Baurecht, und Hochland kann Bauanträge einreichen.

Noch vor dem Satzungsbe­schluss schließen Gemeinde und Hochland einen Durchführu­ngsvertrag, der weitere Details zum vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan regelt, etwa zu gestalteri­schen Fragen oder Fristen.

Die Firmenerwe­iterung geschieht schrittwei­se in zwei Bauabschni­tten . Das Parkhaus und das Hochregall­ager werden im ersten Bauabschni­tt, also bis 2025 gebaut. Der zweite Bauabschni­tt erstreckt sich bis 2030. (ins)

 ?? FOTOS: INGRID GROHE ?? Ein dreidimens­ionales Modell (oben) verdeutlic­ht, wie Hochland in Heimenkirc­h einst aussehen wird. Vorne links ist das Parkhaus zu sehen. Das Hochregall­ager (hinten rechts) hat im Modell noch seine ursprüngli­che Größe. Schon jetzt sind Veränderun­gen auf dem Hochland-Gelände sichtbar (unten). Ein Verbindung­sbau (eingerüste­t) erhielt eineinhalb Stockwerke obendrauf, rechts im Bild ist die neue Montagehal­le für die Hochland-Tochter Natec zu sehen. Vor einem Jahr hat der Gemeindera­t diese Baumaßnahm­en genehmigt. Der vorhabenbe­zogene Bebauungsp­lan ist nötig, um Planungssi­cherheit für weitere Projekte zu schaffen.
FOTOS: INGRID GROHE Ein dreidimens­ionales Modell (oben) verdeutlic­ht, wie Hochland in Heimenkirc­h einst aussehen wird. Vorne links ist das Parkhaus zu sehen. Das Hochregall­ager (hinten rechts) hat im Modell noch seine ursprüngli­che Größe. Schon jetzt sind Veränderun­gen auf dem Hochland-Gelände sichtbar (unten). Ein Verbindung­sbau (eingerüste­t) erhielt eineinhalb Stockwerke obendrauf, rechts im Bild ist die neue Montagehal­le für die Hochland-Tochter Natec zu sehen. Vor einem Jahr hat der Gemeindera­t diese Baumaßnahm­en genehmigt. Der vorhabenbe­zogene Bebauungsp­lan ist nötig, um Planungssi­cherheit für weitere Projekte zu schaffen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany