Obstbauer: Wintereinbruch tut Pflanzen gut
Bei Landwirt Christian Dillmann werden 70 000 Obstbäume in der Vegetationsruhe händisch geschnitten
- Überall in der Region sind die Obstbauern derzeit damit beschäftigt, ihre Kulturen auf das Frühjahr hin zu hegen und zu pflegen. „Wir nutzen nach dem vielen Schnee die milden Temperaturen, um unsere Bäume zurückzuschneiden und auf mögliche Schäden zu untersuchen, bevor sie in wenigen Wochen austreiben und uns hoffentlich eine gute Ernte bringen werden“, sagt Christian Dillmann aus Oberdorf. Er bewirtschaftet rund 27 Hektar Kernobst mit Äpfeln, Birnen und Kirschen.
In vierter Generation leitet Dillmann seinen landwirtschaftlichen Betrieb, zu dem Anbauflächen in Langenargen und Oberdorf gehören. Nach der Winterzeit ist es für ihn an der Zeit, sich vorrangig um den Rückschnitt der 70 000 Obstbäume zu kümmern. „Uns kommen die anstehenden milden Temperaturen gelegen, um diese Arbeiten zu erledigen. Auf der anderen Seite hoffen wir, dass sich der Winter noch einige Wochen hält, damit die Bäume nicht zu früh austreiben und ein Kälteeinbruch, wie wir ihn nach dem milden Winter im März 2020 erleben mussten, die Pflanzen womöglich schädigt“, erklärt der dreifache Familienvater.
Unzählige Obstbäume mit ihren austreibenden Blüten wurden damals mittels Beregnungsmaßnahmen unter einem künstlich herbeigeführten Eispanzer vor Erfrierungen geschützt. Hierfür haben die Landwirte an genehmigten Stellen leistungsfähige Pumpen installiert, die aus Brunnen, der Argen oder auch aus dem Mühlbach das benötigte Wasser in das Netz einspeisen, von wo aus die Sprinkler der Beregnungsanlagen in Abständen von rund 20 Metern die Plantagen besprühen. Die Anlage selbst wird teilweise über Sensoren und Temperaturmessgeräte gesteuert und überwacht, die Landwirte über ein Warnsystem mittels Kurznachricht (SMS) alarmiert. Laut Dillmann müsse man pro Stunde und Hektar, abhängig von der Froststärke und dem Pflanzenalter, zwischen 20 000 und 50 000 Liter Wasser einsetzen, um einem Ernteausfall entgegenzuwirken.
Die tiefen Temperaturen und die Schneemassen vor wenigen Wochen dagegen hätten die Kulturen ziemlich gut überstanden: „Sinkt das Thermometer allerdings unter minus 20 Grad, könnten auch jetzt, während der Vegetationsruhe, irreparable Schäden am Holz auftreteten“, sagt der Landwirt.
Der Winterschnitt mit Reduzierung der Knospen als erste Qualitätssicherung an den Bäumen sei neben vielen weiteren Pflege- und Schutzmaßnahmen laut dem Experten wichtig, um den Früchteertrag zu optimieren. Mit entscheidend dabei sei, den jungen Gewächsen ausreichend Licht zu geben: „Je besser die herbeigeführte Belichtung ist, umso schwerer tun sich mögliche Schädlinge, weil die Blattnassdauer für die Pilze verkürzt und somit die Gefahr von möglichen Infektionen eingedämmt wird. Im Übrigen benötigen wir etwa 100 Äpfel pro Baum, um eine gute Qualität und somit eine entsprechende Wirtschaftlichkeit abbilden zu können.“