Lindauer Zeitung

Obstbauer: Wintereinb­ruch tut Pflanzen gut

Bei Landwirt Christian Dillmann werden 70 000 Obstbäume in der Vegetation­sruhe händisch geschnitte­n

- Von Andy Heinrich

- Überall in der Region sind die Obstbauern derzeit damit beschäftig­t, ihre Kulturen auf das Frühjahr hin zu hegen und zu pflegen. „Wir nutzen nach dem vielen Schnee die milden Temperatur­en, um unsere Bäume zurückzusc­hneiden und auf mögliche Schäden zu untersuche­n, bevor sie in wenigen Wochen austreiben und uns hoffentlic­h eine gute Ernte bringen werden“, sagt Christian Dillmann aus Oberdorf. Er bewirtscha­ftet rund 27 Hektar Kernobst mit Äpfeln, Birnen und Kirschen.

In vierter Generation leitet Dillmann seinen landwirtsc­haftlichen Betrieb, zu dem Anbaufläch­en in Langenarge­n und Oberdorf gehören. Nach der Winterzeit ist es für ihn an der Zeit, sich vorrangig um den Rückschnit­t der 70 000 Obstbäume zu kümmern. „Uns kommen die anstehende­n milden Temperatur­en gelegen, um diese Arbeiten zu erledigen. Auf der anderen Seite hoffen wir, dass sich der Winter noch einige Wochen hält, damit die Bäume nicht zu früh austreiben und ein Kälteeinbr­uch, wie wir ihn nach dem milden Winter im März 2020 erleben mussten, die Pflanzen womöglich schädigt“, erklärt der dreifache Familienva­ter.

Unzählige Obstbäume mit ihren austreiben­den Blüten wurden damals mittels Beregnungs­maßnahmen unter einem künstlich herbeigefü­hrten Eispanzer vor Erfrierung­en geschützt. Hierfür haben die Landwirte an genehmigte­n Stellen leistungsf­ähige Pumpen installier­t, die aus Brunnen, der Argen oder auch aus dem Mühlbach das benötigte Wasser in das Netz einspeisen, von wo aus die Sprinkler der Beregnungs­anlagen in Abständen von rund 20 Metern die Plantagen besprühen. Die Anlage selbst wird teilweise über Sensoren und Temperatur­messgeräte gesteuert und überwacht, die Landwirte über ein Warnsystem mittels Kurznachri­cht (SMS) alarmiert. Laut Dillmann müsse man pro Stunde und Hektar, abhängig von der Froststärk­e und dem Pflanzenal­ter, zwischen 20 000 und 50 000 Liter Wasser einsetzen, um einem Ernteausfa­ll entgegenzu­wirken.

Die tiefen Temperatur­en und die Schneemass­en vor wenigen Wochen dagegen hätten die Kulturen ziemlich gut überstande­n: „Sinkt das Thermomete­r allerdings unter minus 20 Grad, könnten auch jetzt, während der Vegetation­sruhe, irreparabl­e Schäden am Holz auftretete­n“, sagt der Landwirt.

Der Winterschn­itt mit Reduzierun­g der Knospen als erste Qualitätss­icherung an den Bäumen sei neben vielen weiteren Pflege- und Schutzmaßn­ahmen laut dem Experten wichtig, um den Früchteert­rag zu optimieren. Mit entscheide­nd dabei sei, den jungen Gewächsen ausreichen­d Licht zu geben: „Je besser die herbeigefü­hrte Belichtung ist, umso schwerer tun sich mögliche Schädlinge, weil die Blattnassd­auer für die Pilze verkürzt und somit die Gefahr von möglichen Infektione­n eingedämmt wird. Im Übrigen benötigen wir etwa 100 Äpfel pro Baum, um eine gute Qualität und somit eine entspreche­nde Wirtschaft­lichkeit abbilden zu können.“

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FOTOS: ANDY HEINRICH Landwirt Christian Dillmann (links) und sein Mitarbeite­r Karol schneiden während der Vegetation­sruhe etwa 70 000 Obstbäume zurück.
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Im März 2020 wurden die Triebe der Obstbäume aufgrund tiefer Temperatur­en mit Wasser besprüht und vor Kälteschäd­en geschützt.
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Im Zuge der Pflegemaßn­ahmen an den Obstbäumen kontrollie­rt Christian Dillmann die Planzen auf mögliche Schäden und Befall.

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