800 Fußballer unterstützen homosexuelle Profis
(dpa) - Mit einer öffentlichen Solidaritätsaktion haben mehr als 800 Fußballer und Fußballerinnen in Deutschland homosexuellen Spielern Unterstützung zugesichert und sie zum Coming-out ermuntert. „Wir werden euch unterstützen und ermutigen und, falls notwendig, auch gegen Anfeindungen verteidigen. Denn ihr tut das Richtige, und wir sind auf eurer Seite“, heißt es in dem emotionalen Appell, den das Magazin „11 Freunde“veröffentlichte.
„Auch im Jahr 2021 gibt es keinen einzigen offen homosexuellen Fußballer in den deutschen Profiligen der Männer“, heißt es in der Erklärung. „Die Angst, nach einem Coming-out angefeindet und ausgegrenzt zu werden und die Karriere als Profifußballer zu gefährden, ist offenbar immer noch so groß, dass schwule Fußballer glauben, ihre Sexualität verstecken zu müssen.“
Zu den Unterzeichnern des Appells „Ihr könnt auf uns zählen!“gehören unter anderen prominente Profis wie Max Kruse (1. FC Union Berlin), Niklas Stark (Hertha BSC), Jonas Hector (1. FC Köln), Bakery Jatta (Hamburger SV), die Nationalspielerinnen Almuth Schult und Alexandra Popp (VfL Wolfsburg) sowie ganze Mannschaften von Proficlubs.
Niemand solle zu einem Comingout gedrängt werden, betonen die Unterzeichner. „Aber wir wollen, dass sich jeder, der sich dafür entscheidet, unserer vollen Unterstützung und Solidarität sicher sein kann.“Starke Worte fand Unions Kruse: „Wenn sich einer meiner Kollegen outen würde, würde ich ihn vor den Idioten draußen schützen.“
Dem gegenüber würde ExNationalspieler Philipp Lahm auch in der heutigen Zeit vom Coming-out in der Öffentlichkeit abraten. „Die Verantwortung wäre mir zu groß“, schrieb der WeltmeisterKapitän von 2014 in seinem Buch „Das Spiel: Die Welt des Fußballs“, aus dem die „Bild“vorab zitierte. Gegenwärtig seien „die Chancen gering, so einen Versuch in der Bundesliga mit Erfolg zu wagen und nur halbwegs unbeschadet davonzukommen“, meinte der 37-Jährige. Selbst wenn der Profi die nötige Reife für einen solchen Schritt hätte, könnte er „nicht mit der gleichen Reife bei allen Gegnern im Sport und ganz sicher nicht in allen Stadien rechnen dürfen, in denen er antritt“, so Lahm, der in diesem Fall „gebrüllte Beleidigungen, Beschimpfungen und diffamierende Äußerungen“befürchtet: „Wer würde das aushalten? Und wenn ja, wie lange würde er es aushalten?“Seiner Meinung nach sei die damalige Entscheidung vom heutigen Vorstandsvorsitzenden des VfB Stuttgart, Thomas Hitzlsperger, sich erst nach der aktiven Karriere zur Homosexualität zu bekennen, „lebensklug“gewesen, so Lahm.