Neue Details zum Unglück am Rößlerweiher
Die gesuchte Zeugin hat sich bei der Polizei gemeldet – Die DLRG berichtet vom Rettungseinsatz
- Das tragische Schicksal eines 29-jährigen Schlittschuhläufers, der am Montagnachmittag in den zugefrorenen Rößlerweiher eingebrochen und Stunden später im Krankenhaus gestorben ist, beschäftigt die Menschen in der Region. Das zeigen die vielen Anrufe bei der Kriminalpolizei nach dem Zeugenaufruf der Polizei am Mittwoch. Mittlerweile hat sich die gesuchte Zeugin gemeldet und konnte weitere Details zum Vorfall nennen. Im Nachgang berichtet auch die DLRG vom Rettungseinsatz auf dem Eis.
„Es haben sehr viele Zeugen bei uns angerufen. Kurz nach dem Zeugenaufruf auf schwäbische.de hat sich auch schon die gesuchte Person gemeldet. Das ging recht schnell“, berichtet Polizeisprecherin Daniela Baier. Es handle sich um eine 40-jährige Frau aus der näheren Umgebung. Nach den Ausführungen der Zeugin und dem, was schon bekannt war, hat sich der Vorfall wie folgt zugetragen:
Nachdem der 29-Jährige am Montag gegen 16 Uhr beim Schlittschuhlaufen etwa 50 Meter vom Ufer entfernt ins Eis eingebrochen ist, kam dem Mann ein 60-jähriger Passant zu Hilfe. Beim Versuch, den Schlittschuhläufer aus dem Wasser zu retten, brach dieser selbst ins Eis ein. Daraufhin kamen ein 25-jähriger Passant und die 40-jährige Zeugin dem Ersthelfer zu Hilfe. Der 25-Jährige legte sich flach auf das Eis und versuchte dem 60-Jährigen mit einem Ast zu helfen. Die 40-Jährige half dem 25-Jährigen und sicherte diesen ab.
Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) war beim Einsatz am Montag mit 26 Rettern vor Ort. „Es sind Kameraden aus dem ganzen Landkreis alarmiert worden, weil uns mehrere Personen im Wasser gemeldet worden sind“, sagt DLRGEinsatzleiter Fabian Wünsch aus Ravensburg. Zudem sei die Feuerwehr Schlier im Einsatz gewesen.
„Unser Glück war, dass wir recht schnell vor Ort sein konnten, weil zu dem Zeitpunkt zwei Kameraden in Weingarten waren und direkt zum Rößlerweiher fahren konnten. Einer hatte sogar einen Neoprenanzug im Auto“, berichtet Wünsch. Denn eigentlich sitzt die DLRG für den Bereich Schussental in der Ravensburger Weststadt und hätte eigentlich einen längeren Anfahrtsweg gehabt.
Der DLRG-Retter habe sofort zusammen mit den Feuerwehrleuten aus Schlier versucht, den Schlittschuhläufer zu retten. Zu diesem Zeitpunkt sei dieser schon untergegangen gewesen und habe sich unter dem Eis befunden. Beim Weg zur Einbruchstelle sei der DLRG-Retter auch mehrfach ins Eis eingebrochen. „Der Kamerad hat schließlich versucht, den Patienten mit den Händen zu angeln, da sich die Tauchgeräte noch in der Anfahrt befanden. Und es ist ihm tatsächlich gelungen, ihn zu greifen“, so Wünsch. Eine halbe Stunde sei vergangen, die der 29-Jährige im eiskalten Wasser zubringen musste. In ersten Meldungen ging die Polizei zunächst von 15 Minuten aus. „Es kommt schon auch vor, dass ein Patient eine Stunde lang unter Wasser überlebt, aber in diesem Fall waren die 30 Minuten einfach zu lang“, sagt Wünsch. Bei diesen niedrigen Temperaturen seien die Überlebenschancen bei Personen, die schon untergegangen sind, eigentlich relativ hoch, so Wünsch, weil der Körper in eine Art Notbetrieb schaltet, um die lebenswichtigen Organe am Leben zu erhalten.
Der Vorfall am Rößlerweiher zeigt aber auch, dass bei solchen Unglücken jede Sekunde zählt. Denn der Körper kühlt schnell aus. Im Normalfall beträgt die Körpertemperatur 37 Grad Celsius. Nach Einschätzung der DLRG-Retter kann diese im eiskalten Wasser innerhalb von zwei bis drei Minuten auf 34 Grad abkühlen. Ab 34 Grad und darunter kann dies zur Bewusstlosigkeit führen. „Dann kann man untergehen“, erklärt Peter Sieber, Taucheinsatzführer im DLRG-Bezirk Ravensburg. Es sei wichtig, dass man in solchen Momenten Ruhe bewahrt, denn schnelle Bewegungen lassen den Körper schneller auskühlen. Zudem wird dann das kalte Blut aus Armen und Beinen zum Herz gepumpt.
Das Problem der DLRG im Landkreis Ravensburg ist das extrem große Einzugsgebiet, das von den Wasserrettern bedient wird. Es gibt drei Bereiche, die von den Standorten Ravensburg (Schussental), Altshausen (westlicher Landkreis) und vom Allgäu aus bedient werden. „Deswegen brauchen wir länger als die Gemeindefeuerwehren, um am Einsatzort zu sein“, sagt Wünsch. So könne es sein, dass die DLRG erst 20 Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort ist. Außerdem haben die Wasserretter eine andere und für ihre Zwecke speziellere Ausrüstung, als das die Gemeindefeuerwehren vor Ort haben.
Die DLRG im Bezirk Ravensburg hatte den letzten Eisrettungseinsatz vor dem aktuellen am Rößlerweiher vor zwei Jahren am Alten Weiher in Altshausen. „Zum Glück kommt das nicht so häufig vor“, sagt Einsatzleiter Fabian Wünsch. Aber dennoch bereitet sich die DLRG regelmäßig auf solche Einsätze vor. Erst am Tag zuvor haben Mitglieder eine Eisrettung am Flappachweiher in Ravensburg geübt. Noch am Tag vor dem Unglück haben sich nach Beobachtungen von Lesern mehrere Menschen auf dem Eis befunden – auch Familien mit Kindern.