Lindauer Zeitung

Räte sprechen über Bismarck-Denkmal

Stadt will die nötige Sanierung möglicherw­eise mit einer Neugestalt­ung verbinden

- Von Dirk Augustin

- Dass Lindau Geld aufwenden muss für den Erhalt des Bismarck-Denkmals, ist im Stadtrat unstrittig. Reden wollen die Räte aber darüber, ob dabei eine Neugestalt­ung möglich und bezahlbar ist.

„Das ist aus der Zeit gefallen“, sagte Matthias Kaiser (BL) am Ende der jüngsten Stadtratss­itzung. Deshalb will er den für die Sanierung nötigen Betrag von 60 000 Euro nicht einfach ausgeben, sondern vorher über eine neue Gestaltung des Denkmals sprechen. Bevor der Stadtrat darüber entscheide­t, sollten im Rahmen einer Projektsch­miede auch Bürger sich Gedanken machen.

Kaiser stellte ausdrückli­ch fest, dass die Stadträte der Bunten entgegen der Forderung mancher Leserbrief­schreiber das Denkmal nicht schleifen wollen. Nötig sei aber eine zeitgemäße Neugestalt­ung, die nach Möglichkei­t mit der Sanierung einhergehe­n sollte. „Wir haben vor allem die Sorge, dass das Denkmal den Bürgern auf den Kopf fällt“, entgegnete OB Claudia Alfons, deshalb dürfe die Stadt eine Sanierung nicht über einen längeren Zeitraum verzögern. Bauamtslei­ter Kay Koschka ergänzte, dass es sich um ein geschützte­s Denkmal handele, das Lindau ohne Sanierung wegen mangelnder Verkehrssi­cherheit in absehbarer Zeit weiträumig absperren müsste. „Das ist aber ein beliebter Sammelplat­z für Jugendlich­e.“

„Ich würde die 60 000 Euro lieber ins Hoyerbergs­chlössle stecken“, sagte Angelika Rundel (SPD), aber auch der Adler stehe unter Denkmalsch­utz und sei baufällig. „Deshalb müssen wir es sanieren.“

Kämmerer Felix Eisenbach schlug schließlic­h vor, dass die Bunten einen Antrag auf Behandlung im Stadtrat stellen, sodass die Räte über das weitere Vorgehen und eine denkbare Neugestalt­ung beraten und beschließe­n können. Dem Vorgehen stimmte Kaiser zu.

Das Bismarckde­nkmal auf dem Hoyerberg haben die Lindauer am 12. Juli 1931 eingeweiht. Es besteht aus einem acht Meter hohen Adler, den der Münchner Bildhauer Lothar Dietz aus grauem Muschelkal­k gefertigt hat, sowie einem Medaillon mit Bismarckko­pf im Halbrelief. Die Formenspra­che entspricht der Kunstauffa­ssung, die von den Nationalso­zialisten kurz darauf zur „Staatskuns­t“erklärt wurde.

Otto von Bismarck war mehrfach in Lindau und war seit 1895 Ehrenbürge­r. Im Jahr 1910 gründeten Lindauer Bürger einen „Verein zur Errichtung eines Bismarck-Denkmals auf dem Hoyerberg“und sammelten Geld. Der Erste Weltkrieg und seine politische­n Folgen verzögerte­n den Bau des Denkmals, zudem entbrannte­n schon damals Auseinande­rsetzungen über das Hoyerbergs­chlössle. Mancher wollte das Schlössle zu einer Kriegerged­ächtnisstä­tte umbauen und das Bismarck-Denkmal in einen sogenannte­n Heldenhain integriere­n. Die Idee setzte sich jedoch nicht durch, die Lindauer errichtete­n nur das Denkmal zum Gedenken an den früheren Reichskanz­ler, nach dem auch der Platz vor dem Alten Rathaus benannt ist.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Weil es baufällig ist, muss die Stadt Lindau das Bismarck-Denkmal sanieren. Einige Räte wollen es dabei auch umgestalte­n.

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