Steg soll Menschen und der Natur dienen
Im Naturschutzgebiet Reutiner Bucht beginnen Bauarbeiten für Naturbeobachtungssteg
- Bürger wundern sich über Bauarbeiten im Naturschutzgebiet Reutiner Bucht. Dort entsteht ein Naturbeobachtungssteg. Die LZ hat gefragt, was es damit auf sich hat.
Die Konfliktlinien in der Reutiner Bucht verlaufen schon seit Jahren zwischen denen, die vor allem den Vögeln dort möglichst absolute Ruhe lassen wollen, und anderen, die dort baden, sich sonnen oder grillen. Das Feiern ist dort zwar eigentlich seit Jahren verboten, zeitweise war wegen Sturmschäden sogar das Betreten des früheren Weges dort gefährlich, doch Tatsache war, dass Lindauer und Gäste diese Verbote nie eingehalten haben.
„Nur Zäune mit Verbotstafeln aufstellen ist zu wenig!“, sagt der frühere Stadtgärtner Meinrad Gfall, der den Steg dort vor Jahren geplant hat und der ihn jetzt als Geschäftsführer der Gartenschau bauen lässt. Denn offiziell gilt der Naturbeobachtungssteg als Teil der Gartenschau, weil nur so der Freistaat Bayern die Hälfte der 200 000 Euro Baukosten für Steg und Wege übernimmt. Der Steg soll deshalb bis zur Eröffnung der Gares tenschau fertig werden. Wie SinaKinkelin-Platz, Lindenhofpark, Alter Aeschacher Friedhof oder Hoyerberg, die ebenfalls offiziell zur Gartenschau gehören, wird das Betreten des Stegs keinen Eintritt kosten. Die verschiedenen Orte auch auf dem Festland sollen aber den Andrang auf der Insel ein wenig mildern.
Viel wichtiger als die Gartenschau ist Gfall aber die spätere Wirkung des Stegs. Denn er hat dabei das neue Wohnviertel im Blick, das in einigen Jahren auf den Bahnflächen entstehen wird. Denn Gfall ist Realist genug, um zu wissen, dass dann noch mehr Menschen in Richtung des Bodenseeufers drängen werden. Dabei ist die Reutiner Bucht nicht nur ein wichtiger Rast- und Nistplatz für Vögel, sondern bietet auch dem seltenen Bodenseevergssmeinnicht und unscheinbaren, aber dennoch schützenswerten Strandrasengesellschaften eine Heimat. Deshalb hat der damalige Stadtgärtner die Stadträte von einem Schutzkonzept überzeugt, das auf den ersten Blick widersinnig erscheinen mag, das aber an vielen anderen Orten erfolgreich ist.
Gfall hat dabei immer wieder auf das Eriskircher Ried verwiesen, wo
einen solchen Steg gibt. Aber auch am Ammersee oder Federsee erweisen sich solche Stege zwar einerseits als Magnet für Spaziergänger. Das führt dort aber andererseits dazu, dass die Menschen die wirklich schutzbedürftigen Bereiche meiden. Und diesen Effekt will Gfall in der Reutiner Bucht auch: „Ziel ist es, Störungen im Bereich der Galgeninsel sowie der angrenzenden Schilf- und Flachwasserzonen auf ein verträgliches Maß zu minimieren.“
Das Zauberwort lautet deshalb „Besucherlenkung“, die viel besser funktioniert als ein Verbot. Gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde und der Regierung von Schwaben ist der Standort für den neuen Steg so ausgewählt, dass die Vögel so wenig wie möglich gestört werden. So sollen die Menschen schöne Ausblicke und Natur genießen, während die Natur ihre Ruhe hat.
Der Steg wird deshalb auf eine etwa drei Meter hohe Beobachtungsplattform führen, von der aus Lindauer und Gäste auf die Insel, ins Rheintal und die Berge sehen und Einblicke in das Schutzgebiet bekommen. Der Steg wird bewusst so hoch gebaut, dass Besucher nicht runterklettern und doch durchs Schilf laufen. Auch das funktioniert andernorts sehr gut.
Gfall betont außerdem, dass der Steg die Forderung vieler Lindauer erfüllt, dass die Stadt nicht nur die Insel herausputzt, sondern auch andere Bereiche schön macht. Bereits im Vorfeld der dort geplanten Bebauung schaffe die Stadt dort jetzt eine Freifläche in herausragender Qualität.
Zu dem Steg wird eine Informationstafel gehören, die die Besonderheit des Ortes erklärt. Nicht geplant sind dort dagegen Sitzbänke oder ähnliche Einrichtungen, die zum Bleiben einladen und damit für abendliche Partys missbraucht werden könnten. Gfall: „Es soll ein reiner Beobachtungspunkt sein. Bänke und Mülleimer befinden sich entlang der Ladestraße und sollten ausreichen.“Das funktioniere in Eriskirch sehr gut. Und auch Lindau habe damit bereits sehr gute Erfahrungen gemacht, wie Gfall ergänzt: „Die kleine Grünfläche in der Ladestraße gegenüber dem Getränkemarkt funktioniert seit Jahren sehr gut, und es ist dort noch zu keinen größeren Störungen gekommen.“