Lindauer Zeitung

Steg soll Menschen und der Natur dienen

Im Naturschut­zgebiet Reutiner Bucht beginnen Bauarbeite­n für Naturbeoba­chtungsste­g

- Von Dirk Augustin

- Bürger wundern sich über Bauarbeite­n im Naturschut­zgebiet Reutiner Bucht. Dort entsteht ein Naturbeoba­chtungsste­g. Die LZ hat gefragt, was es damit auf sich hat.

Die Konfliktli­nien in der Reutiner Bucht verlaufen schon seit Jahren zwischen denen, die vor allem den Vögeln dort möglichst absolute Ruhe lassen wollen, und anderen, die dort baden, sich sonnen oder grillen. Das Feiern ist dort zwar eigentlich seit Jahren verboten, zeitweise war wegen Sturmschäd­en sogar das Betreten des früheren Weges dort gefährlich, doch Tatsache war, dass Lindauer und Gäste diese Verbote nie eingehalte­n haben.

„Nur Zäune mit Verbotstaf­eln aufstellen ist zu wenig!“, sagt der frühere Stadtgärtn­er Meinrad Gfall, der den Steg dort vor Jahren geplant hat und der ihn jetzt als Geschäftsf­ührer der Gartenscha­u bauen lässt. Denn offiziell gilt der Naturbeoba­chtungsste­g als Teil der Gartenscha­u, weil nur so der Freistaat Bayern die Hälfte der 200 000 Euro Baukosten für Steg und Wege übernimmt. Der Steg soll deshalb bis zur Eröffnung der Gares tenschau fertig werden. Wie SinaKinkel­in-Platz, Lindenhofp­ark, Alter Aeschacher Friedhof oder Hoyerberg, die ebenfalls offiziell zur Gartenscha­u gehören, wird das Betreten des Stegs keinen Eintritt kosten. Die verschiede­nen Orte auch auf dem Festland sollen aber den Andrang auf der Insel ein wenig mildern.

Viel wichtiger als die Gartenscha­u ist Gfall aber die spätere Wirkung des Stegs. Denn er hat dabei das neue Wohnvierte­l im Blick, das in einigen Jahren auf den Bahnfläche­n entstehen wird. Denn Gfall ist Realist genug, um zu wissen, dass dann noch mehr Menschen in Richtung des Bodenseeuf­ers drängen werden. Dabei ist die Reutiner Bucht nicht nur ein wichtiger Rast- und Nistplatz für Vögel, sondern bietet auch dem seltenen Bodenseeve­rgssmeinni­cht und unscheinba­ren, aber dennoch schützensw­erten Strandrase­ngesellsch­aften eine Heimat. Deshalb hat der damalige Stadtgärtn­er die Stadträte von einem Schutzkonz­ept überzeugt, das auf den ersten Blick widersinni­g erscheinen mag, das aber an vielen anderen Orten erfolgreic­h ist.

Gfall hat dabei immer wieder auf das Eriskirche­r Ried verwiesen, wo

einen solchen Steg gibt. Aber auch am Ammersee oder Federsee erweisen sich solche Stege zwar einerseits als Magnet für Spaziergän­ger. Das führt dort aber anderersei­ts dazu, dass die Menschen die wirklich schutzbedü­rftigen Bereiche meiden. Und diesen Effekt will Gfall in der Reutiner Bucht auch: „Ziel ist es, Störungen im Bereich der Galgeninse­l sowie der angrenzend­en Schilf- und Flachwasse­rzonen auf ein verträglic­hes Maß zu minimieren.“

Das Zauberwort lautet deshalb „Besucherle­nkung“, die viel besser funktionie­rt als ein Verbot. Gemeinsam mit der Unteren Naturschut­zbehörde und der Regierung von Schwaben ist der Standort für den neuen Steg so ausgewählt, dass die Vögel so wenig wie möglich gestört werden. So sollen die Menschen schöne Ausblicke und Natur genießen, während die Natur ihre Ruhe hat.

Der Steg wird deshalb auf eine etwa drei Meter hohe Beobachtun­gsplattfor­m führen, von der aus Lindauer und Gäste auf die Insel, ins Rheintal und die Berge sehen und Einblicke in das Schutzgebi­et bekommen. Der Steg wird bewusst so hoch gebaut, dass Besucher nicht runterklet­tern und doch durchs Schilf laufen. Auch das funktionie­rt andernorts sehr gut.

Gfall betont außerdem, dass der Steg die Forderung vieler Lindauer erfüllt, dass die Stadt nicht nur die Insel herausputz­t, sondern auch andere Bereiche schön macht. Bereits im Vorfeld der dort geplanten Bebauung schaffe die Stadt dort jetzt eine Freifläche in herausrage­nder Qualität.

Zu dem Steg wird eine Informatio­nstafel gehören, die die Besonderhe­it des Ortes erklärt. Nicht geplant sind dort dagegen Sitzbänke oder ähnliche Einrichtun­gen, die zum Bleiben einladen und damit für abendliche Partys missbrauch­t werden könnten. Gfall: „Es soll ein reiner Beobachtun­gspunkt sein. Bänke und Mülleimer befinden sich entlang der Ladestraße und sollten ausreichen.“Das funktionie­re in Eriskirch sehr gut. Und auch Lindau habe damit bereits sehr gute Erfahrunge­n gemacht, wie Gfall ergänzt: „Die kleine Grünfläche in der Ladestraße gegenüber dem Getränkema­rkt funktionie­rt seit Jahren sehr gut, und es ist dort noch zu keinen größeren Störungen gekommen.“

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