Schülerin hat 64 000 Follower auf Instagram
So viel Zeit steckt Sabrina Immler in ihre Fotos – Welche Rolle die Landwirtschaft für sie spielt
- Sabrina Immler (19) aus Schönau erreicht deutlich mehr Menschen als viele Politiker, Künstler oder Profisportler aus der Region. Darüber unterhält sich Benjamin Schwärzler mit ihr.
Frau Immler, würden Sie sich selbst als Influencerin bezeichnen?
Eigentlich nicht. Ich inspiriere vielleicht ein paar Leute mit meinen Bildern, aber Influencerin ist ein großer Begriff. Ich bin einfach eine ganz normale Person, die das aus Leidenschaft macht.
Ja, aber eine normale Person mit über 64 000 Abonnenten bei Instagram – deutlich mehr als viele prominente Sportler, Künstler oder Politiker aus dem Allgäu. Können Sie sich das erklären?
Ich habe nie eine Strategie gehabt, sondern hatte einfach Spaß am Fotografieren. 2015 bin ich zu Instagram und habe die Bilder anfangs auch nur mit meinen Freunden geteilt. Anfang 2020 habe ich mein Profil dann öffentlich gemacht. Von da an sind die Zahlen regelmäßig gestiegen. Im März hatte ich schon knapp 2000 Follower. Als dann Corona kam, hatte ich viel Freizeit und begonnen, fast täglich zu posten. Mitte Mai waren es dann 10 000 Follower. Das hatte mich richtig überrascht. Danach sind die Zahlen weiter rasant gestiegen.
Woran liegt das?
Immler: Ich glaube, an meiner natürlichen und authentischen Art. Und auch das Thema Landwirtschaft kommt gut an.
Was bedeutet Ihnen diese Zahl?
Eigentlich ist sie mir relativ egal. Mein Ziel ist es nicht haufenweise Follower zu bekommen, sondern den Leuten die Landwirtschaft näher zu bringen und mit ihnen meine Bilder zu teilen. Andererseits sind 500 neue Leute pro Tag beeindruckend.
Wie viel Zeit stecken Sie täglich in die Pflege Ihres Kanals?
Ich versuche derzeit, alle zwei Tage ein neues Bild zu posten. Der Aufwand ist ziemlich groß: eine Idee finden, Motiv und Outfit auswählen, fotografieren, Bilder bearbeiten – da kommen schnell mal dreieinhalb Stunden zusammen. Manchmal dauert es aber auch nur eine halbe Stunde.
Sie haben mehr als 450 Fotos von sich gepostet – in letzter Zeit vor allem Aufnahmen von sich selbst. Wieso machen Sie das?
Eigentlich will ich eine Mischung zeigen aus Fotos von der Landwirtschaft und von mir. Aber da im Winter auf dem Hof nicht viel passiert, fotografiere ich derzeit vor allem im Haus und mich selbst.
Jeder Like aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn. Kritiker warnen deshalb davor, dass daraus eine regelrechte Sucht entstehen kann. Ist Instagram nicht auch gefährlich?
Klar schaut man, was bei den Followern ankommt. Aber im Endeffekt kommt es darauf an, dass es mir gefällt. Was die Sucht angeht: Es gibt am Tag auch viel Zeit, die ich ohne mein Handy genieße – zum Beispiel wenn ich auf dem Hof helfe, mich mit Freunden treffe oder in der Bergwacht bin.
Wie entstehen die Bilder?
Ich habe mir vor vier Jahren eine Kamera gekauft und die Leidenschaft fürs Fotografieren entdeckt. Das hat sich dann immer mehr entwickelt, es kam immer mehr Equipment dazu.
Ich fotografiere mich eigentlich immer selbst, mit Stativ und Selbstauslöser. Das gilt auch für Make-up und Outfit.
Sie sind immer wieder im Stall, auf dem Traktor oder zusammen mit Kühen zu sehen. Wieso sind diese landwirtschaftlichen Motive so wichtig?
Die Landwirtschaft ist mir ganz wichtig, denn ohne Landwirtschaft geht nichts. Ich bin auf dem Hof meiner Eltern aufgewachsen und arbeite dort seit meiner Kindheit mit. Ich will dazu beitragen, dass die Landwirtschaft wieder mehr wertgeschätzt wird und Klischees ausräumen. Auch Frauen können anpacken und auf dem Hof so viel schaffen wie Männer. Aber ich will nicht nur die schönen Seiten der Landwirtschaft zeigen, sondern auch aktuelle, kritische Themen ansprechen – zum Beispiel, warum Landwirtschaft so wichtig ist oder warum wir wieder mehr regional einkaufen sollten. Denn ich träume von einer Welt, in der Land- und Stadtmenschen sich wieder nähern. In der sich beide Parteien wieder mehr wertschätzen und Vorurteile abgebaut werden.
Sie machen auch Werbung, beispielsweise für kosmetische Produkte. Wie kommen diese Partnerschaften zustande?
Ich bekomme sehr viele Anfragen und Angebote per E-Mail. Aber ich nehme längst nicht alles an, sondern nur das, was ich auch zu 100 Prozent unterstütze. Ich verstelle mich nicht und würde zum Beispiel nie Werbung für Fake-Wimpern machen. Das sage ich den Firmen auch klipp und klar.
Bekommen Sie auch Geld dafür?
Anfangs habe ich nur die Produkte gratis bekommen, aber inzwischen auch ein bisschen Geld.
Wäre es dann nicht verlockend, eines Tages sein Geld ausschließlich auf Instagram zu verdienen?
Nein. Das sollte ein Hobby bleiben.
Ich will schon trotzdem einen richtigen Beruf ausüben. Im September beginne ich eine Ausbildung zur Technischen Produktdesignerin.
Viele Leute geben auf Instagram tiefe Einblicke in ihr Privatleben – häufig auch ungewollt. Wo ist aus Ihrer Sicht die Grenze? Was würden Sie niemals posten?
Meine Familie, mein Essen oder Fotos vom Weggehen – das sind Dinge, die in der Öffentlichkeit nichts zu suchen haben. Denn man darf nie vergessen: Was man einmal im Internet veröffentlicht, das kann man dort ein Leben lang wiederfinden – auch wenn man glaubt, es gelöscht zu haben.