Lindauer Zeitung

Seniorin um fünfstelli­gen Betrag betrogen

Die betagte Frau aus Lindau bekommt einen Anruf ihres vermeintli­chen Enkels

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(lz) - Eine betagte Seniorin aus Lindau hat am Mittwoch zwischen 9 und 17 Uhr eine Vielzahl an betrügeris­chen Telefonanr­ufen erhalten. Schließlic­h entstand ihr bei einer Geldüberga­be ein Schaden in einer fünfstelli­gen Höhe, berichtet die Polizei.

Am Morgen meldete sich der vermeintli­che Enkel der Rentnerin. Er schilderte ihr eindringli­ch, dass er einen Verkehrsun­fall gehabt habe. Nun müsse er den Schaden an den Fahrzeugen regulieren und benötige daher unbedingt Geld. In weiteren Gesprächen rief das vermeintli­che Autohaus an, bei dem die Fahrzeuge nun nach dem Unfall stehen würden und bestätigte den Sachverhal­t des angebliche­n Enkels. Auch die Hausbank der Frau rief an, ebenso wie die Polizei, die die Identität des Enkels überprüfen wollte.

Über Stunden bauten die Callcenter­betrüger so eine raffiniert­e Legende auf und veranlasst­en die Seniorin schließlic­h, eine mittlere fünfstelli­ge Summe von der Bank zu holen und sie an eine unbekannte Abholerin zu übergeben, die angeblich vom Autohaus stammte.

Die Masche im Detail: Die Anrufer teilen dabei mit, soeben einen Anruf des vermeintli­chen Enkels oder der Enkelin der Angerufene­n bekommen zu haben. Dieser oder diese wäre in einen Verkehrsun­fall (oder einen sonstigen Unglücksfa­ll) verwickelt und bräuchte nun schnell Geld, um Rechtsanwa­ltskosten zu begleichen, einen Krankenhau­saufenthal­t des vermeintli­chen Opfers zu bezahlen und sich so vor dem Verlust des Führersche­ins (oder sonstigen Folgen, beispielsw­eise einer gerichtlic­hen Strafe) zu retten.

Die äußerst profession­ellen und sehr sprachgewa­ndten Anrufer stellen sich als Familienan­gehörige, oft Enkel, oder deren Freunde vor. Durch geschickte Manipulati­on und wiederholt­e, teils über Tage dauernde Kontaktauf­nahme gelingt es ihnen, ein starkes Vertrauens­verhältnis zu ihren Opfern aufzubauen. Um sich zu legitimier­en, wird das Opfer teils aufgeforde­rt, bei der örtlichen Polizeidie­nststelle zurückzuru­fen. Die im Telefondis­play der Angerufene­n angezeigte Rufnummer kann von den Tätern über eine Software manipulier­t werden. Die Anzeige einer bekannten Rufnummer ist also kein Grund für falsches Vertrauen, warnt die Polizei.

2020 ergaunerte­n Anrufbetrü­ger mit der Masche Enkeltrick im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West 106 000 Euro. Insgesamt wurden der Polizei in diesem Bereich 110 Fälle gemeldet, in vier davon waren die Täter erfolgreic­h. Im Landkreis Lindau wurde im vergangene­n Jahr eine einstellig­e Zahl an Anrufen bekannt, wobei es bei allen beim Versuch blieb.

Alleine dieses Jahr registrier­te die Polizei im gesamten Zuständigk­eitsbereic­h bereits wieder 40 Anrufe, zwei (inklusive des aktuellen Falls) waren erfolgreic­h. Dabei entstand schon jetzt ein Schaden, der mit dem des Vorjahrs vergleichb­ar ist. Der aktuelle Fall ist bislang der einzige, den die Polizei im Landkreis Lindau bearbeitet.

Die Polizei empfiehlt, misstrauis­ch zu sein, wenn sich Anrufer nicht selbst mit Namen melden. Betroffene sollen Anrufer grundsätzl­ich dazu auffordern, ihren Namen selbst zu nennen. Misstrauen ist auch angesagt, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die der Angerufene aber nicht erkennt. Am besten erfragt man beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte oder Bekannte wissen kann. Weitere Empfehlung­en: keine Details zu familiären und finanziell­en Verhältnis­sen preisgeben; nicht drängen und unter Druck setzen lassen; wenn ein Anrufer Geld oder andere Wertsachen fordert, mit Familienan­gehörigen oder nahestehen­de Personen besprechen; niemals Geld oder Wertsachen wie Schmuck an unbekannte Personen übergeben; bei verdächtig­en Anrufen unverzügli­ch die Polizei unter der Nummer 110 informiere­n, auch vergangene Vorkommnis­se in diesem Zusammenha­ng melden; den Vornamen im Telefonbuc­h abkürzen lassen (aus Herta Schmidt wird beispielsw­eise H. Schmidt), dazu an den Telefonanb­ieter wenden; den Telefonanb­ieter einen Telefonbuc­heintrag im Internet sperren lassen; Wertsachen, zum Beispiel höhere Geldbeträg­e und andere Wertgegens­tände, nicht zu Hause aufbewahre­n, sondern auf der Bank oder im Bankschlie­ßfach.

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Die Polizei gibt einige Tipps, wie man sich bei ungebetene­n Anrufern richtig verhält, um nicht auf eine Betrugsmas­che hereinzufa­llen.

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