Corona hat der Caritas das Helfen schwerer gemacht
Alltag in Tafelläden und bei Beratungen war sehr viel schwieriger als gewohnt
- Gerade in der Corona-Krise brauchen Menschen mehr Hilfe. Aber die Pandemie erschwert den Helfern den Alltag. So blickt die Caritas auf ein besonders schwieriges Jahr zurück.
Der Tafelladen musste drei Monate lang schließen, seit der Wiederöffnung dürfen Kunden nur einmal pro Woche kommen. So will die Caritas die nötigen Abstände im Laden und in der Warteschlange davor einhalten. Dabei sind viele Kunden von der Corona-Krise betroffen und haben noch weniger Geld als sonst. 400 Tafelausweise hat die Caritas im vergangenen Jahr ausgestellt. Diese Menschen müssten wegen Corona eigentlich häufiger als sonst im Tafelladen einkaufen, dürfen aber nicht. Und beim Warenangebot haperte es auch, denn Aktionen wie „Kauf eins mehr“waren nicht möglich. Und wenn die Regale in Supermärkten leer geräumt sind, bleibt nichts für den Tafelladen übrig.
Ähnlich ist es bei vielen Beratungen, die eigentlich in der Krise noch dringlicher wären als sonst, aber wegen der Abstands- und Hygieneregeln schwieriger. Manches könne man auch am Telefon oder per WhatsApp erledigen, sagt Caritas-Geschäftsführer Harald Thomas, aber viel eben auch nicht, weil der persönliche Kontakt wichtig sei. Und dann gebe es Gespräche, in denen auch eine Maske problematisch sei, weil der Berater die volle Mimik seines Gegenübers sehen müsse, um Reaktionen abschätzen zu können.
Doch die Caritas-Berater hätten Kreativität bewiesen. In einem großen Gruppenraum waren Einzelgespräche auf Abstand möglich. Andere Gespräche fanden durch die Fensteröffnung statt, wobei der Berater drinnen stand und der zu Beratende draußen. „Wir mussten alles anders machen als sonst“, sagt Thomas.
Froh ist Thomas, dass die Zahl der ehrenamtlichen Helfer, ohne die ein Betrieb der Tafelläden in Lindau und Lindenberg nicht möglich wäre, unverändert groß ist: „Unser Helferstamm ist sehr konstant.“Weil einige neue hinzugekommen sind, seien sogar mehr geworden, was gut ist, weil manch ein Helfer wegen fortgeschrittenen Alters zur Risikogruppe gehört und zumindest während der Hochzeit der Pandemie mit dem Dienst im Tafelladen lieber ausgesetzt hat. In den Tafelläden stehen inzwischen Lüftungsgeräte, zusätzlich gelten verschärfte Einlass-Beschränkungen. So dürfen jeweils nur zwei Kunden das Geschäft betreten. Auch das diene der Sicherheit der Kunden und der Helfer. „Die fühlen sich sicher bei uns“, sagt Thomas.
Großen Dank spricht er allen Spendern aus, denn ohne die wäre es noch schwieriger: „Unser herzlicher
Caritas-Geschäftsführer
Harald Thomas
Dank gilt unseren zahlreichen Lebensmittelspendern, Sponsoren, Spendern und Paten sowie dem Lions-Club und dem Amtsgericht für die Unterstützung unserer Dienste und ganz besonders unseren rund 130 ehrenamtlichen Mitarbeitern, durch deren tatkräftigen Einsatz wir auch in der momentan schwierigen Lage eine so große Vielfalt an Hilfen für notleidende Menschen anbieten können.“Dank sagt Thomas erneut auch dem Rechtsanwalt Alexander Greiner, der Caritas-Klienten kostenlos in einer Sprechstunde berät, wenn die rchtlichen Beistand brauchen. Ausdrücklich dankt Thomas nochmal der LZ-Aktion „Wir helfen“, die im Dezember die Ausgabe von Bargeld an Tafelkunden ermöglicht hat, damit die vor Weihnachten einkaufen konnten. Mit Einführung der Pflicht zur FFP2-Maske nach dem Jahrswechsel hat „Wir helfen“zudem die Anschaffung solcher Masken finanziert, die sich viele Menschen kaum leisten könnten, die jetzt aber im Tafelladen für sie erschwinglich sind.
Dankbar ist der Caritas-Chef auch den Paten, die 36 Alleinerziehende, Rentner oder andere Menschen mit einem Betrag bis zu 50 Euro pro Monat unterstützen, damit die sich nicht nur das Nötigste, sondern auch ein bisschen mehr leisten können. „Sie helfen vielen Menschen bei der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“, formuliert es Thomas, der die leise Hoffnung hat, dass sich weitere Paten finden, denn es gäbe im Landkreis noch mehr Menschen, die solch eine Unterstützung gut gebrauchen könnten.
Wie vor Jahresfrist angekündigt, hat die Caritas den Mittagstisch in Lindau im März wegen stark rückläufiger Gästezahlen eingestellt. In Lindenberg führt das Seniorenzentrum St. Martin den Mittagstisch in Eigenregie weiter.
Wichtig sind die Beratungsangebote der Caritas, deren Zahl sich aber wegen Corona nicht mit denen der Vorjahre vergleichen lässt. Klar ist, dass die Berater sich bei etwa neun von zehn Fällen um Geldnot der Ratsuchenden kümmern mussten. Der Anteil war somit deutlich größer als in Vorjahren. Weiter gestiegen ist der Anteil der Frauen, die inzwischen mehr als zwei Drittel der Ratsuchenden ausmachen. Auf gleichem Niveau ist die Zahl der Betreuungen geblieben: 60 Menschen, die laut Gericht nicht mehr selbst über ihre finanziellen, gesundheitlichen oder andere fragen entscheiden können, betreut die Caritas. Zur Hälfte handelt es sich um Menschen mit psychischen Erkrankungen, hinzu kommen Menschen mit geistiger Behinderung, mit Suchterkrankungen oder Demenz.
„Wir mussten alles anders machen
als sonst.“
„Sie helfen vielen Menschen bei der
Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben.“
Harald Thomas über die
Caritas-Paten
Sehr leid tut es Thomas, dass wegen Corona im vergangenen Jahr die meisten vermittelten Mütter-Kuren ausgefallen sind. Dabei wären die vor allem bei Alleinerziehenden wichtig, weil die in der Pandemie besonders leiden: „Gerade die Mütter brauchen sowas dringender denn je.“