Lindauer Zeitung

Gartenscha­u erwartet Öffnung unter Auflagen

Geschäftsf­ührerin Claudia Knoll erklärt, wie die Gartenscha­u ab 20. Mai trotz Pandemie sicher ablaufen kann

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- Manche Lindauer fürchten, die Gartenscha­u könnte zum Corona-Hotspot werden. Doch Geschäftsf­ührerin Claudia Knoll hält am 20. Mai als geplantem Eröffnungs­termin fest. Im Interview mit Dirk Augustin erklärt sie Maßnahmen, die Ansteckung­en verhindern sollen.

Wie weit sind Sie denn jetzt mit den Vorbereitu­ngen für die Gartenscha­u?

Die ganzen Parkanlage­n sind fertig. Sobald das Wetter es wieder zulässt, kommen auch schon die ersten Einbauten in die Gartenscha­u. Die Gärtner produziere­n in ihren Gärtnereie­n bereits die Blühpflanz­en, also den Sommerflor. Das geht dann ziemlich schnell: Innerhalb von drei bis vier Wochen wird sich das ganze Gelände sehr stark verändern und als Gartenscha­u erkennbar sein.

Das bedeutet, dass einer Eröffnung am 20. Mai von den Vorbereitu­ngen her nichts entgegenst­eht?

Richtig. Wir sind von den Arbeiten her absolut im Zeitplan.

Aber jetzt stecken wir mitten in einer Pandemie. Wie sicher sind Sie denn, dass Sie trotz Corona am 20. Mai eröffnen können?

Man kann sich natürlich zurzeit mit nichts wirklich sicher sein. Aber der 20. Mai bleibt für uns der Termin, an dem wir das Gelände eröffnen wollen. Das Team ist so weit. Die Gärtner, die ganzen Aussteller sind so weit. Der 20. Mai bietet uns als Eröffnungs­termin auch den Vorteil, dass alle anderen Gartenscha­uen vor uns dran sind. Wir sehen dann also vorher, wie die mit der Situation umgehen. Und wir werden bis dorthin ja auch nochmal neue Richtlinie­n der Politik bekommen.

Was sagen Sie vor dem Hintergrun­d all dieser Unsicherhe­iten den Menschen, die von Ihnen verlangen, dass Sie jetzt schon konkret und endgültig sagen, was am 20. Mai passieren wird?

Das kann man gar nicht! Denen kann ich nur sagen, dass wir uns auf verschiede­ne Szenarien vorbereite­n. Sicher werden wir Hygieneauf­lagen zu erfüllen haben. Absolute Sicherheit hat keiner von uns. Es wäre auch unverantwo­rtlich, jetzt eine Absoluthei­t zu behaupten. Sicher ist, dass es nicht so laufen wird, wie wir uns das noch vor zwei Jahren vorgestell­t haben.

Im vergangene­n Jahr mussten ja alle Gartenscha­uen absagen beziehungs­weise verschiebe­n. Wo nehmen Sie die Zuversicht her, dass das dieses Jahr nicht nochmal passieren wird?

Nein, es gab eine Gartenscha­u, die aufgemacht hat. Die Südschiene, also Bayern und Baden-Württember­g, hat nicht aufgemacht, aber Kamp-Lintfort in Nordrhein-Westfalen hat geöffnet. Unter entspreche­nden Vorkehrung­en natürlich, aber die lief trotz all dieser Einschränk­ungen sehr gut. Denn die Menschen haben es genossen, draußen zu sein. Auch die Gastronome­n, die dort waren, waren zufrieden, wie das gelaufen ist.

Uli Kaiser, der Vorsitzend­e des Fördervere­ins der Gartenscha­u, hat im vergangene­n Sommer gesagt, wenn 2021 eine Gartenscha­u nicht möglich wäre, dann wäre gar nichts möglich. Denn eine Gartenscha­u findet auf einem großen Gelände unter freiem Himmel statt. An dem Satz ist was dran, oder?

Da hat er völlig recht. Das habe ich ja vorhin gemeint, als ich von verschiede­nen Szenarien sprach: Wir stellen uns natürlich darauf ein, dass wir nur eine begrenzte Zahl an Besuchern auf das Gelände lassen dürfen, dass wir nicht alle gleichzeit­ig auf das Gelände lassen dürfen, dass wir Besucherst­röme leiten müssen – da brauchen wir technische Systeme, die den Besuchern sagen, wann das Gelände für sie wieder bereit ist. Wir entwickeln so eine Art Buchungssy­stem, dass der Besucher weiß, wann er auf das Gelände darf. Wenn wir sowas nicht brauchen, freuen wir uns, aber wir bereiten uns darauf vor. Wir denken sogar darüber nach, ob wir Besucher über so eine Art Einbahnstr­aßensystem durch die Gartenscha­u und durch die Ausstellun­g leiten. Wir müssen wissen, wie viele Menschen gleichzeit­ig auf dem Gelände sein dürfen und wie wir das reglementi­eren.

Und dann müssen Sie sich mit der Frage befassen, die Liftbetrei­ber in Skigebiete­n vergessen hatten: Wie gehen Sie mit denen um, die in der Warteschla­nge stehen und sich auch dort nicht zu nahe kommen dürfen?

Da stimmen wir uns momentan sehr eng mit der Stadt Lindau ab, wie alle in der Stadt dieses Jahr mit der Situation umgehen. Wir haben ja nicht nur die Gartenscha­u, wir haben eine

Chagall-Ausstellun­g, wir haben eine Biennale, und die Insel insgesamt zieht sowieso viele Menschen an. Das haben wir ja im vergangene­n Sommer erlebt. Da geht es darum, den Besuchern Alternativ­en anzubieten, dass er vielleicht erst den Lindenhofp­ark oder den Naturbeoba­chtungsste­g in der Reutiner Bucht anschaut, bevor er über das Gartenscha­ugelände auf der Hinteren Insel geht. Wenn wir Alternativ­en außerhalb der Insel anbieten können, werden wir das Warten entzerren.

Nun lassen sich Besucherst­röme auf dem Gelände sicher entzerren. Aber zu einer Gartenscha­u gehören ja auch Konzerte und ähnliche Veranstalt­ungen, bei denen sich schon eine größere Zahl an Menschen trifft. Was planen Sie denn da?

Wir nehmen gerade Abstand von großen Veranstalt­ungen. Wir setzen auf regionale Künstler, die froh sind, wenn sie in diesem Jahr endlich mal wieder auftreten dürfen. Sie werden in kurzen Sequenzen dabei sein, sodass Besucher sich nicht längere Zeit an einem Ort aufhalten. Es wird deshalb auch keine Reihenbest­uhlung geben, der Bühnenstan­dort wird nicht so präsent sein, wie ursprüngli­ch geplant. Stattdesse­n nutzen wir die wunderbare­n Orte wie die ganzen Schanzen, sodass sich das verteilt im Gelände.

Als Einzugsber­eich für diese Gartenscha­u galten nicht nur Allgäu und Oberschwab­en, sondern auch Österreich und die Schweiz. Können und wollen Sie den Zustrom zur Gartenscha­u so steuern, dass Sie jetzt auf Werbung verzichten, die Sie eigentlich geplant hatten? Kann man durch solche Maßnahmen Besucherst­röme beeinfluss­en? Oder muss man einfach damit rechnen, dass die Menschen in Scharen kommen, wenn man eine solche Veranstalt­ung öffnet?

Wir konzentrie­ren uns ganz klar auf die Gäste, die sowieso da sind. Über Hotels und andere Tourismusa­nbieter sprechen wir die Gäste an, die in dieser Region Urlaub machen und Ausflugszi­ele suchen. Die sollen nach Lindau kommen und neben der Gartenscha­u auch andere Ziele besuchen, weil sie einen Tag in Lindau verbringen wollen. Wir umwerben nicht die, die weiter weg sind. Wir haben unsere Marketings­trategie dahingehen­d verändert. Anders als andere Gartenscha­uen umwerben wir zum Beispiel nicht die Busreisend­en, weil wir ja auch gar nicht wissen, ob solche Busreisen erlaubt sein werden.

Hat das dann geringere Besucherza­hlen zur Folge? Die Gartenscha­u wurde berechnet für 300 000 Besucher, damit die Durchführu­ng der Stadt keine Kosten verursacht. Gehofft haben die Verantwort­lichen sogar auf 400 000 und mehr Besucher. Von welchen Besucherza­hlen gehen Sie jetzt aus?

Für die Regionalga­rtenschau Lindau haben wir von Anfang an sehr vorsichtig kalkuliert. Bei 300 000 Besuchern sind es in etwa 2500 Menschen am Tag. Das wäre auch unter den Bedingunge­n, von denen wir momentan ausgehen, gut zu schaffen. Ich denke nicht, dass wir diese Zahl verringern müssen. Wir müssen aber auf unseren Haushalt achten, denn wir müssen Geld aufwenden für ein coronagere­chtes Ticketsyst­em und andere Dinge, an die wir vor zwei Jahren nicht gedacht hätten. Wir müssen schauen, dass wir jetzt das Geld zusammenha­lten. Ich glaube schon, dass wir trotz Corona die genannte Besucherza­hl erreichen können.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Die Baumaßnahm­en sind fast abgeschlos­sen. Geschäftsf­ührerin Claudia Knoll hofft, dass sie die Lindauer Gartenscha­u unter Corona-Auflagen wie geplant am 20. Mai eröffnen kann.

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