Altenpflegerinnen am häufigsten an Covid-19 erkrankt
Barmer-Pflegereport bemängelt zusätzlich hohe Arbeitsbelastung und schlechte Organisation
(lby) - Altenpflege ist ein Knochenjob. Entsprechend oft werden die Beschäftigten krank. Doch das muss nicht so sein, findet die Krankenversicherung Barmer. Mit einer besseren Arbeitsorganisation könnte man die Gesundheit der Pflegekräfte verbessern – und den Fachkräftemangel lindern.
Ein Teil des Personalmangels in der Pflege ist nach Einschätzung der Barmer hausgemacht: Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung und schlechten Arbeitsorganisation sind die Beschäftigten überdurchschnittlich häufig und lange krank. „Hochgerechnet mehr als 4000 Pflegekräfte pro Jahr fehlen in Bayern durch Krankheit und Frühverrentung“, sagte Landesgeschäftsführerin Claudia Wöhler bei der Vorstellung des Pflegereports 2020 am Mittwoch in München. Hinzu komme, dass viele ihren Beruf vorzeitig aufgäben.
„Die Arbeitssituation in der Pflege kann die Gesundheit der Beschäftigten massiv angreifen“, erläuterte Wöhler. Ein Teufelskreis: Wenn Kolleginnen ausfallen, erhöht das den Druck auf die anderen. Mit einer Verbesserung der Arbeitssituation – und damit einhergehend einer Reduzierung des Krankenstandes – könne daher dem Personalmangel entgegengewirkt werden, bilanzierte Wöhler.
Zumal die Lage durch die Corona-Pandemie zusätzlich angespannt sei. Eine Auswertung der Versichertendaten
der Barmer hatte ergeben, dass Pflegekräfte in Altenheimen im vierten Quartal 2020 so häufig am Coronavirus erkrankt waren wie keine andere Berufsgruppe in Bayern. Demnach waren 1,1 Prozent der in der Altenpflege tätigen Versicherten wegen Covid-19 krankgeschrieben. Selbst wenn man einbeziehe, dass in den Heimen viel getestet wurde und dadurch gegebenenfalls mehr Fälle ohne Symptome auffielen, sei dieser Wert dennoch höher als etwa bei ähnlich oft getesteten Arzthelferinnen, erläuterte Wöhler.
Generell sind die Beschäftigten in Pflegeheimen dem Report zufolge häufiger und länger krankgeschrieben als andere Berufsgruppen: Mit durchschnittlich 25,5 Ausfalltagen führen sie nach den jüngsten erhältlichen Daten von 2019 das Ranking der Berufsgruppen in Bayern an. Der Krankenstand lag bei den Altenpflegefachkräften bayernweit im Zeitraum von 2016 bis 2018 bei sieben Prozent, bei den Hilfskräften gar bei 8,4 Prozent. Zum Vergleich: In den anderen Berufen lag der Schnitt bei 4,3 Prozent.
Etwa 80 Prozent der Pflegekräfte sind weiblich, gut ein Drittel über 55 Jahre alt. Über die Hälfte arbeitet in Teilzeit. Für den Pflegereport hat die Barmer die Daten ihrer Versicherten ausgewertet. Damit wurden zehn Prozent der gesamten Bevölkerung des Freistaats berücksichtigt. Zusätzlich flossen weitere Statistiken mit ein.