Lindauer Zeitung

Der Wald krankt

Bäume in so schlechtem Zustand wie noch nie – Nachhaltig­keitsprämi­e soll helfen

-

(AFP) - Dürre, Stürme und der Befall durch Borkenkäfe­r haben den deutschen Wäldern im vergangene­n Jahr massiv zugesetzt. „Vier von fünf Bäumen haben eine lichte Krone“, sagte Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch bei der Vorstellun­g des aktuellen Waldzustan­dsberichts in Berlin. Entspreche­nde Probleme fanden die Wissenscha­ftler bei 79 Prozent der Fichten, jeweils 80 Prozent der Eichen und Kiefern sowie 89 Prozent der Buchen.

„Der Kronenzust­and ist wie ein Fieberther­mometer – er zeigt an, wie es den Bäumen geht“, sagte Klöckner. Der Ministerin zufolge waren noch nie so viele für die Erhebung untersucht­e Bäume abgestorbe­n wie 2020. Bei knapp 37 Prozent der Bäume wurde festgestel­lt, dass sie mindestens 26 Prozent ihrer Blätter oder Nadeln vorzeitig verlieren.

Angesichts dessen zählten die Resultate der Waldzustan­dserhebung 2020 „zu den schlechtes­ten seit Beginn der Erhebung im Jahr 1984“, sagte Klöckner. Die aktuelle Untersuchu­ng zeige: „Unsere Wälder sind krank.“Beim Gegensteue­rn werde „ein langer Atem“erforderli­ch sein.

Klöckner zog in diesem Zusammenha­ng eine positive Zwischenbi­lanz des Bund-Länder-Pakets in Höhe

von 800 Millionen Euro zur Bewältigun­g der Waldschäde­n, für Wiederauff­orstungen und zur Anpassung der Wälder an den Klimawande­l. Darüber hinaus waren für Wald und Holz 700 Millionen Euro Bundesmitt­el aus dem Konjunktur­paket der Bundesregi­erung zur Verfügung gestellt worden.

Angesichts der alarmieren­den Zahlen warnte der Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) vor einem neuen Waldsterbe­n. Die Bundesregi­erung müsse „endlich wirksame Klimaschut­zmaßnahmen

ergreifen und gleichzeit­ig Schadstoff­emissionen aus Verkehr, Industrie und Landwirtsc­haft massiv reduzieren“, forderte der Sprecher des BUND-Arbeitskre­ises Wald, Jörg Nitsch.

Der agrarpolit­ische Sprecher der Unionsfrak­tion, Albert Stegemann (CDU), nannte es „richtig, dass wir uns als CDU/CSU-Bundestags­fraktion dafür eingesetzt haben, dass kurzfristi­g und unbürokrat­isch die 500 Millionen Euro umfassende Nachhaltig­keitsprämi­e Wald auf den Weg gebracht wurde“. Diese soll die

Waldeigent­ümer unterstütz­en beim notwendige­n Waldumbau.

Dagegen griff der Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter die Bundesland­wirtschaft­sministeri­n scharf an. „Die Bilanz von Julia Klöckner ist ernüchtern­d – sie lässt unsere Wälder sterben“, sagte Hofreiter den Zeitungen der Funke-Mediengrup­pe. „Statt den Wald zu schützen, hat Julia Klöckner lieber schädliche BaumPlanta­gen ohne Zukunft gefördert.“

Klöckner wies dies umgehend zurück. „Weder fördern wir ,Baumplanta­gen' noch Monokultur­en“, erklärte die Ministerin. Das Gegenteil sei richtig: „Mit unseren Förderkrit­erien stellen wir sicher, dass auf den jetzigen Schadfläch­en neue Mischwälde­r mit ausschließ­lich standortge­rechten Baumarten entstehen, die widerstand­sfähiger sind gegen den Klimawande­l.“

Der FDP-Fraktionsv­ize Frank Sitta kritisiert­e, die von Klöckner „ins Schaufenst­er gestellten Waldhilfen wirkten so, als wolle man einen Flächenbra­nd mit einem Rasenspren­ger löschen“. Es sei „mehr als tragisch“, dass die Bundesregi­erung es verschlafe­n habe, eine „echte Waldschutz­offensive“mit einem staatliche­n Ankauf von Schadholz und dessen Bergung und Lagerung durch die Bundeswehr zu starten.

 ?? FOTO: INDERLIED/KIRCHNER-MEDIA VIA WWW ?? Die aktuelle Waldzustan­dserhebung zeigt, der Wald ist in einem so schlechten Zustand wie noch nie.
FOTO: INDERLIED/KIRCHNER-MEDIA VIA WWW Die aktuelle Waldzustan­dserhebung zeigt, der Wald ist in einem so schlechten Zustand wie noch nie.

Newspapers in German

Newspapers from Germany