Kliniken im Landkreis appellieren an Bundespolitik
Im Kampf gegen Corona fühlen sich die Verantwortlichen alleingelassen – „Wir brauchen Planungssicherheit“
(lz) - „Planungssicherheit in Zeiten der Pandemie und einen Abbau unnötiger Bürokratie“– das fordern die Krankenhäuser im Landkreis Lindau und erhalten Unterstützung von Landrat Elmar Stegmann. Denn obwohl sie laut einer aktuellen Pressemitteilung einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten und darüber hinaus die Versorgung der Bevölkerung im Landkreis sicherstellen, würden sie vonseiten der Bundespolitik im Unklaren gelassen. Das sorge für Unsicherheit und sei eine Gefahr für die Versorgung der Patienten, glauben die Verantwortlichen.
„Die mit der Covid-Pandemie verbundenen Belastungen sind für alle Krankenhäuser in Deutschland hoch. Insbesondere auf die Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung in ländlichen Regionen steigt der Druck“, heißt es in dem gemeinsamen Appell. Sie leisteten zwar einen entscheidenden Beitrag bei der Bewältigung der Pandemie und der Versorgung der Menschen in der Region, würden aber dafür nicht ausreichend gewürdigt.
„Unsere Teams in Lindenberg und Lindau leisten, ebenso wie die anderen an der Patientenversorgung in der gesamten Region beteiligten Einrichtungen und Personen, seit Beginn der Pandemie hervorragende Arbeit“, werden die Krankenhausdirektorin der Rotkreuzklinik Lindenberg, Caroline Vogt, und Boris Ebenthal, Geschäftsführer der Asklepiosklinik Lindau, zitiert. „Eine Vielzahl von Covid-Patienten wird unseren Kliniken im Landkreis behandelt. Kapazitäten für die Covid-Versorgung werden weiter bereitgehalten.
Die dafür nötige Rückendeckung und Planungssicherheit vonseiten der Bundespolitik erhalten wir aber nicht.“
In der Asklepiosklinik Lindau wurden seit Ausbruch der Pandemie insgesamt 77 Covid-Patienten stationär versorgt. In der Rotkreuzklinik waren es bis Mitte Februar 138 Patienten. „Wir sind weiter gut auf Covid-19 vorbereitet und kümmern uns zudem um die Patienten, die mit anderen Erkrankungen im Krankenhaus versorgt werden müssen“, so Ebenthal weiter.
Die Freihaltepauschale, die Krankenhäuser, darunter auch die Asklepiosklinik Lindau und die Rotkreuzklinik Lindenberg erhalten, wenn sie Krankenhausbetten für die Behandlung von Covid-19-Patienten freihalten, ist laut aktuellem Referentenentwurf des Bundesgesundheitsministeriums bis 11. April befristet. Ob die Pauschale darüber hinaus verlängert wird, ist ungewiss. Zudem sind die Zahlungen an die Voraussetzung geknüpft, dass die Sieben-Tage-Inzidenz im jeweiligen Landkreis mehrere Tage bei mehr als 70 Fällen je 100 000 Einwohner liegt und weniger als 25 Prozent der Intensivbetten frei sind. Das sorgt laut Pressemitteilung für große Verunsicherung und Planungsunsicherheit.
„Die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Lindau liegt erfreulicherweise derzeit bei unter 60 (Quelle RKI), mit sinkender Tendenz“, rechnet Landrat Elmar Stegmann vor. „Das sorgt aber auch dafür, dass unsere beiden Krankenhäuser nach der gegenwärtigen Gesetzeslage schon ab Anfang März keine Unterstützung vonseiten der Bundespolitik mehr erhalten, wenn sie weiterhin Betten für Covid-Patienten freihalten. Das halte ich für falsch.“
Zwar müsse derzeit kein CovidPatient aus dem Landkreis stationär im Krankenhaus behandelt werden. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Gefahren durch die neuen Corona Mutationen könnten die Zahlen im Landkreis Lindau aber auch schnell wieder ansteigen.
„Wir halten daher natürlich auch weiterhin entsprechende Kapazitäten für die Behandlung von CovidPatienten frei. Das passiert derzeit jedoch auf eigenes Risiko und ohne die Unterstützung der Bundespolitik, so Vogt und Ebenthal weiter.
„Denn sonst werden wir, wie viele andere Krankenhäuser in Deutschland, mit den negativen Folgen alleingelassen.“
Damit würden viele Krankenhäuser in Deutschland in Schieflage gebracht, statt, dass man ihnen gerade in Zeiten der Pandemie den Rücken freizuhalten. Die Bundespolitik solle daher dringend alle Krankenhäuser zur Pandemiebekämpfung dauerhaft unter das Bevölkerungsschutzgesetz stellen und ihnen damit auch die finanzielle Planungssicherheit geben, um sich in diesen Krisenzeiten weiterhin voll auf die Versorgung der Patienten konzentrieren zu können.
„Außerdem sollte sie bürokratische Hürden abbauen, um die Krankenhausbeschäftigten, insbesondere in Medizin und Pflege, zu entlasten“, ist eine weitere Forderung. „Die von den Krankenkassen beauftragten Strukturprüfungen sollten auf 2022 verschoben werden, und die zulässige Prüfung von Abrechnungsfällen durch den Medizinischen Dienst der Krankenhassen wie im Jahr 2020 wieder auf fünf Prozent begrenzt werden.“Denn diese Bürokratie führe zu immensen zeitlichen Belastungen in den Kernbereichen der Krankenhäuser.
„Gerade die Pandemie zeigt, wie wichtig kleine Häuser der Grundund Regelversorgung für die Bevölkerung sind – und nicht nur Zentren in großen Städten“, betont Krankenhausdirektorin Vogt.
Auch die Bayerische Krankenhaus-Gesellschaft spricht sich deswegen weiterhin dafür aus, dass die Erlösausfälle aller bayerischen Krankenhäuser auch 2021 ausgeglichen werden.