Bei der Digitalisierung der Schulen knirscht es noch
SPD fordert eine staatliche IT-Bildungsagentur – Nur zwei Drittel der Lehrer bekommt Laptops vom Freistaat
- Trotz anderslautender Erfolgsmeldungen des Kultusministers hapert es nach Einschätzung der SPD im bayerischen Landtag bei der Digitalisierung der Schulen noch immer gewaltig. Die Pandemie lege schonungslos offen, wie die Staatsregierung in den letzten Jahren bei der Digitalisierung versagt habe, sagte der Kommunalexperte der SPDLandtagsfraktion Klaus Adelt am Donnerstag in München.
Noch immer verfüge ein beachtlicher Teil der Schulen nicht über einen schnellen Internetzugang und mehr als ein Drittel nicht über WLAN. Nur jeder siebte Haushalt in Bayern sei über Glasfaser an das Internet angeschlossen. Leih-Laptops seien zwar angeschafft worden, aber vielerorts fehlten Systemadministratoren. Auch wo die bürokratischen Voraussetzungen für deren Einstellung überwunden seien, könnten Systemadministratoren auf dem Arbeitsmarkt kaum gefunden werden. In kleineren Gemeinden würden ehrenamtliche Betreuer gesucht oder die Lehrer müssten sich neben dem Unterricht um die Technik kümmern. Unterm Strich sei die Umsetzung des Bundesprogramms „Digitalpakt Schule“im Freistaat „mangelhaft“, so Adelt.
Der Bezirksvorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) Oberfranken Hendrik Schödel bedauerte, dass die Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Lockdown „nicht ideal genutzt“worden sei. An den Gymnasien laufe der Distanzunterricht gut, an den anderen Schulen gebe es große Defizite. Am meisten fehlten WLAN-Internetanschluss und Geräte für die Lehrer. Viele Lehrkräfte arbeiteten mit eigenen Geräten. Unverständlich ist für Schödel, warum der Freistaat nur für zwei Drittel seiner Lehrer Laptops anschaffen wolle. Außerdem benötigten die Lehrkräfte eingerichtete Geräte und nicht solche, „an denen sie erst rumbasteln müssen“.
Im Ergebnis würden die Schüler aus sozial schwachen Haushalten abgehängt, so Schödel. Mit Leih-Laptops allein sei ihnen nicht geholfen, wenn zu Hause weitere Ausrüstung wie Drucker und schneller Internetanschluss fehlten.
SPD-Kommunalexperte Adelt forderte eine „staatliche IT-Bildungsagentur“mit dezentralen Standorten in allen Regierungsbezirken, die die Schulen bei Anschaffung, Installation und Betreuung der IT unterstützt. „Die Digitalisierung der Schulen ist eine Mammutaufgabe, die nur mit Spezialisten zu bewältigen ist“, so der SPD-Abgeordnete.