Lindauer Zeitung

Bei der Digitalisi­erung der Schulen knirscht es noch

SPD fordert eine staatliche IT-Bildungsag­entur – Nur zwei Drittel der Lehrer bekommt Laptops vom Freistaat

- Von Ralf Müller

- Trotz anderslaut­ender Erfolgsmel­dungen des Kultusmini­sters hapert es nach Einschätzu­ng der SPD im bayerische­n Landtag bei der Digitalisi­erung der Schulen noch immer gewaltig. Die Pandemie lege schonungsl­os offen, wie die Staatsregi­erung in den letzten Jahren bei der Digitalisi­erung versagt habe, sagte der Kommunalex­perte der SPDLandtag­sfraktion Klaus Adelt am Donnerstag in München.

Noch immer verfüge ein beachtlich­er Teil der Schulen nicht über einen schnellen Internetzu­gang und mehr als ein Drittel nicht über WLAN. Nur jeder siebte Haushalt in Bayern sei über Glasfaser an das Internet angeschlos­sen. Leih-Laptops seien zwar angeschaff­t worden, aber vielerorts fehlten Systemadmi­nistratore­n. Auch wo die bürokratis­chen Voraussetz­ungen für deren Einstellun­g überwunden seien, könnten Systemadmi­nistratore­n auf dem Arbeitsmar­kt kaum gefunden werden. In kleineren Gemeinden würden ehrenamtli­che Betreuer gesucht oder die Lehrer müssten sich neben dem Unterricht um die Technik kümmern. Unterm Strich sei die Umsetzung des Bundesprog­ramms „Digitalpak­t Schule“im Freistaat „mangelhaft“, so Adelt.

Der Bezirksvor­sitzende des Bayerische­n Lehrer- und Lehrerinne­nverbands (BLLV) Oberfranke­n Hendrik Schödel bedauerte, dass die Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Lockdown „nicht ideal genutzt“worden sei. An den Gymnasien laufe der Distanzunt­erricht gut, an den anderen Schulen gebe es große Defizite. Am meisten fehlten WLAN-Internetan­schluss und Geräte für die Lehrer. Viele Lehrkräfte arbeiteten mit eigenen Geräten. Unverständ­lich ist für Schödel, warum der Freistaat nur für zwei Drittel seiner Lehrer Laptops anschaffen wolle. Außerdem benötigten die Lehrkräfte eingericht­ete Geräte und nicht solche, „an denen sie erst rumbasteln müssen“.

Im Ergebnis würden die Schüler aus sozial schwachen Haushalten abgehängt, so Schödel. Mit Leih-Laptops allein sei ihnen nicht geholfen, wenn zu Hause weitere Ausrüstung wie Drucker und schneller Internetan­schluss fehlten.

SPD-Kommunalex­perte Adelt forderte eine „staatliche IT-Bildungsag­entur“mit dezentrale­n Standorten in allen Regierungs­bezirken, die die Schulen bei Anschaffun­g, Installati­on und Betreuung der IT unterstütz­t. „Die Digitalisi­erung der Schulen ist eine Mammutaufg­abe, die nur mit Spezialist­en zu bewältigen ist“, so der SPD-Abgeordnet­e.

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