Lindauer Zeitung

SPD will „Sicheren Hafen“

Union fürchtet fatale Wirkung und volle Flüchtling­slager

- Von Dominik Guggemos und Stefan Kegel

Angesichts der Lage in manchen Flüchtling­slagern in Südeuropa fordert die SPD, mehr Menschen aus diesen Camps in Deutschlan­d aufzunehme­n. Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, strebt sie nun eine Gesetzesän­derung an. Diese soll es möglich machen, dass der Bundesinne­nminister künftig gegen die Aufnahme von Flüchtling­en durch einzelne Bundesländ­er kein Veto mehr einlegen kann. Eine entspreche­nde Forderung hatte die Ulmer SPD-Abgeordnet­e Hilde Mattheis bereits im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erhoben.

„Wir wollen die Aufnahmen dort erleichter­n, wo Kommunen und Länder gerne Menschen aufnehmen möchten“, erklärt die innenpolit­ische Sprecherin der SPD, Ute Vogt. So haben sich in Baden-Württember­g und Bayern zahlreiche Städte im Rahmen des Bündnisses „Sicherer Hafen“bereit erklärt, Menschen aufzunehme­n. Bisherigen Anfragen habe Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) jedoch seine Zustimmung generell verweigert, so Vogt.

Konkret will die SPD den Paragrafen 23 des Aufenthalt­sgesetzes verändern. Das dort geforderte „Einvernehm­en mit dem Bundesmini­sterium des Innern, für Bau und Heimat“soll nach den Vorstellun­gen der SPD als erreicht gelten, wenn der Minister „nicht innerhalb von vier Wochen begründete, die innere Sicherheit oder die Aufnahmebe­reitschaft anderer Staaten betreffend­e Bedenken geltend macht“.

Beim Koalitions­partner Union sorgt der Vorstoß für Kopfschütt­eln. „Von einer unterschie­dslosen Aufnahme aus Griechenla­nd kann rasch das fatale Signal in die Welt ausgehen: Der Weg nach Deutschlan­d ist frei“, argumentie­rt Fraktionsv­ize Thorsten Frei (CDU). „Wir würden damit einen gewaltigen Anreiz zur Migration nach Griechenla­nd schaffen.“Dies wiederum würde erneut zu überfüllte­n Lagern und einer wachsenden Flüchtling­szahl auch in Richtung Deutschlan­d führen.

Außerdem könne ein solcher Schritt die Suche nach einer gesamteuro­päischen Lösung konterkari­eren, betont Frei. „Von ihr ginge das Signal aus: Wenn es hart auf hart kommt, kümmert sich Deutschlan­d im nationalen Alleingang.“Andere Staaten würden sich zurücklehn­en.

Letztlich werde die Migrations­politik nicht von den Ländern oder Kommunen gemacht, erklärt Frei. „Entscheide­n sich Thüringen oder Niedersach­sen, Menschen aufzunehme­n, dann wohnen diese nach kurzer Zeit in Berlin oder BadenWürtt­emberg.“

Auch in Teilen der Opposition gibt es Widerstand. Deutschlan­d müsse helfen, die Situation „vor Ort in den provisoris­chen Lagern zu verbessern“, sagt die migrations­politische Sprecherin der FDP, Linda Teuteberg. Auch müsse man das Asylsystem der EU zügig reformiere­n. Der SPD-Vorstoß schwäche die deutsche Verhandlun­gsposition.

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