Lindauer Zeitung

Geldanlage für Senioren

Wie sich Menschen in der Rentenphas­e finanziell absichern können

- Von Max Geissler

- Der Wechsel in die Rentenphas­e ist für viele Senioren ein finanziell­er Umbruch. Die Einkünfte sinken, die Lebensvers­icherung läuft aus und neue Hobbys verursache­n erhöhte Kosten. Auch die Sparziele benötigen eine Kurskorrek­tur. Wie stellt man seine Finanzen sicher auf?

1. Finanzen prüfen:

Zunächst gilt es, die eigene finanziell­e Situation zu analysiere­n. Decken betrieblic­he, gesetzlich­e und Riester-Rente alle Ausgaben im Alter? Bestehen offene Verbindlic­hkeiten, etwa aus einem Immobilien­kredit? Stehen größere Investitio­nen wie die Modernisie­rung des Eigenheims an? Ist eine Notfallres­erve vorhanden? Das Bayerische Verbrauche­rschutzmin­isterium mahnt, mögliche Pflegekost­en nicht zu vergessen: „Prüfen Sie, ob ein Pflegefall finanziell abgesicher­t ist. Wenn nicht, sollten Sie Vorsorge treffen.“

2. Einkünfte absichern:

Deckt der Finanz-Check eine Einkommens­lücke auf, ist diese vorrangig zu schließen. Dafür eignen sich Ersparniss­e, Erbschafte­n, betrieblic­he Abfindunge­n oder die Auszahlung einer Lebensvers­icherung. Damit die Zusatzrent­e dauerhaft fließt, empfehlen sich sichere Anlagen mit lebenslang­er Zahlung. Sofortrent­en gegen Einmalbetr­ag bieten eine solche Gewähr. Allerdings muss man sehr alt werden, damit sich die Versicheru­ng lohnt. Dauerhafte Einkünfte plus Wertsteige­rung verspreche­n Mietimmobi­lien. Hier besteht jedoch das Risiko von Mietausfäl­len.

3. Sparziele festlegen:

Ist die Rentenlück­e geschlosse­n und sind Verbindlic­hkeiten so weit möglich zurückgefü­hrt, besteht Spielraum für Geldanlage­n. Entscheide­nd sind die Anlageziel­e: Ist eine große Reise geplant, soll das Eigenheim modernisie­rt oder Kapital langfristi­g angelegt werden? Für kurzfristi­ge Sparziele empfehlen sich sichere Geldanlage­n wie Festgeld oder Sparbriefe.

Tiefzinsen schmälern zwar die Rendite, dafür entstehen keine Kosten und der Ertrag ist exakt kalkulierb­ar. Die schwedisch­e Klarna Bank zahlt aktuell 1,01 Prozent pro Jahr für dreijährig­es Festgeld, bei der österreich­ischen Kommunalkr­edit Invest sind für die gleiche Laufzeit immerhin 0,75 Prozent pro Jahr drin (Stand: 22. Februar).

Für Sparziele zwischen fünf und zehn Jahren eignen sich Immobilien­fonds oder schwankung­sarme Mischfonds. Letztere kombiniere­n verschiede­ne Anlageklas­sen wie Aktien, Anleihen und Rohstoffe und betreiben ein aktives Risikomana­gement. Die Anlagenstr­euung dämpft Marktschwa­nkungen und hält Renditecha­ncen offen. So gewannen etwa der Arero Weltfonds (ISIN

LU03608638­63) oder der FvS Multiple Opportunit­ies R (LU03235786­57) trotz Corona-Crash auf Fünfjahres­sicht 40 bis 50 Prozent hinzu.

4. Rendite erlauben:

Vermögen, das die nächsten zehn Jahre nicht benötigt wird, kann in weltweit anlegende, kostengüns­tige Indexfonds fließen. Solche ETFs genannten Fonds werden wie Aktien an der Börse gehandelt, sind aber weniger riskant, da sie auf sehr vielen Aktien fußen.

Die Verbrauche­rzentralen empfehlen ETFs auf den MSCI World Index. Dieser umfasst rund 1600 Aktien und erzielte in Euro gerechnet seit 50 Jahren eine Durchschni­ttsrendite von gut 8,1 Prozent inklusive Dividenden.

5. Fehler vermeiden:

Die Bundesaufs­icht für Finanzdien­stleistung­en (BaFin) rät die Geldanlage­n breit zu streuen: „Investiere­n Sie in verschiede­ne Anlageform­en, um Verlustris­iken einzugrenz­en und die Rendite zu stabilisie­ren.“Zudem sollten Senioren misstrauis­ch gegenüber hohen Renditever­sprechunge­n sein und bei ihrem Bankberate­r auf einer Geeignethe­itserkläru­ng bestehen. Darin müssen Banken und Finanzbera­ter seit 2019 schriftlic­h darstellen, warum sie diese Anlage empfehlen. Das Schriftstü­ck dient als Beweismitt­el bei Schadeners­atzforderu­ngen. Sinnvoll ist, sich auch bei anderen Banken und Finanzdien­stleistern über Angebote zu informiere­n – ähnlich wie beim Kauf eines neuen Autos oder Fernsehers.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Vor dem Investiere­n gilt es, die eigene finanziell­e Situation zu analysiere­n.

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