Lieber Smartphone als Auto
Der Markt für die mobilen Helferlein wächst – Ein Grund ist die Corona-Krise
- Rund 35 Milliarden Euro schwer ist der Markt rund um die kleinen smarten Helferchen in unseren Hosentaschen. Dabei fällt der Löwenanteil nicht einmal für die Smartphones selbst an: Den größten Teil des Kuchens machen mit über 20 Milliarden Euro Umsatz Datenund Sprachdienste aus, also die Telefonund Internetgebühren bei den Providern.
Für den Kauf der Smartphones selbst erwarten die Experten des Digitalverbandes Bitkom in diesem wie im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund elf Milliarden Euro. „Vor allem zu Beginn der CoronaPandemie waren Nutzer zurückhaltend beim Neukauf, im zweiten Halbjahr 2020 zog die Nachfrage dann an“, sagte Bitkom-Präsidiumsmitglied Markus Haas. 2021 werden nach Bitkom-Prognose gut 22 Millionen Geräte verkauft. Der Durchschnittspreis pro Mobilgerät soll etwa auf dem 2020 erreichten Spitzenniveau bleiben: 495 Euro sind die Konsumenten im Durchschnitt offenbar bereit, für ein Smartphone auf den Tisch zu legen. Dass die Preise nicht stärker steigen, hat zwei Gründe.
Zum einen ist die Konkurrenz aus China gewachsen. Chinesische Hersteller stellen technologisch hochwertige Geräte zu vergleichsweise niedrigem Preis her und kommen verstärkt auch auf den Markt hierzulande. Zum anderen verbessern sich zunehmend die Geräte im mittleren Preisbereich und bieten so eine Alternative zu den teuren Spitzengeräten.
Dass die Umsätze der Smartphoneverkäufe trotzdem in etwa auf dem Niveau von 2020 bleiben könnten, liegt auch daran, dass der Markt für Smartphones wächst – durch steigenden Nutzerzahlen. Nach Bitkom-Berechnungen ist der Anteil an Smartphone-Nutzern um drei Prozent auf 79 Prozent bei Bürgern ab 16 Jahren gestiegen. Das entspricht rund 56 Millionen Smartphone-Nutzern, hinzu kommen Kinder und Jugendliche unter 16.
Inzwischen nutzen viele Menschen nicht mehr nur ein Smartphone, sondern zwei oder mehrere. Dann zum Beispiel, wenn der Betrieb
neben dem privaten noch ein Diensthandy zur Verfügung stellt. Deswegen nutzt im Durchschnitt jeder Smartphone-Besitzer 1,4 Geräte.
Grundlage dieser Prognosen und Berechnungen ist eine repräsentative Umfrage, für die die Analyse- und Rechercheabteilung des IT-Verbandes 1002 Bundesbürger befragt hat, darunter 789 Smartphone-Nutzer.
Während man im Internet auf zahlreiche Seiten stößt, die jedes Smartphone am Markt auf Herz und Nieren – oder Akku und Halbleiter – checken, stehen die technischen Details und Raffinessen bei der Kaufentscheidung der meisten Menschen offenbar nicht ausschließlich im Vordergrund. Zwar geben knapp 40 Prozent an, sie möchten immer das neueste Modell ergattern. Wichtigste Kriterien dafür aber sind relativ einfach und bodenständig: Das Display soll robust, die Akkulaufzeit lang und der Preis günstig sein. Wichtig ist für die meisten Käufer aber auch ein großer Speicher und eine gute Kamera.
Etwas zwiespältig verhalten sich die Angaben beim Thema Nachhaltigkeit. Rund die Hälfte der
Smartphone-Nutzer gibt an, ein Gerät zu haben, das maximal ein Jahr alt ist. Und nur acht Prozent behalten ihr Smartphone länger als zwei Jahre. Fast alle Nutzer geben aber an, dass Nachhaltigkeit beim Smartphonekauf wichtig ist und sie darauf achten wollten. „Dieser Befund ist überraschend, zumindest in dieser Deutlichkeit. Hier besteht möglicherweise noch ein Unterschied darin, was Menschen sagen und was sie wirklich tun“, sagte Markus Haas von Bitkom.
Die Corona-Krise hat die Bindung zwischen den Menschen und ihren Smartphones offenbar verstärkt. Neun von zehn Befragten können sich ein Leben ohne die mobilen Wunderflundern nicht mehr vorstellen. Jeder Fünfte meint sogar, sein Smartphone habe ihm geholfen, besser durch die Krise zu kommen.
Der Deutschen „liebstes Kind“– das Auto - ist da im direkten Vergleich offenbar auf der Strecke geblieben: Fast drei Viertel der Bundesbürger geben an, sie würden lieber auf ihr Auto als auf ihr Smartphone verzichten.
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