Lindauer Zeitung

Mit Kurs auf die Börse

Lastwagen-Bauer Daimler Truck will Gewinn vor geplanter Börsennoti­erung steigern

- Von Nico Esch

(dpa) - Das Geschäft mit Lastwagen und Bussen soll Daimler in diesem Jahr wieder deutlich mehr Geld einbringen. Geld, das die Truck-Sparte des Stuttgarte­r Konzerns vor allem dafür braucht, die Entwicklun­g neuer Technologi­en voranzubri­ngen, wie Vorstandsc­hef Martin Daum am Donnerstag betonte. Es gebe zwei strategisc­he Ziele zu erreichen: „Zum einen wollen wir unser Ertragspot­enzial voll ausschöpfe­n“, sagte er und stellte für 2021 sechs bis sieben Prozent Umsatzrend­ite in Aussicht – nach zwei Prozent im vergangene­n Jahr. „Zum anderen wollen wir die Transforma­tion unserer Industrie von der Spitze weg gestalten“, sagte Daum.

Das Standardge­schäft von heute, das aktuell 90 Prozent des Umsatzes und 100 Prozent des Gewinns ausmache, werde in zehn Jahren nicht mehr der Umsatzträg­er sein, prophezeit­e Daum. Entspreche­nd wichtig sei die Fokussieru­ng auf mit Wasserstof­f oder batterieel­ektrisch betriebene Fahrzeuge, aber auch die Weiterentw­icklung des autonomen Fahrens. „Wir wollen das aus eigener Kraft bezahlen und trotzdem eine attraktive Firma bleiben“, sagte Daum. Deshalb müsse man weiter an der Effizienz arbeiten und Kosten senken – insbesonde­re in Europa.

Daimler will die Truck AG noch in diesem Jahr abspalten und an die Börse bringen. Zugleich soll sie sich stärker auf die Entwicklun­g der für den Nutzfahrze­ugbereich wichtigen Technologi­en konzentrie­ren können. Für das laufende Jahr ist der Serienstar­t des eActros geplant, eines elektrisch betriebene­n Lastwagens für den schweren Verteilver­kehr. Ein ELaster für die Langstreck­e soll später kommen. Für die weitere Entwicklun­g von Brennstoff­zellen-Antrieben hat sich Daimler mit Volvo zusammenge­tan, beim autonomen Fahren mit der Google-Schwesterf­irma Waymo – parallel zu einem eigenen Projekt mit der US-Robotikfir­ma Torc.

Das dafür gebrauchte Geld will Daum an anderer Stelle einsparen, etwa bei mittelschw­eren Motoren, die eher ein Nebengesch­äft darstellen und künftig nicht mehr selbst, sondern vom US-Motorenbau­er Cummins weiterentw­ickelt und gebaut werden sollen – allerdings am Daimler-Standort in Mannheim.

Dass die allmählich­e Abkehr vom Verbrenner Arbeitsplä­tze kosten werde, sei unvermeidl­ich, betonte Daum erneut. Auf konkrete Zahlen und Zeiträume wollte er sich nicht festlegen. Daimler Truck hat weltweit rund 100 000 Mitarbeite­r.

Gestützt auf eine inzwischen wieder spürbar gewachsene Nachfrage geht Daimler davon aus, Absatz und Umsatz in diesem Jahr steigern zu können. „Im zweiten Halbjahr 2020 hat unser Geschäft wieder deutlich angezogen, und diesen Schwung werden wir im laufenden Jahr beibehalte­n“, sagte Daum.

Im Corona-Jahr 2020 hatte der Konzern mit 378 500 Lastwagen und Bussen ein gutes Viertel weniger verkauft als im Vorjahr. Der Umsatz ging um 22 Prozent auf 34,7 Milliarden Euro zurück, das bereinigte operative Ergebnis gar um 75 Prozent auf 678 Millionen Euro. Ohne die Bereinigun­g, bei der bestimmte Sondereffe­kte herausgere­chnet werden, waren es 525 Millionen Euro – ein Rückgang um 80 Prozent.

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FOTO: BRITTA PEDERSEN/DPA Daimler-Truck-Chef Martin Daum.

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