Telefone im Rathaus stehen fast drei Wochen lang still
Das Problem in der Sigmarszeller Gemeindeverwaltung ist inzwischen behoben – ISDN-Technik als Auslaufmodell
- Fast drei Wochen lang ist das Rathaus in Sigmarszell telefonisch nicht erreichbar gewesen. Telefongespräche brachen nach 90 Sekunden ab oder kamen erst gar nicht zustande. In diesem Fall hörten die Anrufer die Ansage, dass die gewählte Nummer nicht vergeben sei. Inzwischen hat die Telekommunikation Lindau (TKLi) den Grund dafür herausgefunden und das Problem gelöst. Die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Sigmarszell ist wieder telefonisch erreichbar.
Die Situation in den ersten drei Februarwochen habe bei Bürgerinnen und Bürgern immer wieder zu Unverständnis geführt und sei auch für die Mitarbeitenden im Rathaus belastend gewesen, berichtet Sigmarszells Bürgermeister Jörg Agthe auf Anfrage der Lindauer Zeitung. Eine Kommunikation mit dem Rathaus sei in dieser Zeit nur per E-Mail möglich gewesen – oder aber über die privaten Handys der Mitarbeitenden.
Schon im Dezember war die Telefonanlage im Sigmarszeller Rathaus für ein paar Tage ausgefallen.
Die Suche nach der Ursache des Problems gestaltete sich langwierig. „Die Techniker der Telekommunikation Lindau vor Ort analysierten und werteten Datenprotokolle aus und überprüften gemeinsam mit dem ITDienstleister der VG das gesamte System“, berichtete Pressesprecherin der Stadtwerke und TKLi, Manuela Schlichtling-Pfersich, auf Anfrage der LZ. Erschwerend sei in dieser Situation hinzugekommen, dass es bei der TKLi in diesem Fachbereich einen Personalwechsel gegeben habe. Dies habe auch dazu beigetragen, dass sich die Fehlersuche so lange hinzog.
„Das Problem lag am Ende im Zusammenspiel der ISDN-Telefonanlage im Rathaus und den Leitungen der Telekom, die das ISDN-Signal 2019 eingestellt hat. Viele unserer Kunden konnten oder wollten damals nicht sofort neue Telefonanlagen beschaffen, und wir installierten sogenannte
Patten-Boxen zur Signalumwandlung. So konnten die Kunden ihre ISDN-Technik weiter nutzen, und so war das auch im Rathaus in Schlachters geschehen“, erklärt SchlichtlingPfersich. Die aktuelle Störung habe das TK-Team nun über den Austausch der Patten-Box gelöst.
Dennoch üben die Stadtwerke und ihre Telekommunikationstochter im Nachgang Selbstkritik: „Auch wenn wir als Provider nicht für die technische Infrastruktur und Hardware unserer Kunden zuständig sind – vielleicht hätten wir noch eindringlicher auf das Auslaufmodell ISDN hinweisen müssen“, sagt die TKLiPressesprecherin. Sie verweist darauf, dass im Laufe der vergangenen zwei Jahre die meisten privaten und geschäftlichen Telefonanschlüsse auf All-IP („Voice-over-IP“) umgestellt worden seien.
Den Unterschied erklärt sie so: ISDN ist eine Direktverbindung zwischen zwei Punkten, die direkt mit einer geringen Bandbreite, aber sehr stabil, miteinander kommunizieren.
„Voice over IP“funktioniert über das Internet.
„Die neue All-IP-Technologie bringt so viele Vorteile mit sich, dass die klassischen ISDN-Telefonnetze sukzessive in Rente geschickt werden“, berichtet Schlichtling-Pfersich und verweist darauf, dass Vodafone das ISDN-Signal im Jahr 2022 einstellt. „Für uns als Provider wird es mittlerweile auch immer schwieriger, erforderliche Ersatzteile für ISDN-Anschlüsse zu erwerben, denn auch die Hersteller stellen die Produktion nach und nach ein“, erklärt die Sprecherin der Stadtwerke.