Lindauer Zeitung

Grenzenlos­e Liebe

Ein deutsch-österreich­isches Paar berichtet von seinen Erfahrunge­n während der Pandemie

- Von Alexandra Hartmann

- „Liebe kennt keine Grenzen“, schreibt eine „Vereinigun­g binational­er Paare“in einem offenen Brief an Medien und Politik. Sind beispielsw­eise eine Deutsche und ein Österreich­er in einer Beziehung, bezeichnet man diese als binational. Vor der Pandemie waren Landesgren­zen innerhalb der EU praktisch bedeutungs­los – das hat sich aber gravierend verändert.

„Während des ersten Lockdowns haben wir uns über vier Wochen gar nicht gesehen, jetzt ist es auch schon mehr als eine Woche“, sagt Anna Ebentheuer. Die 26-Jährige lebt in Reutte, ihr Freund in Füssen. Lediglich 15 Kilometer trennen das Paar – und eine Staatsgren­ze. Die bisherigen eineinhalb Jahre ihrer Beziehung spielte die Grenze zwischen Bayern und Tirol keine Rolle, Anna Ebentheuer überquerte sie täglich auf dem Weg zur Arbeit nach Schwangau. Zu Beginn der Pandemie wurde die Grenze sogar einmal komplett geschlosse­n. Da Tirol als „Virusvaria­nten-Gebiet“gilt, ist das junge Paar jetzt erneut getrennt.

Der Freund von Anne Ebentheuer dürfte mit Anmeldung und negativem Testergebn­is einreisen. Unter denselben Bedingunge­n kann er auch zurück nach Deutschlan­d – dort müsste er jedoch für zehn Tage in Quarantäne. „Das ist für Berufstäti­ge nicht machbar“, sagt Ebentheuer. Sie seien auf der Suche nach einer gemeinsame­n Wohnung. Doch auch das sei coronabedi­ngt nicht gerade leicht. Für etwas Austausch und Unterstütz­ung habe sie sich auf Facebook einer Gruppe binational­er Paare angeschlos­sen. Die Gemeinscha­ft fordert in einem offenen Brief die Möglichkei­t zur legalen Einreise bei Lebenspart­nern – und zwar ohne Quarantäne. Gegen die Pflicht, sich zu registrier­en und einen negativen Corona-Test vorzuweise­n, haben die

Paare keine Einwände. Einer, für den Vorschrift­en beim Grenzübert­ritt inzwischen ganz alltäglich sind, ist Bernd Florian. Der 49-jährige Lindenberg­er ist seit knapp drei Jahren mit einer Vorarlberg­erin liiert. Dieses österreich­ische Bundesland gilt – anders als Tirol – lediglich als Risikogebi­et, weshalb der Besuch von Lebenspart­nern erlaubt ist. Jedoch nicht ohne Regeln: Bevor Bernd Florian die 73 Kilometer zu seiner Partnerin fährt, muss er sich testen lassen und an der Grenze eine Anmeldebes­cheinigung zeigen. Das nehme er jedoch gerne auf sich, sagt Florian.

Mit Schrecken erinnert er sich an die Grenzschli­eßung im März vergangene­n Jahres. „Davor ist meine Freundin fluchtarti­g heimgefahr­en“, sagt der Lindenberg­er. Dann habe sich das Paar fast zwei Monate gar nicht gesehen. „Das Schlimmste war, dass ich meinen Geburtstag am 1. April nicht mit ihr feiern konnte“, sagt Florian. Sie hätten damals ein virtuelles Kaffee-Kränzchen veranstalt­et. „Ich wünsche mir, dass binational­e Paare in der Einreise-Quarantäne-Verordnung mehr berücksich­tigt werden“, sagt Florian.

Damit spricht er Anna Ebentheuer aus der Seele. Die häufigen Änderungen verkompliz­ieren die gemeinsame Zeit noch weiter. Schon hierzuland­e ändern sich Corona-Maßnahmen häufig – binational­e Paare müssen jedoch die Regeln von zwei Ländern kennen und beachten. „Man weiß manchmal gar nicht, was gerade überhaupt erlaubt ist“, sagt die 26-Jährige.

In ihrem offenen Brief schreiben die Betroffene­n: „Wir wollen die Zeit mit unseren Partnern verbringen und keine fetten Partys feiern.“Genau das sind auch Bernd Florians Wünsche für seinen 50. Geburtstag: „Ich hoffe, dass ich den Tag dieses Jahr mit meiner Partnerin verbringen kann.“

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