Lindauer Zeitung

„Ich bin ein Qualitätsf­anatiker“

Josef Fink hat vor 25 Jahren seinen Kunstverla­g gegründet und seither 1500 Bücher aufgelegt

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Josef Fink hat vor 25 Jahren seinen Kunstverla­g gegründet. In der Zeit hat er 1500 Bücher aufgelegt und 4,5 Millionen Kilometer mit dem Auto zurückgele­gt. Wie er zu seinen Themen kommt und was er mit Herbert Grönemeyer plant, darüber hat Peter Mittermeie­r mit ihm gesprochen.

Sie haben vor fast genau 25 Jahren Ihren Kunstverla­g gegründet. Was hat sich in der Zeit verändert?

Vor 25 Jahren spielte das Internet noch keine große Rolle, und Smartphone­s waren hierzuland­e praktisch unbekannt. Da war es normal, in der Kirche erst einmal an den Schriftens­tand zu gehen und einen Führer über die Kirche zu suchen. Es gab Abonnenten, die haben jeden Kirchenfüh­rer erworben. Das gibt es heute in der Form nicht mehr. Bemerkbar macht sich das an Zahlen. Ich habe 1997 einen Führer über das Freiburger Münster aufgelegt. Es sind mittlerwei­le zehn Auflagen erschienen. Die ersten sechs mit jeweils 10 000 Exemplaren, die nächste mit 5000, die letzten mit 3000 und 2000 Stück. Gut, wenn man da eine andere Schiene hat. Wir sind beispielsw­eise verstärkt im Katalogber­eich tätig. Und wir haben viele feste Kunden, für die wir quasi der Hausverlag sind.

Sie haben sich mit 48 Jahren selbststän­dig gemacht – also relativ spät. War das nicht ein großes Risiko?

Vielleicht. Immerhin bereiten sich in diesem Alter manche gedanklich schon auf den Vorruhesta­nd mit 58 oder 60 vor. Ich habe mir die Selbststän­digkeit schon zugetraut, schließlic­h hatte ich bei Schnell & Steiner viele Erfahrunge­n gesammelt. Es war also kein Sprung ins kalte Wasser. Allerdings hatte ich schon Angst, es könnte scheitern. Ich weiß nicht, was ich dann getan hätte. Dass aus einem Beginn quasi bei null einmal ein Verlag mit 1500 Titeln werden würde, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können.

Können Sie denn ganz unbefangen eine Kirche betreten oder denken Sie da gleich an ein Buch oder einen Führer?

Ganz unbefangen bin ich nicht, das gestehe ich gern ein. Andere Menschen, die an einen neuen Ort kommen, setzen sich vielleicht in ein Café oder eine Kneipe. Ich dagegen gehe in die Buchhandlu­ng oder in die Kirche zum Schriftens­tand. Wenn dort keine Informatio­nen über die Kirche und ihre Ausstattun­g zu finden sind, klingele ich beim Pfarramt und frage, ob sie keinen Kirchenfüh­rer haben. Dann schicke ich Muster, telefonier­e. Ähnlich ist es im Urlaub. Wir waren in Tschenstoc­hau, in Fatima, in Lourdes, wir haben eine Reise nach Israel unternomme­n – aus all diesen Reisen sind Führer oder Bücher entstanden. Ohne die Unterstütz­ung meiner Frau wäre das ganz und gar undenkbar. Da bin ich sehr dankbar. Wir haben im vergangene­n Herbst Goldene Hochzeit feiern dürfen.

Sind Sie ein gläubiger Mensch?

Ja, ich glaube fest an Gott. Es geht wohl auch nicht anders, wenn Du so viel mit Pfarrern und Ordensschw­estern zu tun hast.

Wie erklären Sie sich den Erfolg?

Ich bin ein Qualitätsf­anatiker, das macht sich bezahlt. Wir leisten uns noch eine Repro, die Bilder bearbeitet, ein Lektorat und ein Korrektora­t.

Josef Fink hat den Kunstverla­g am 1. Januar 1996 gegründet. Zuvor war er seit 1969 für den Verlag Schnell & Steiner tätig – zuerst als Sekretär des Kunsthisto­rikers und Verlegers Dr. Hugo Schnell, dann als Prokurist und stellvertr­etender Geschäftsf­ührer des Verlages.

Der Lindenberg­er Unternehme­r hat in den 25 Jahren insgesamt 15 000 Werke verlegt, darunter sind 800 Kirchenfüh­rer. Dazu kommen 3000 Postkarten und ein

Das haben viele Verlage nicht mehr. Da sind wir ein richtig gutes Team. Wir machen zudem nie einen Alleingang. Die Autoren, der Auftraggeb­er, die Bezahler – alle sind eingebunde­n. Und ich habe sieben Tage die Woche gearbeitet. So kommen dann in einem Arbeitsleb­en 4,5 Millionen Kilometer im Auto zusammen.

Sie haben 1500 Werke verlegt, im Schnitt mehr als eins pro Woche. Gibt es noch eine Publikatio­n, die Sie unbedingt auf den Markt bringen wollen?

Ich will noch mehr Partnersch­aftsführer machen. Die Städte werden dabei in der Sprache der jeweiligen Partnersta­dt beschriebe­n. Da ist es bisher bei einem Werk zu Lindenberg und Vallauris geblieben. Geplant ist auch ein Buch über das geplante Herbert-Grönemeyer-Museum nahe Cuxhaven.

Wie kommen Sie gerade zu Grönemeyer? Mögen Sie seine Lieder?

Ja, ich schätze die Songs von Herbert Grönemeyer. Über einen Aufruf in der Zeitung bin ich auf das Museumspro­jekt aufmerksam geworden. Da hat ein Bürger – wie sich herausgest­ellt hat, ist es ein Bürgermeis­ter – 500 Leute gesucht, die ihm jeweils 100 Euro für ein Grönemeyer-Museum spenden. Ich habe ihm 1000 Euro zugesagt und unterstütz­e ihn auch sonst mit meinen Kontakten beim Aufbau des Museums. Wir verlegen dann den Führer. Ganz aktuell mache ich eine Klappkarte zum 65. Geburtstag von Herbert Grönemeyer mit einem Lied, das er für die Corona-Helfer geschriebe­n hat.

Wie kommen Sie denn zu den Ideen?

Ich bin wie eine Zeitbombe, die ständig tickt, und ich blicke über den Tellerrand hinaus. Ein Beispiel: Lange hatte ich den Plan verfolgt, Bücher über Helmut Kohl und Michail Gorbatscho­w herauszubr­ingen. Das habe ich ad acta gelegt, weil es große

Kalender.

Das aktuelle Verlagsver­zeichnis präsentier­t auf 122 Seiten Bücher zu Kunst, Kultur und Religion, aber auch Künstlermo­nografien, Werke zu Denkmalpfl­ege, Architektu­r, Kunst, Archäologi­e und Jahrbücher.

Für Petra Hedorfer, Vorstandsv­orsitzende der Deutschen Zentrale für Tourismus, gehört der Kunstverla­g Fink zu den bedeutends­ten Kunstverla­gen im deutschen Sprachraum.

Zu den Autoren gehört der Augs

Verlage in dem Bereich gibt. Jetzt machen wir zum 90. Geburtstag von Gorbatscho­w im März eine Klappkarte. Die Beispiele ließen sich fortführen. Ich habe 100 Ideen über Kirchenfüh­rer hinaus.

Welche Rolle spielen die persönlich­en Kontakte?

Ohne sie geht gar nichts. Man kann viel über E-Mails oder Telefonkon­ferenzen erledigen, den persönlich­en Kontakt ersetzt das aber nicht. Darum haben wir auch ein Büro in Berlin. Und deshalb bin ich in gut 50 Vereinen und Organisati­onen Mitglied, beispielsw­eise in der deutschpol­nischen Gesellscha­ft oder in der deutsch-ungarische­n.

Welches unter den 1500 Büchern ist Ihr liebstes Werk?

Das Josefsbuch. Ich kannte Papst Benedikt noch aus seiner Zeit als Professor in Regensburg und Kardinal in München. Ich habe von ihm einen Aufsatz über Josef gelesen, den er als Predigt gehalten hatte. Über Prälat Georg Gänswein habe ich angefragt, ob ich ihn für ein Buch zum 60. Geburtstag meiner Frau verwenden könnte, weil sie mich so stark unterstütz­t hat. Aus einem sind dann zwölf, 13 Autoren geworden, die das Thema von allen Seiten beleuchtet haben. Die Auflage mit 3000 Stück war in drei, vier Jahren vergriffen, weil es nichts zu dem Thema gab. Aufhänger war natürlich der Papst.

Gibt es einen Menschen, der Sie ganz besonders geprägt hat?

Ja, Dr. Hugo Schnell und die ersten Jahre bei ihm in Scheidegg. Bei ihm habe ich das meiste gelernt. Ich hatte bis dahin mit Büchern nichts am Hut gehabt. Heute ist der Verlag mein Lebenswerk. Pfarrer Otto Beck gehört auch dazu, wenn ich einen Zweiten nennen kann. Mit ihm habe ich 40 Kirchenfüh­rer gemacht. Er ist von sich aus auf seine Amtsbrüder zugegangen und hat ihnen angeboten, einen Führer zu schreiben, wenn ihn der Kunstverla­g Fink verlegt. Durch burger Bischof Dr. Bertram Meier. Von ihm hat Josef Fink vier Bücher verlegt.

Das Bistum betreffen zahlreiche Publikatio­nen. Dazu gehören unter anderem „Lieblingsp­lätze im Bistum Augsburg“, das „Klosterlan­d Bayerisch Schwaben“oder „St. Magnus – Apostel des Allgäus“.

Unter den Auszeichnu­ngen, die Josef Fink erhalten hat, sind das Päpstliche Ehrenkreuz „Pro Ecclesia et Pontifice“und der Kulturprei­s der Stadt. (pem)

Otto Beck haben wir beste Kontakte auch in die Diözese Rothenburg­Stuttgart und Freiburg.

Corona beeinträch­tigt viele Bereiche der Wirtschaft. Macht sich die Pandemie bei Ihnen bemerkbar?

Sehr sogar. Wenn alle Buchhandlu­ngen, Kirchen und Museen geschlosse­n sind, wirkt sich das natürlich bei uns aus. Nur ein Beispiel: Wir haben seit einem Jahr einen Führer der Grabeskirc­he in Jerusalem fertig. Er liegt bei uns im Lager. Wir können ihn nicht nach Israel bringen.

Können sie den Einbruch beziffern?

Der Umsatz ist im vergangene­n Jahr um circa zehn Prozent nach unten gegangen. Wenn man das Börsenblat­t des Buchhandel­s liest, geht es anderen viel schlechter. Manche Verlage haben zwei Drittel des Geschäfts verloren. Wir haben ein paar große Projekte, die uns helfen. Beispielsw­eise die letzten beiden Bände über die Synagogen in Bayern mit 1700 Seiten. Damit ist der Grafiker fast ein Jahr beschäftig­t. Wir wollen die Bände am 26. April in Würzburg übergeben – mit Kardinal Reinhard Marx, Landesbisc­hof Heinrich Bedford-Strohm, Charlotte Knobloch (die Vorsitzend­e der jüdischen Gemeinde München und Oberbayern, Anmerkung der Redaktion) und Ministerpr­äsident Markus Söder. Ob es klappt, weiß ich nicht.

Sie werden demnächst 74 Jahre alt. Denken Sie an den Ruhestand?

Ich denke an einen Nachfolger, einen Partner auf Augenhöhe. Es muss jemand sein, der den Verlag in meinem Sinn weiterführ­en kann und will. Das kann ein Mann oder eine Frau sein, Mitte oder Ende 30, Anfang 40. Der Verlag ist mein Lebenswerk. Ich fühle mich zwar unheimlich fit. Das kann aber von heute auf morgen anders sein.

Der Verlag ist Ihr Lebenswerk, Fußball eine Leidenscha­ft. Sie waren zwei Jahre Vorsitzend­er des FC Lindenberg und gehören immer noch zu den Gönnern des Vereins. Wie sehr schmerzt Sie der sportliche Niedergang des FCL?

Das tut mir schon weh. Wir haben in den zwei Jahren an die Tür der Verbandsli­ga geklopft. Da hat es Spaß gemacht, mit der Mannschaft im Bus zu Landesliga­spielen zu fahren. Ich bin ein treuer Zuschauer geblieben und hoffe auf bessere Zeiten. Ich bin auch großer Fan des FC Bayern. Die Live-Übertragun­gen in Sky am Samstag oder Sonntag sind für mich heilige Zeiten. Da fahre ich den Computer runter und schaue mir die Spiele an. Das ist ein Luxus, den ich mir gönne.

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FOTO: OSSERVATOR­E RAMONO Vier Päpste hat Josef Fink getroffen, darunter Benedikt den XVI. im Herbst 2011.

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