Chancenlos gegen Brisbane
Die Initiative Rhein-Ruhr und der DOSB werden vom IOC-Votum für die Spiele 2032 kalt erwischt
(SID) - Olympia 2032 an Rhein und Ruhr – das hatten sich NRW-Landesvater Armin Laschet und Initiator Michael Mronz so sehr gewünscht. Doch sie wurden vom IOC und Präsident Thomas Bach offenbar überrumpelt. Schon 2021 und nicht erst in vier Jahren wollte das Internationale Olympische Komitee (IOC) in Corona-Zeiten einen belastbaren Kandidaten präsentieren und fand ihn im australischen Brisbane. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die Initiative Rhein-Ruhr wurden von dieser Tempoverschärfung des Ringeordens kalt erwischt. Das Thema „Olympia auf deutschem Boden“ist damit auf Jahre, vermutlich sogar Jahrzehnte, erledigt.
Nach „sehr intensiven Diskussionen“verkündete Bach am Mittwochabend, dass eine Evaluierungskommission der Exekutive zielgerichtete Gespräche mit Brisbane hinsichtlich der Sommerspiele in elf Jahren empfohlen habe. Die Kommissionsvorsitzende Kristin Kloster Aasen aus Norwegen erklärte, bezüglich der RheinRuhr-Initiative habe der für die Bewerbung zuständige DOSB Anfang des Jahres bestätigt, dass er „nicht Teil der weiteren Dialogphase sein wird“.
Für Hörmann wäre dies auf die Schnelle nicht möglich gewesen. Die rasche Entscheidung für Brisbane komme nun „zeitlich überraschend“, sagte der DOSB-Präsident, sei aber „vor dem Hintergrund der Pandemie nachvollziehbar“. Dagmar Freitag, Sportausschussvorsitzende im Bundestag, ließ das Virus als Argument nicht gelten. „Was genau die aktuell schwierige Lage aufgrund der Pandemie mit Planungssicherheit für eine Veranstaltung im Jahr 2032 zu tun hat, erschließt sich mir nicht wirklich“, sagte die SPD-Politikerin. „Und sollte der DOSB wirklich – wie von Präsident
Hörmann angedeutet – von der frühen Entscheidung des IOC überrascht gewesen sein, ist das für mich ein erneuter Beleg für die mangelnde internationale Vernetzung des DOSB.“
Das IOC wollte nach der coronabedingten Verschiebung von Tokio um ein Jahr für künftige Spiele schnell eine sichere Lösung. Die konnte aktuell nur Brisbane bieten, auch Katar, China und Budapest zogen den Kürzeren. Die Australier hatten ihre Bemühungen in der Corona-Krise fortgesetzt und alle Parteien ins Boot geholt. Die Rückendeckung ist also vorhanden, auch 85 Prozent der Infrastruktur. Es gilt daher als sicher, dass Brisbane auf der nächsten IOC-Vollversammlung als Ausrichter verkündet wird.
Da der DOSB von einer späteren Entscheidung ausging und wichtige Teile des Rhein-Ruhr-Konzepts noch zu klären waren, musste der Dachverband passen. „Es wäre nicht seriös gewesen, vorschnell in den Entwicklungsdialog mit dem IOC einzutreten. Weder sind alle Einzelheiten des Konzeptes abschließend geklärt noch liegen die erforderlichen Finanzzusagen und die notwendigen Bürgervoten vor“, sagte Hörmann, der der Initiative jedoch bescheinigte, „gut und sehr engagiert gearbeitet“zu haben.
Auch Rhein-Ruhr-Chef Mronz sprach von einem „überraschenden Schritt des IOC, kurzfristig mit den offiziellen Verhandlungen mit einem von mehreren potenziellen Bewerbern zu beginnen“. Weiter betonte er, das Projekt „als Privatinitiative“aufrechterhalten zu wollen. Da die Festlegung des IOC auf Brisbane aber de facto das Aus für Rhein-Ruhr 2032 bedeutet, dürfte interessant werden, welche konkreten Schlüsse Mronz und Laschet daraus ziehen. Am Freitag wollen beide vor die Presse treten.