Rückblick: Badeunfall mit einem Toten und einem Vermissten
Wegen Corona ist 2020 für die Wasserschutzpolizei weniger los auf dem Bodensee, also gibt es auch weniger Einsätze
(dik) - Wegen Corona war die Sportschifferei auf dem Bodensee zeitweise verboten. Weil es zudem weniger Stürme gab, verlief das Jahr für die Wasserschutzpolizei ruhiger. Es gab aber einen schweren Badeunfall.
Ein Toter, ein Vermisster und ein Schwerverletzter waren die Folgen des Unfalls, zu dem es am 19. August bei einem Boot kam, das in der Reutiner Bucht lag. Acht Menschen waren auf dem Boot, als anderthalb Kilometer vom Ufer entfernt zwei ins Wasser stiegen. Als einer gesundheitliche Probleme kam, schwamm der andere ihm zur Hilfe, ein Dritter sprang ebenfalls ins Wasser. Ein Vierter warf Rettungsringe aus, an dem sich der Erkrankte festhalten kann. Sein Erstretter aber bekommt nun ebenfalls gesundheitliche Probleme und geht im See unter. Er ist bis heute im Bodensee vermisst. Der andere Helfer treibt hilflos im Wasser. Ein österreichischer Segler zieht ihn zwar aus dem See. Obwohl ein Motorboot ihn ins Strandbad Eichwald bringt, und er sofort ins Klinikum Friedrichshafen
kommt, stirbt der Mann kurze Zeit später.
Dieser dramatische Einsatz überschattet das ansonsten eher ruhige Einsatzjahr der Wasserschutzpolizei Lindau. Es gab lediglich fünf Schiffsunfälle, von denen sich zwei im
Sturm ereigneten, und zehn weitere Unfälle. Die Zahl der Seenoteinsätze halbierte sich im Vergleich zum Vorjahr auf elf. So kenterte am 29. Mai vor Nonnenhorn ein Segelboot im Starkwind. Der Segler trug zum Glück eine Rettungsweste und erlitt deshalb nur im 15 Grad kalten Wasser eine Unterkühlung.
Die Zahl der Kontrollen lag bei 920 und damit um etwa 50 über der des Vorjahres. Dabei stellten die Polizisten fast 150 Verstöße fest, meist waren mangelhafte oder fehlende Schwimmwesten der Grund. Hinzu kamen Verkehrsverstöße, wie das Befahren der 300-Meter-Uferzone mit Motorbooten.
Einen Schiffsführer zeigte die Wasserschutzpolizei an, weil er betrunken war. In der Nacht zum 4. Juli hatten sich Anwohner des Kleinen Sees über die grölende Besatzung eines Motorboots beschwert. Um kurz vor 2 Uhr wollte der Schiffsführer noch vor der Polizei fliehen, der Miteigner hatte mehr als ein Promille Alkohol im Blut.
Die Lindauer Wapo kritisiert die fehlende Kennzeichnung vieler Stand-Up-Paddle-Boards und Kajaks. Denn oft kommt es zum Seenotalarm mit Suchkette auf dem See, was für die Retter nicht nur lästig, sondern auch gefährlich sein kann, weil ein Board herrenlos auf dem See treibt und man wegen fehlender Kennzeichnung nirgends fragen kann, ob damit überhaupt jemand auf dem See war. Neben Name und Anschrift des Eigentümers wünscht sich die Wasserschutzpolizei deshalb, dass die Eigentümer auch eine aktuelle Mobilfunknummer anbringen.
Auch auf dem ganzen Bodensee sind die Zahlen der Toten und der Unfälle gesunken, wie die Zahlen der See- und Wasserschutzpolizeien aus Lindau, Vorarlberg, Friedrichshafen, Konstanz und Überlingen sowie aus St. Gallen, Thurgau und Schaffhausen ergibt. 472 Kinder, Frauen und Männer haben die Beamten mit den Helfern der Wasserwachten, Feuerwehren und THW aus Seenot gerettet.
Während es im Sommer weniger Gewitter und starke Föhnböen gab als üblich, war der vorherige Winter sturmreich. Die stärkste Windböe beim Orkan Sabine Anfang Februar 2020 wurde übrigens in Lindau gemessen: Sie war fast 124 Stundenkilometer schnell.