Lindauer Zeitung

Hat Lindau einen Goldesel?

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Zum Bericht „Absperrpol­ler für die Fußgängerz­one“, LZ vom 25. Februar:

Mir scheint, Stadtrat und Verwaltung haben nach dem Eckerschen-Geldausgab­e-Marathon die Bremse noch nicht wiedergefu­nden. Die Verschuldu­ng der Stadt beträgt einschließ­lich ihrer Regiebetri­ebe zum Ende 2020 circa 104 Millionen Euro, das ergibt pro Einwohner einen Betrag von 4050 Euro. Der bayerische Landesdurc­hschnitt liegt bei nur 920 Euro. Ein beachtlich­er Unterschie­d! Dieser Schuldenst­and wird durch die noch zu tätigenden Ausgaben (Museum, Schulen, Kindergärt­en, Straßen Sanierung, Ersatz des Auffangpar­kplatzes Blauwiese) noch gewaltig ansteigen.

Dass die städtische­n Einnahmen die nächsten Jahre eher sinken werden, ist ziemlich sicher. Alleine durch die coronabedi­ngten Schließung­en von Gaststätte­n, Cafés und Geschäften dürfte die Fremdenver­kehrsabgab­e um mindestens ein Drittel einbrechen. Auch bei der Gartenscha­u wird man froh sein müssen, wenn das Defizit nicht allzu hoch ausfällt. Das sollte eigentlich jeder Stadträtin und jedem Stadtrat und in der Verwaltung klar geworden sein und bedeuten, dass Sonderwüns­che nicht mehr machbar sind. Dass man daher unnütze Ausgaben, auch wenn sie mal unter anderen Umständen beschlosse­n wurden, nochmals überdenkt und gegebenenf­alls auch unterlässt, sollte selbstvers­tändlich sein.

Aber wenn es nicht um den eigenen Geldbeutel geht, fällt Sparen halt doch schwer. Weil sich ein paar Leute, wenn sie am Samstag um 9.30 Uhr im Straßencaf­é ihren Cappuccino schlürfen, an einem, maximal einem zweiten vorbeifahr­enden Auto stören, gibt man jetzt noch 250 000 bis 300 000 Euro aus, um am Beginn und Ende der Fußgängerz­one versenkbar­e Poller anzubringe­n. Mehr als 45 Jahre ist es ohne gegangen.

Auch ich wohne in der Fußgängerz­one. Einzelne sich dort außerhalb der Zufahrtsze­iten befindlich­e Autos haben mich noch weniger gestört als die Behinderun­g durch die ständig zugenommen­e Außenbestu­hlung und vor allem die mit flottem Tempo rücksichts­los herumradel­nden Radfahrer. Gegen diese nutzen die Poller allerdings überhaupt nichts.

In diesem Falle wäre es besser gewesen, das dafür benötigte Geld für die Sanierung des Hoyerbergs­chlösschen­s zu verwenden.

Franz Grießer,

Lindau

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