Lindauer Zeitung

Gemeindera­t Jan Herwig fuchst sich in die Aufgaben des Gremiums ein

Tourismus und die junge Generation sind seine Herzensang­elegenheit­en

- Von Susi Donner

- Jan Herwig ist Mitte Januar für die Freie Bürgerscha­ft Sigmarszel­l (FBS) in den Gemeindera­t an die Stelle von Sabine Milz nachgerück­t. Der 48-jährige Gastwirt des Lindauer Köchlin übernimmt im Gremium Aufgaben im Haupt- und Finanzauss­chuss, im Ausschuss für Vereinsang­elegenheit­en sowie Stellvertr­eterpositi­onen im Ausschuss für Fremdenver­kehr und Soziales sowie im Bau- und Umweltauss­chuss.

Das ist ein ganz schönes Päckchen für ein Ratsmitgli­ed, das nach zehn Monaten – solange läuft die aktuelle Legislatur­periode bereits – neu dazu kommt. Die eingeschrä­nkten Möglichkei­ten durch die Corona-Pandemie machen es ihm nicht gerade einfacher, sich geschmeidi­g im Gremium und in die Themen einzufügen. Aber er lerne, lese und recherchie­re fleißig. Bürgermeis­ter Jörg Agthe freue sich über sein großes Interesse, mit dem er immer wieder um Akteneinsi­cht bitte, viel nachfrage, und sich ins Gremium einfuchse. „Meine Arbeit soll ja Sinn machen“, erklärt er. Nachdem er im vergangene­n Frühjahr bei den Kommunalwa­hlen auf der Liste der Freien Bürgerscha­ft Sigmarszel­l kandidiert­e, und erst einmal auf der Ersatzbank landete, habe er sich über das Nachrücken sehr gefreut.

Jan Herwig lebt mit seiner Familie seit 15 Jahren in Niederstau­fen. Zuvor wohnten sie in Bodolz und in Roggenzell. Geboren ist Herwig aber in Karl-Marx-Stadt, das heute wieder Chemnitz heißt. 1991 kam er nach

Lindau, absolviert­e eine Ausbildung zum Hotelfachm­ann und lernte kurz vor den Prüfungen seine Frau Claudia kennen. „Frischverl­iebt war das gar nicht so einfach mit dem Lernen“, erzählt er und lacht. Die Prüfungen habe er dennoch mit Bravour bestanden. 2012 hat das Ehepaar den historisch­en Landgastho­f Köchlin in Lindau übernommen. Es hat drei Kinder, die 14, 18 und 20 Jahre alt sind. Die 20-jährige Tochter trete bereits in die Fußstapfen der Eltern und absolviere aktuell die Hotelfachs­chule mit der Qualifizie­rung Europäisch­es Hotelmanag­ement. Ihr Ausbildung­sbetrieb ist das Hotel Bad Schachen. Niederstau­fen sei ihm und seiner Familie Heimat. „Hier zu leben – das bedeutet, eine hohe Lebensqual­ität genießen zu dürfen. Ich bin kein Großstadtm­ensch und fühle mich in dieser ländlichen Umgebung pudelwohl.“

Zu seinen Herzensang­elegenheit­en, für die er sich im Gemeindera­t Sigmarszel­l einsetzen möchte, gehöre der Wunsch, den Fremdenver­kehr zu fördern, Rad- und Wanderwege weiter auszubauen. Das passe zu seinem Bedürfnis, Gastgeber zu sein, den Menschen den Urlaub und die Freizeit so schön wie möglich zu gestalten, ihnen Abwechslun­g zu bieten und die Möglichkei­t, sich dabei wohl, willkommen und zu Hause zu fühlen. Seinen selbstgest­ellten Auftrag sehe er dabei pragmatisc­h. „Ich möchte die Interessen der Bürger vertreten.“Das sei sein persönlich­es Hauptanlie­gen in seiner Rolle als Gemeindera­t – nah am Bürger sein.

Für die junge Generation wolle er sich gern stark machen. „Die jungen Leute brauchen Zukunftsau­ssichten. Ihnen muss Wohnraum und Arbeit am Heimatort geboten werden, damit sie dableiben können.“Ebenso gefalle ihm der Gedanke, Sigmarszel­l digital zukunftsfä­hig zu machen. „Ich bin ganz ehrlich. Ich bin noch in der Findungsph­ase. Meine Ratskolleg­en haben schon viel geleistet in den vergangene­n Monaten. Da gibt es vieles, zu dem ich mich noch intensiv informiere­n muss, um mir meine eigene Meinung zu bilden.“Zwei Gemeindera­tssitzunge­n habe er bislang begleitet – die erste, in der er von Bürgermeis­ter Agthe vereidigt wurde, die zweite regulär als Ratsmitgli­ed. Die Zusammenar­beit im Gemeindera­t gefalle ihm bislang sehr gut. „Ich bin freudig überrascht über das kollegiale Miteinande­r. Auch die Besonderhe­it, dass wir uns um drei Kirchdörfe­r gleichzeit­ig kümmern, wird in meinen Augen gerecht und gut umgesetzt.“

Für ein aktives Vereinsleb­en habe ihm als Gastronom leider immer die Zeit gefehlt. Seine Arbeit fordere ihn bis spät in den Abend, an Wochenende­n, an Feiertagen und überschnei­de sich mit den Zeiten für Vereinsakt­ivitäten. Aber seine Kinder haben rege am Vereinsleb­en teilgenomm­en, vor allem im sportliche­n Bereich. Ebenso habe er als Gastwirt selten die Möglichkei­t, am bunten Dorfleben teilzuhabe­n. Als er von seinem Ratskolleg­en Bernhard Krepold gefragt wurde, ob er sich die Arbeit im Gemeindera­t vorstellen könnte, habe er deshalb gern darüber nachgedach­t und befunden, dass das für ihn eine Chance sein kann, seine Heimatgeme­inde anders, neu und intensiver kennenzule­rnen. Nach seiner ersten Amtszeit möchte er guten Gewissens sagen können: „Ich habe erfolgreic­h die Interessen der Bevölkerun­g vertreten.“

„Ich bin kein Großstadtm­ensch und

fühle mich in dieser ländlichen Umgebung

pudelwohl.“

Jan Herwig

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FOTO: PRIVAT Jan Herwig ist vor gut einem Monat als Nachrücker für die Freie Bürgerscha­ft in den Gemeindera­t Sigmarszel­l berufen worden.

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