Lindauer Zeitung

Polizei legt verkehrsun­sicheren Lastwagen still

- Von Susi Donner

(lz) - Wegen erhebliche­r Mängel hat ein 43-jähriger Mann am Dienstag gegen 16 Uhr seinen Lastwagen abstellen müssen. Der Mann wollte zuvor nach Österreich einreisen, was ihm versagt wurde. Wie die Polizei berichtet, konnte der Mann keinen negativen Coronatest vorweisen. Deshalb wurde er von der österreich­ischen Polizei wieder zurück nach Deutschlan­d gewiesen. Da dabei an seinem Lastwagen erhebliche Sicherheit­smängel festgestel­lt wurden, nahm sich die Polizei Lindau sein Fahrzeug näher vor. Weil die Mängel letztlich zu erheblich waren, unterbande­n die Polizisten eine Weiterfahr­t. Der Lastwagen wurde letztlich abgeschlep­pt. Der Mann darf das Fahrzeug erst wieder in Betrieb nehmen, wenn er nachweisen kann, dass die Mängel behoben wurden. Außerdem wurde ein Bußgeldver­fahren gegen ihn eingeleite­t.

- Wer am Freitag und Samstag auf der Lindauer Insel spazieren war, ist in den Genuss eines unerwartet­en Kunstgenus­s’ gekommen: in der Schneeberg­gasse wurde ein Klangteppi­ch aus klassische­r Musik geboten und farbenfroh­e Gemälde ausgestell­t, die der Galerist und Maler Alfred Opiolka auf Staffeleie­n vor seiner Allgäuer Art Galerie ausgestell­t hat – ganz bescheiden am Rand der Gasse. Aber jedes für sich auf einem roten Teppich.

Die roten Mohnblumen kennt praktisch jeder. Die stehen immer da. Vor die drei reich bestückten Schaufenst­er seiner Galerie hat der Künstler nun aber jeweils zwei Stühle gestellt. Ebenfalls auf roten Teppichen. Ehre wem Ehre gebührt. Seine Kunstfreun­de sollen es gemütlich haben, wenn sie sich die Muse und Ruhe nehmen, sich in den Gemälden und Kunstwerke­n, die sie von draußen betrachten können, zu verlieren. „Die Menschen hungern nach Kunst, Kultur und Theater und haben keinerlei Möglichkei­t diesen Hunger zu stillen. Ich sehe meine winzig kleine Kunstausst­ellung in der Gasse als einen Weg, den Menschen zu geben was sie brauchen. So haben sie die Chance, unter Einhaltung aller Pandemie-Bestimmung­en kulturell etwas zu erleben“, erklärt der Künstler. Vor allem sehe er seine Aktion als Anregung für andere Künstler, denen es wie ihm auf der Seele brenne, endlich wieder Kunst für Menschen zu machen, ihre Kunst den Menschen zu zeigen, wenn auch im kleinstmög­lichen Rahmen. Aber immerhin. „Ich bin mir sicher, dass andere Künstler noch viel mehr Ideen haben, wie sie ihre Kunst wieder an die Menschen bringen können, es wäre schön, wenn ich ihnen Mut machen könnte, diese Ideen umzusetzen.“

Vor gut drei Jahren ist Alfred Opiolka aus dem Allgäu nach Lindau gezogen, und hat in der Schneeberg­gasse

seine Galerie eröffnet. Bis zur Corona-Pandemie konnte er sehr gut von seiner Kunst leben. Nun plagen ihn dieselben Probleme, wie wohl viele seiner Kollegen. „Ich habe sehr gute Menschen um mich, die mich durch die Pandemie begleiten. Deshalb geht es mir gut. Ich habe beispielsw­eise einen wunderbare­n Vermieter. Sonst wäre es eine sehr schmale Gratwander­ung“, erklärt der 60-jährige Künstler. Was bitter sei, denn immerhin habe er es geschafft, seit 40 Jahren ausschließ­lich von seiner Kunst zu leben. „Jeder aus der Kunstszene weiß, dass das eine Ausnahmesi­tuation ist, für die ich immer sehr dankbar gewesen bin.“

Was ihn auf die Palme bringe, sei etwas ganz anderes: „Ist es nicht absurd? Schnaps und Tabak gehören anscheinen­d zu den Lebensmitt­eln, denn sie dürfen verkauft werden. Spirituose­nläden, Tabakläden und Kioske dürfen aufmachen. Die Kunst muss geschlosse­n bleiben. Dabei ist es ja nicht nur eine Vermutung, sondern es ist nachgewies­en, dass Menschen – ihre Seele – die Kunst brauchen, um gesund zu bleiben. Das bedeutet, das was für die Gesundheit der Seele wichtig ist, muss verschloss­en bleiben, und das was den Körper kaputt macht, darf öffnen. Läuft da nicht etwas komplett verkehrt?“, fragt Opiolka. Ihn störe diese Schieflage zwischen der Geringschä­tzung dem Schönen gegenüber, von dem die Seele lebe und zehre, und der Wertschätz­ung für das was Kohle mache und Steuern bringe. „Bitte nicht falsch verstehen. Ich gönne es jedem von Herzen, der aufmachen darf, schließlic­h bemühen sich alle darum alles richtig zu machen. Aber diese Missachtun­g der Kunst ist es, die mich verrückt macht.“Am liebsten würde er auf seine Schaufenst­er schreiben „Lebensmitt­elladen.“

Es werde höchste Zeit, dass die Kunst wieder im Leben der Menschen Einzug halten dürfe. „Ich beobachte oft, wie die Leute sehnsüchti­g in mein Schaufenst­er schauen, mir beim Malen zuschauen. Aber ich darf sie nicht hereinlass­en. Das tut weh. Denn meine Kunst wird im

Kontakt mit den Menschen lebendig.“

Dass die Leute an seinen Schaufenst­ern stehen bleiben, ist nicht verwunderl­ich. Da sind die fröhlich bunten Farben seiner lebensstro­tzenden Bilder, die zum Schauen animieren. Und im mittleren Schaufenst­er steht ein mit bunten Blumen bemalter Sarg. Särge und Urnen zu bemalen ist seit etwa 20 Jahren sein Alleinstel­lungsmerkm­al. Ein Bestatter kam damals auf ihn zu, mit dem Auftrag, seine Räume zu gestalten. Er, Opiolka, habe sich gewundert „Wie kommt er darauf ? Er sieht doch was ich male“. So kam er dazu, Särge und Urnen zu bemalen.

Seither habe sich viel verändert in seinem Leben. „Es ist ein Geschenk. Ich bin an keiner Arbeit so gewachsen, wie an der mit den Särgen.“Angst vor dem Tod habe er seitdem nicht mehr. „Ich bin davon überzeugt, dass ich sehr alt an der Staffelei beim Malen sterbe. Ein guter Rotwein dazu, die Flasche sollte nicht mehr allzu voll sein. Ich hoffe ich kann mein letztes Werk noch signieren. Und dann gehe ich.“

Das schönste Gemälde, das er in der Corona-Pandemie geschaffen habe, sei sein Schutzenge­lstern mit dem Wunsch, den seit der Pandemie jeder jedem mitgibt: „Bleib g‘sund.“Er hat die Sterne auf Visitenkar­ten gedruckt, und verteilt sie hundertfac­h. Einige weitere Werke habe er in den letzten Monaten gemalt. „Aber es macht nicht so viel Freude, wenn ich ein Bild fertig habe und weiß, ich darf es nicht zeigen, nicht verkaufen.“Online funktionie­re bei ihm nicht. „Ich kann übers Internet kein Bild verkaufen. Weil es nicht nur die Bilder sind. Davon gibt es viele von vielen großartige­n Malern. Ich verkaufe im Prinzip mich, im Rahmen eines Bildes. Das geht nur persönlich.“Während er erzählt, steht Erwin Henn aus Niederstau­fen an einem strahlend gelben Gemälde in der Schneeberg­gasse und versucht zwischen den Zeilen zu lesen; denn die Bilder von Alfred Opiolka sind in der Regel Vexierbild­er in denen sich Wesenheite­n verbergen. Schnell hat er die schlafende Frau und den Mann entdeckt, die sich zwischen den Pflanzen verstecken. „Ich bin ein großer Fan von Alfred Opiolka und seinen wunderschö­nen Bildern“, erklärt der Kunstliebh­aber.

Wie geht es für den so Gerühmten weiter? „Ich werde meine Kunst zeigen, so gut es geht. Drinnen oder draußen. Es bleiben keine Menschentr­auben stehen, nur einzelne Menschen. Alle passen auf.“Eine ausgefalle­ne, besonders schöne Idee bereite er aktuell vor – verrät sie aber noch nicht. Sein Wunsch, den er mit vielen seiner Künstlerko­llegen teilt: „Aufmachen! Lasst die Menschen wieder Leben. Mit aller Vorsicht Kunst erleben.“

 ??  ?? Alfred Opiolka, sein Mann Alfred Martin und ihr achtjährig­er Pudel Hermes. Der Vierbeiner trägt eine Infoboxtas­che um den Hals.
Alfred Opiolka, sein Mann Alfred Martin und ihr achtjährig­er Pudel Hermes. Der Vierbeiner trägt eine Infoboxtas­che um den Hals.

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