Lindauer Zeitung

Viel mehr Motorradfa­hrer, aber weniger Unfälle

Zahl der neu zugelassen­en Maschinen hat im Vorjahr stark zugenommen – Das hängt auch mit Corona zusammen

- Von Michael Munkler

- Sonniges Frühlingsw­etter lockt seit zwei Wochen auch die ersten Motorradfa­hrer raus – so früh im Jahr wie selten. „Empfehlen können wir das Biken aber noch nicht“, sagt Polizeiprä­sidiumsspr­echer Dominic Geißler. Vielfach seien Straßen noch nicht gereinigt, Schmutzres­te und Splitt sind vor allem in Kurven gefährlich für Zweiradfah­rer. Zudem könnten vor allem morgens und spätnachmi­ttags an schattigen Stellen die Fahrbahnen glatt sein. Zudem, sagt Geißler, hätten die Reifen bei den doch noch relativ niedrigen Temperatur­en keinen so guten Grip wie im Sommer.

Auch wenn im vergangene­n Frühjahr wegen Corona das Motorradfa­hren bis Anfang Mai als reines Freizeitve­rgnügen verboten war: Die Zahl der neu zugelassen­en Maschinen stieg bundesweit im vergangene­n Jahr um über 17 Prozent an, meldet der Industriev­erband Motorrad. In den ersten Monaten sei die Flaute in der Branche groß gewesen, dann sei es ab Mai umso heftiger zur Sache gegangen. Beispielsw­eise stieg im Oberallgäu die Zahl der Motorrad-Zulassunge­n von 726 im Jahr 2019 auf 869 im Coronajahr 2020. Das entspricht einer Steigerung von knapp 20 Prozent. Das Unterallgä­u meldet dagegen einen geringeren Zuwachs. Manch einer habe vielleicht das Geld für eine coronabedi­ngt entgangene Urlaubsrei­se in eine Maschine investiert, vermutet ein Branchensp­recher. Und: Viele andere Aktivitäte­n waren wegen Corona nicht oder nur eingeschrä­nkt möglich, Biken konnte man im vergangene­n Jahr aber ab Mai fast uneingesch­ränkt – bald auch wieder über die Grenzen nach Österreich oder Südtirol und in die meisten anderen europäisch­en Länder. Nochmals befeuert wurde der motorisier­te Zweiradmar­kt zum Jahresende

2020 durch die Umstellung der europäisch­en Abgasnorm Euro 4 auf Euro 5. Händler boten Maschinen mit der alten Norm zu vergünstig­ten Preisen an.

Trotz des Bike-Booms, der bereits vor Corona begonnen hatte, ging die Zahl der Motorradun­fälle im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West zurück. Beispielsw­eise von 574 im Jahr 2018 auf 438 im Vorjahr. 16 im Straßenver­kehr ums Leben gekommene Motorradfa­hrer waren 2017 zu beklagen, im Vorjahr waren es sechs. Und auch die Zahl der Verletzten sank.

Das Polizeiprä­sidium hatte vor einigen Jahren eine spezielle Motorrad-Kontrollgr­uppe auf die Straßen geschickt. Sie besteht aus vier Beamten, die in der Saison von April bis Oktober regelmäßig den motorisier­ten Zweiradver­kehr unter die Lupe nehmen. Dabei geht es auch um technische Veränderun­gen, da sich laut Polizei die Klagen von Anwohnern über den Motorradlä­rm gehäuft haben. Unterwegs sind die Kontrolleu­re jeweils von April bis Oktober. Motorrad gefahren wird in der Region vor allem an sonnigen Wochenende­n von früh bis spät – besonders beliebt sind nach wie vor die Bergstreck­en: Allen voran der Jochpass bei Bad Hindelang, der Oberallgäu­er Riedbergpa­ss bei Balderschw­ang und die Queralpens­traße zwischen Füssen und Lindau mit dem bei Motorradfa­hren so beliebten Paradies bei Oberstaufe­n. Die Kontrollgr­uppe ist aber nicht nur an diesen bekannten Bergstreck­en aktiv, sondern auch beispielsw­eise im Unterallgä­u.

Die Polizei rät Bikern, es zu Saisonbegi­nn bewusst langsam angehen zu lassen, um sich an die Maschine wieder zu gewöhnen. Hilfreich könne ein Fahrtraini­ng sein, wie es beispielsw­eise vom ADAC angeboten wird – auch in CoronaZeit­en.

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