Besucherlenkung: Erste Ergebnisse im April
Mobilitätskonzept soll bis Ende nächsten Jahres stehen – Auch Bürger können ihre Meinung äußern
- Überlaufene Berggipfel, volle Parkplätze: Die Diskussion um (zu) viele Gäste und die damit einhergehenden Blechlawinen wird im Allgäu seit Monaten geführt. Nun fand die Auftaktveranstaltung zu einem Projekt statt, dessen Ziel es ist, den Andrang in geregelte Bahnen zu lenken. Bis Ende 2021 soll dabei unter Federführung der Allgäu GmbH ein Mobilitätskonzept für die Region entstehen. Mit dabei sind das Urban Institute, das sich mit Daten-Infrastruktur befasst, die Green City Experience GmbH, deren Ziel es ist, die Verkehrswende voranzutreiben, sowie das Fraunhofer Institut. Für das Förderprogramm stellt der Freistaat Bayern 200 000 Euro zur Verfügung.
Das Projekt ist in zwei Bereiche aufgesplittet, die zunächst parallel verlaufen.
Punkt 1: Bereits bis Ende April soll es erste Lösungen für das ParkplatzProblem
geben. Anhand von „objektiven Daten“werden laut Urban Institute demnächst drei bis fünf Hotspot-Gemeinden festgelegt. Schon in den vergangenen Monaten seien dafür anonymisierte Bewegungsdaten von Fahrzeugen gesammelt worden, um einen Eindruck bezüglich der Verkehrslage im Allgäu zu erhalten. Weitere Mobilitätsaufzeichnungen folgten im Laufe des Projekts. „An den Hotspots gehen wir dann in die Tiefe, nehmen die Parkflächen unter die Lupe, stellen fest, wie lange nach einem Parkplatz gesucht und wo das Auto letztlich abgestellt wurde“, sagt Markus Bachleitner vom Urban Institute. Am Ende sollen für die Orte passende Maßnahmen entwickelt werden. „Wir glauben im Allgäu zwar, die Hotspots schon zu kennen, wollen aber sicherstellen, dass wir nichts übersehen“, sagt AllgäuGmbH-Geschäftsführer Klaus Fischer. Ziel sei es, ein digitales System bereitzustellen, das in Echtzeit Daten
über Parkverkehre erkennt, um frühzeitig Alternativen für Anreise und Parkplatz auszuspielen. Die Ergebnisse aus den Hotspots könnten anderen Orten bei deren Herausforderungen helfen.
Punkt 2: Bis Ende des Jahres 2021 soll laut Allgäu GmbH eine Analyse aller verkehrlichen Defizite und Potenziale in der Region vorhanden sein. Das regelmäßig dazu tagende Expertengremium besteht demnach aus je zwei Fachleuten aus den Landkreisen und kreisfreien Städten. Einbezogen würden auch sämtliche schon vorhandenen Verbünde und Initiativen wie beispielsweise das Ticketing Schwabenservices. Das Fachwissen unter anderem der Bergbahnen-Vertreter, von Naturschutzbehörden und der Hotellerie werde ebenfalls integriert. Eine wichtige Rolle spielen soll auch eine OnlineBefragung der Bürger, in der diese ihre Wünsche und Bedürfnisse formulieren können.
Doch nicht nur die Allgäu GmbH, sondern auch viele einzelne Gemeinden und Projekte anderer Institutionen befassen sich damit, wie Besucherströme reguliert und ParkEngpässe vermieden werden können. „Wir sammeln alles, was derzeit lokal und überregional läuft, und überprüfen, was bereits erarbeitet wurde“, sagt Dr. Jessica Le Bris von Green City Experience zu möglichen Überschneidungen. „Es geht um das Wohlbefinden der Allgäuer, die Willkommenskultur für Gäste und die Umwelt“, fasste es Maria Rita Zinnecker, Ostallgäuer Landrätin und Aufsichtsratsvorsitzende der Allgäu GmbH, bei der digitalen Auftaktveranstaltung zusammen. Teilgenommen haben neben Vertretern der ausführenden Unternehmen auch zahlreiche weitere Akteure, von Bürgermeistern über Tourismus-Experten, Verantwortliche von Bergbahnen und Polizei bis hin zu Mitarbeitern verschiedener Behörden.