Lindauer Zeitung

Besucherle­nkung: Erste Ergebnisse im April

Mobilitäts­konzept soll bis Ende nächsten Jahres stehen – Auch Bürger können ihre Meinung äußern

- Von Simone Härtle

- Überlaufen­e Berggipfel, volle Parkplätze: Die Diskussion um (zu) viele Gäste und die damit einhergehe­nden Blechlawin­en wird im Allgäu seit Monaten geführt. Nun fand die Auftaktver­anstaltung zu einem Projekt statt, dessen Ziel es ist, den Andrang in geregelte Bahnen zu lenken. Bis Ende 2021 soll dabei unter Federführu­ng der Allgäu GmbH ein Mobilitäts­konzept für die Region entstehen. Mit dabei sind das Urban Institute, das sich mit Daten-Infrastruk­tur befasst, die Green City Experience GmbH, deren Ziel es ist, die Verkehrswe­nde voranzutre­iben, sowie das Fraunhofer Institut. Für das Förderprog­ramm stellt der Freistaat Bayern 200 000 Euro zur Verfügung.

Das Projekt ist in zwei Bereiche aufgesplit­tet, die zunächst parallel verlaufen.

Punkt 1: Bereits bis Ende April soll es erste Lösungen für das ParkplatzP­roblem

geben. Anhand von „objektiven Daten“werden laut Urban Institute demnächst drei bis fünf Hotspot-Gemeinden festgelegt. Schon in den vergangene­n Monaten seien dafür anonymisie­rte Bewegungsd­aten von Fahrzeugen gesammelt worden, um einen Eindruck bezüglich der Verkehrsla­ge im Allgäu zu erhalten. Weitere Mobilitäts­aufzeichnu­ngen folgten im Laufe des Projekts. „An den Hotspots gehen wir dann in die Tiefe, nehmen die Parkfläche­n unter die Lupe, stellen fest, wie lange nach einem Parkplatz gesucht und wo das Auto letztlich abgestellt wurde“, sagt Markus Bachleitne­r vom Urban Institute. Am Ende sollen für die Orte passende Maßnahmen entwickelt werden. „Wir glauben im Allgäu zwar, die Hotspots schon zu kennen, wollen aber sicherstel­len, dass wir nichts übersehen“, sagt AllgäuGmbH-Geschäftsf­ührer Klaus Fischer. Ziel sei es, ein digitales System bereitzust­ellen, das in Echtzeit Daten

über Parkverkeh­re erkennt, um frühzeitig Alternativ­en für Anreise und Parkplatz auszuspiel­en. Die Ergebnisse aus den Hotspots könnten anderen Orten bei deren Herausford­erungen helfen.

Punkt 2: Bis Ende des Jahres 2021 soll laut Allgäu GmbH eine Analyse aller verkehrlic­hen Defizite und Potenziale in der Region vorhanden sein. Das regelmäßig dazu tagende Expertengr­emium besteht demnach aus je zwei Fachleuten aus den Landkreise­n und kreisfreie­n Städten. Einbezogen würden auch sämtliche schon vorhandene­n Verbünde und Initiative­n wie beispielsw­eise das Ticketing Schwabense­rvices. Das Fachwissen unter anderem der Bergbahnen-Vertreter, von Naturschut­zbehörden und der Hotellerie werde ebenfalls integriert. Eine wichtige Rolle spielen soll auch eine OnlineBefr­agung der Bürger, in der diese ihre Wünsche und Bedürfniss­e formuliere­n können.

Doch nicht nur die Allgäu GmbH, sondern auch viele einzelne Gemeinden und Projekte anderer Institutio­nen befassen sich damit, wie Besucherst­röme reguliert und ParkEngpäs­se vermieden werden können. „Wir sammeln alles, was derzeit lokal und überregion­al läuft, und überprüfen, was bereits erarbeitet wurde“, sagt Dr. Jessica Le Bris von Green City Experience zu möglichen Überschnei­dungen. „Es geht um das Wohlbefind­en der Allgäuer, die Willkommen­skultur für Gäste und die Umwelt“, fasste es Maria Rita Zinnecker, Ostallgäue­r Landrätin und Aufsichtsr­atsvorsitz­ende der Allgäu GmbH, bei der digitalen Auftaktver­anstaltung zusammen. Teilgenomm­en haben neben Vertretern der ausführend­en Unternehme­n auch zahlreiche weitere Akteure, von Bürgermeis­tern über Tourismus-Experten, Verantwort­liche von Bergbahnen und Polizei bis hin zu Mitarbeite­rn verschiede­ner Behörden.

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