Corona trifft auch Memminger Brauerei hart
Wie das Unternehmen trotz Absatz-Rückgang und abgelaufenem Fass-Bier durch die Krise kommt
- Noch musste die Memminger Brauerei wegen der Corona-Krise kein Bier wegschütten oder verschenken – doch es könnte auch hier wie bei anderen Brauereien dazu kommen, sagt Geschäftsführer Wolfgang Kesselschläger. Er spielt damit vor allem auf Fassbier an. Denn wegen der geschlossenen Gastronomie und der vielen ausgefallenen Feste lagern allein in seiner Brauerei inzwischen 90 000 abgelaufene Liter. Hinzu kommen insgesamt etwa 250 000 Liter bei vielen der insgesamt rund 800 Kunden, die aus Kulanz nach dem noch unklaren Lockdown-Ende wieder abgeholt würden.
Kesselschläger hat vergangene Woche zwar nicht am Gespräch der bayerischen Brauer und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger in München teilgenommen, ist aber von den bisher bekannten Ergebnissen – „tatkräftige Unterstützung“, aber keine eigenen bayerischen Finanzhilfen – ziemlich enttäuscht. „Da hatte ich mehr erwartet.“An die Politiker hat er daher klare Wünsche: „Eine maßvolle Öffnung der Gastronomie – am besten noch vor Ostern – und dass die Schutzimpfungen schneller vorankommen!“
Bei einigen Förderhilfen habe die Brauerei die Voraussetzungen nicht erfüllen können und die beantragte Novemberhilfe sei noch nicht da, sagt der Geschäftsführer zur finanziellen Situation. Beim ersten Lockdown
habe man zwar einen Zuschuss bekommen, aber das seien lediglich ein paar Tausend Euro gewesen. Bei vielen weiterhin laufenden Kosten sei das nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen.
Corona hat die seit 1886 bestehende Memminger Brauerei entsprechend hart getroffen. Von den bis dahin 70 Mitarbeitern mussten zehn im Laufe des vergangenen Jahres gekündigt werden – „dabei hätten wir sie gebraucht, wenn der Lockdown irgendwann wieder vorbei ist“. In einigen Unternehmensbereichen seien die Mitarbeiter bis zu 100 Prozent in Kurzarbeit, in der Produktion sind es „nur“50 Prozent – entsprechend wird auch deutlich weniger Bier hergestellt. In „normalen“Jahren wären es jährlich rund 16 Millionen Liter.
Was das Bier weiter fließen lasse, seien der Lebensmittelhandel und die Getränkemärkte – da aber vor allem Flaschen und keine Fässer. Immerhin funktioniere der Export gut und helfe der Brauerei aktuell, über Wasser zu bleiben. Weiterhin werde beispielsweise nach Thailand, aber auch nach Italien geliefert.
Wie schaut Kesselschläger nach vorne? „Wir halten schon noch eine Weile durch – aber Spaß macht das momentan nicht ...“Dass er weiter an ein gutes Geschäft glaubt, zeigt eine Stellenanzeige auf der Internetseite der Brauerei. Dort wird zum baldmöglichsten Eintritt ein Bierbrauer (m/w/d) gesucht.