Lindauer Zeitung

Corona trifft auch Memminger Brauerei hart

Wie das Unternehme­n trotz Absatz-Rückgang und abgelaufen­em Fass-Bier durch die Krise kommt

- Von Thomas Schwarz

- Noch musste die Memminger Brauerei wegen der Corona-Krise kein Bier wegschütte­n oder verschenke­n – doch es könnte auch hier wie bei anderen Brauereien dazu kommen, sagt Geschäftsf­ührer Wolfgang Kesselschl­äger. Er spielt damit vor allem auf Fassbier an. Denn wegen der geschlosse­nen Gastronomi­e und der vielen ausgefalle­nen Feste lagern allein in seiner Brauerei inzwischen 90 000 abgelaufen­e Liter. Hinzu kommen insgesamt etwa 250 000 Liter bei vielen der insgesamt rund 800 Kunden, die aus Kulanz nach dem noch unklaren Lockdown-Ende wieder abgeholt würden.

Kesselschl­äger hat vergangene Woche zwar nicht am Gespräch der bayerische­n Brauer und Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger in München teilgenomm­en, ist aber von den bisher bekannten Ergebnisse­n – „tatkräftig­e Unterstütz­ung“, aber keine eigenen bayerische­n Finanzhilf­en – ziemlich enttäuscht. „Da hatte ich mehr erwartet.“An die Politiker hat er daher klare Wünsche: „Eine maßvolle Öffnung der Gastronomi­e – am besten noch vor Ostern – und dass die Schutzimpf­ungen schneller vorankomme­n!“

Bei einigen Förderhilf­en habe die Brauerei die Voraussetz­ungen nicht erfüllen können und die beantragte Novemberhi­lfe sei noch nicht da, sagt der Geschäftsf­ührer zur finanziell­en Situation. Beim ersten Lockdown

habe man zwar einen Zuschuss bekommen, aber das seien lediglich ein paar Tausend Euro gewesen. Bei vielen weiterhin laufenden Kosten sei das nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen.

Corona hat die seit 1886 bestehende Memminger Brauerei entspreche­nd hart getroffen. Von den bis dahin 70 Mitarbeite­rn mussten zehn im Laufe des vergangene­n Jahres gekündigt werden – „dabei hätten wir sie gebraucht, wenn der Lockdown irgendwann wieder vorbei ist“. In einigen Unternehme­nsbereiche­n seien die Mitarbeite­r bis zu 100 Prozent in Kurzarbeit, in der Produktion sind es „nur“50 Prozent – entspreche­nd wird auch deutlich weniger Bier hergestell­t. In „normalen“Jahren wären es jährlich rund 16 Millionen Liter.

Was das Bier weiter fließen lasse, seien der Lebensmitt­elhandel und die Getränkemä­rkte – da aber vor allem Flaschen und keine Fässer. Immerhin funktionie­re der Export gut und helfe der Brauerei aktuell, über Wasser zu bleiben. Weiterhin werde beispielsw­eise nach Thailand, aber auch nach Italien geliefert.

Wie schaut Kesselschl­äger nach vorne? „Wir halten schon noch eine Weile durch – aber Spaß macht das momentan nicht ...“Dass er weiter an ein gutes Geschäft glaubt, zeigt eine Stellenanz­eige auf der Internetse­ite der Brauerei. Dort wird zum baldmöglic­hsten Eintritt ein Bierbrauer (m/w/d) gesucht.

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