Kein Anwohnerparken auf dem Festland
Hauptausschuss stimmt dagegen – Prüfung ist aufwendig und fällt meistens negativ aus
- Viele Stunden hat Lena Sugg Luftbilder von der Wackerstraße und dem Wiesental studiert. Die Mitarbeiterin der Straßenverkehrsbehörde hat gezählt, wie viele Garagen und Parkplätze es dort gibt. Das Ergebnis: Dort sind viel mehr Parkplätze als Autos. Eine extra Anwohnerparkzone wird es darum nicht geben. Dort nicht, und erst einmal auch nirgendwo anders auf dem Festland.
Die Erhebung sei extrem aufwendig gewesen, berichtet Lena Sugg. Ganz genau habe sie sich die Luftbilder anschauen müssen um herauszufinden, ob an den Häusern eine Garage oder ein Stellplatz sei – oder beides. „Ich bin alles durchgegangen und habe jeden einzelnen Stellplatz notiert“, sagt sie. Das Ergebnis: In der Wackerstraße gibt es im betroffenen Bereich 140 private Parkplätze, im Wiesental 108. Zugelassen sind dort aber nur 113, beziehungsweise 97 Autos.
Ein Mangel an privaten Parkplätzen herrsche dort also nicht. „Garagen, die als solche geplant sind, können auch als solche genutzt werden“, sagt Lena Sugg. „Ebenso die Plätze vor den Garagen.“Allerdings sei das eben häufig nicht der Fall. „Oft wird nicht vor der Garage geparkt, weil man sich dann in der Familie absprechen muss, wer wann wegfährt“, ergänzt Oberbürgermeisterin Claudia Alfons.
Trotzdem haben einige Anwohner das Gefühl, dass es in den Wohngebieten auf dem Festland zu wenig Parkmöglichkeiten gibt. Und sie klagen darüber, dass Fremde die Stellplätze entlang der Straßen zuparken. Im Sommer würden Gäste ihre Autos dort teilweise tagelang abstellen und mit dem Rad eine Tour um den Bodensee machen.
Im Mai des vergangenen Jahres war das Problem Thema im Hauptausschuss. Die Räte beschlossen einstimmig, sechs Stellplätze zu streichen, die bisher halb auf der Wackerstraße und halb auf dem Gehweg eingezeichnet sind. Als Ausgleich sollte die Verwaltung prüfen, ob in dem Bereich eine Anwohnerparkzone sinnvoll wäre und ob die Stadt Ersatzparkplätze schaffen sollte.
Sollte sie nicht, so die Meinung der Verwaltung und auch der Ausschussmitglieder, die sich mit Ausnahme von Ulrich Jöckel (FDP) am Dienstagabend gegen eine Anwohnerparkzone in der Wackerstraße und dem Wiesental aussprechen.
Denn neben der Zählung der Privatparkplätze hat eine stichprobenartige Prüfung der Verkehrsüberwachung ergeben, dass auch der Parkdruck im öffentlichen Raum nicht so groß ist, wie er sich anfühlt. Insgesamt ergab sich für beide Straßen eine Auslastung von knapp 55 Prozent. Wenn die sechs Parkplätze in der Wackerstraße wegfallen, erhöht sich die Auslastung auf gut 66 Prozent. Von einem „erheblichen allgemeinen Parkdruck“spricht man aber erst bei einer Auslastung von 80 Prozent. Außerdem könnten bei der neuen Zufahrt zum Giebelbachviertel neue Parkmöglichkeiten entstehen, die auch Anwohner und Gäste der Wackerstraße
nutzen könnten. „Beim Anwohnerparken erhoffen sich viele Vorteile, die gar keine sind“, sagt Andreas Reich (Freie Wähler). Dabei gebe es durchaus auch Nachteile, wenn zum Beispiel Besucher von Anwohnern diese Plätze nicht mehr nutzen könnten.
Im Vorfeld der Sitzung hatten sich Lindauer bei der Verwaltung gemeldet und Anwohnerparkzonen in ihren Wohngebieten gefordert: In der Leiblachstraße, dem Degelsteinweg, der Rainhaussgasse, der Nobelstraße und im Motzacher Weg. Allerdings verweisen Tanja Bohnert und Lena Sugg darauf, dass die Verwaltung solche aufwendigen Erhebungen wie in der Wackerstraße nicht für weitere Bereiche stemmen kann. „Man sollte ein Büro mit ins Boot holen“, findet Matthias Kaiser.
Allerdings glauben die Verwaltungsmitarbeiterinnen, dass ein teures Büro ziemlich wahrscheinlich bei den allermeisten Bereichen zum gleichen Schluss kommen würde, wie sie in der Wackerstraße: dass die Voraussetzungen für eine Anwohnerparkzone nicht gegeben sind. Bis auf Matthias Kaiser stimmen am Dienstagabend alle Ausschussmitglieder dafür, keine weiteren Anwohnerzonen prüfen zu lassen.