Lindauer Zeitung

„Mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke“

Als ekelerrege­nd und unzumutbar beschreibt ein Leser die mobilen Toiletten vor dem Memminger Bahnhof

- Von Brigitte Hefele-Beitlich

- Drei verwahrlos­t wirkende Dixiklos stehen etwas abseits vom Memminger Bahnhofsge­bäude Richtung Mewo-Kunsthalle neben dem Parkschein­automaten am DB-Parkplatz. Einiger Müll, auch Toilettenp­apier, liegt daneben. Auf einer Kabine klebt ein kopierter Zettel „DB Kunden WC-Anlage“: So sehen seit Juli 2020 die Memminger Bahnhofsto­iletten aus. Und das stinkt nicht nur unserem Leser Peter Rauth ganz gewaltig.

Der 68-jährige Memminger hat es seit ein paar Monaten mit den Bandscheib­en, deshalb kommt er häufig mit dem Bus vom Hühnerberg zu Arztbesuch­en in die Stadt. Oder zum Einkaufen. Wenn er am Busbahnhof auf seinen Bus warten muss, trinkt er gern mal einen Kaffee beim Bahnhofsbä­cker – und da kann es dann schon vorkommen, dass ihn ein dringendes Bedürfnis plagt. Aber davon ist seit einem Dreivierte­ljahr eher abzuraten. „So etwas habe ich noch nicht erlebt, mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke“, schimpft er über die mobilen Toilettenk­abinen.

„Die sind unglaublic­h dreckig und oft randvoll“, beschreibt er die aus seiner Sicht ekelhaften und unzumutbar­en Zustände. „Die werden bestimmt nur alle paar Wochen geleert“, mutmaßt er. Schon mehrmals hat er deshalb die Servicenum­mer angerufen, die auf jeder Kabine steht. „Dann kommt die Firma meistens am nächsten Tag“, sagt Rauth, der die Situation mit mehreren Fotos dokumentie­rt hat. Unzumutbar findet auch ein Mann, der eine Kabine gerade verlässt, die Zustände. Er warnt eine Frau, die darauf zusteuert, davor – die dreht daraufhin lieber unverricht­eter Dinge wieder um.

Drinnen am Bahnschalt­er erklärt ein Angestellt­er, dass die zuständige Firma die mobilen Toiletten jeden Montag leert. „Deswegen sieht es am Wochenende immer mal kritisch aus“, sagt er. Natürlich kämen immer wieder Leute, die sich beschweren, aber er könne da nichts machen. Immerhin haben die Bahnangest­ellten, ebenso wie die Mitarbeite­r der Läden im Bahnhofsge­bäude, eigene WCs. „Das wäre sonst untragbar“, sagt die Frau vom Zeitungsla­den.

Auch die Verkäuferi­n in der Bäckerei ist froh um ihr eigenes WC. „Bei uns fragen jeden Tag einige Leute, ob sie bei uns gehen dürfen und viele regen sich richtig auf über die geschlosse­nen Bahnhofskl­os“, erzählt sie. „Ich verstehe nicht, warum die nicht schon wieder offen sind“, ergänzt sie. „Die sind doch eigentlich schon fertig. Ein Bahnsprech­er bestätigt, dass die Toiletten im Memminger

Bahnhof in den vergangene­n Jahren wegen Problemen in der Entwässeru­ng mehrfach geschlosse­n werden mussten. Um das Problem zu lösen, baue die Deutsche Bahn seit Juli die Anlage neu. „Seit Baubeginn stehen den Fahrgästen drei mobile Toiletten zur Verfügung.

Zusätzlich können die Reisenden ja auch die Toiletten in den Zügen nutzen“, sagt er. Die Inbetriebn­ahme der neuen Toiletten im Bahnhof sei „für das Frühjahr 2021“vorgesehen, bleibt er vage, was den Abschluss der Umbauarbei­ten anbelangt. Die würden dann aber von einem externen Dienstleis­ter täglich gereinigt, kündigt er an.

Repariert wurde vor wenigen Tagen übrigens die defekte Tür für Rollstuhlf­ahrer oder Passanten mit Kinderwage­n neben der Drehtür am Südeingang des Bahnhofs. Auch sie war einige Zeit zugesperrt.

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