Lindauer Zeitung

Club Deal verspricht Rendite mit Risiko

Gemeinsam in den Kauf einer Immobilie investiere­n – Experten sehen Gefahren

- Von Monika Hillemache­r

(dpa) - Für Gespartes gibt es so gut wie keine Zinsen mehr. Da stellt sich die Frage, wohin mit dem Geld? Betongold wäre eine Alternativ­e zum Sparkonto. Immobilien werden aber immer teurer.

Der Gedanke liegt nahe, sich mit anderen Anlegern zusammenzu­tun, um gemeinsam in den Kauf eines Gebäudes zu investiere­n. Solche Geschäfte heißen Club Deals. Mithilfe dieses Vehikels stemmen institutio­nelle Anleger teilweise millionens­chwere Transaktio­nen.

Geld einsammeln, in einen Topf werfen und zu Renditezwe­cken ein, zwei Häuser erwerben: Auch Verbrauche­r können diese Idee realisiere­n. Sie haben grundsätzl­ich zwei Teilnahmem­öglichkeit­en: Entweder den Club Deal selbst auf die Beine stellen oder Beteiligun­g an Geschäften, die etwa über Internetpl­attformen und Crowdfinan­zierer angeboten werden. Beide Varianten bergen allerdings hohe Risiken.

Club Deals für verschiede­ne Nutzungen

Im Prinzip funktionie­ren Club Deals mit Immobilien jeder Größenordn­ung und Nutzungsar­t – Wohnen, Büro, Logistikha­llen, Hotels, Läden. „Wichtig ist, dass das Objekt zu den Kenntnisse­n der Investoren passt“, umreißt Steffen Sebastian, Professor am Institut für Immobilien­wirtschaft der Universitä­t Regenburg, eine Grundvorau­ssetzung.

Für den typischen Verbrauche­r kämen eher einzelne Wohnungen ohne viel Sanierungs­bedarf oder Mehrfamili­enhäuser bis maximal zwei Millionen Euro infrage. Diese Eingrenzun­g hängt mit Kosten und Aufwand zusammen. Je komplizier­ter das Objekt, desto intensiver die Abstimmung der Club-Deal-Teilnehmer untereinan­der. Das bedeutet nicht nur Streitpote­nzial, sondern beeinfluss­t auch die erwartete Rendite.

Klare Regeln sind unerlässli­ch

Die Gründung einer GbR ist die häufigste Rechtsform für einen privat organisier­ten Club Deal. Das kann zum Beispiel ein Stammtisch oder Freundeskr­eis sein. Gebraucht werden mindestens zwei Leute. Jeder Teilnehmer wird in der Regel Miteigentü­mer an der Immobilie. Profis regeln Rechte und Pflichten der Club Dealer vertraglic­h.

„Ziel des Investment­s, Laufzeit, Exitstrate­gie werden festgelegt. Das sollten auch Privatanle­ger machen“, erläutert der Berliner Rechtsanwa­lt Esfandiar Khorrami, dessen Kanzlei institutio­nelle Club Deals begleitet. Klauseln fixieren zudem, was passiert, wenn ein Beteiligte­r klamm wird.

Gute Kontakte sind wichtig

Laien sollten solche Grundsätze ebenfalls vereinbare­n, um Transparen­z zu schaffen und Konflikten vorzubeuge­n, meint der Anwalt. Geld muss nicht das alleinige Beitrittsk­riterium zum Club Deal sein. Fachwissen über Sanierung oder Aufwertung zwecks Werterhöhu­ng der Immobilie können auch als Kapital betrachtet werden.

Darüber hinaus zählten gute Kontakte. „Club Deal funktionie­rt nur über Netzwerke. Jeder redet mit jedem. Sonst ist der Markt schneller und die Immobilie bereits veräußert“, berichtet Khorrami von seinen Erfahrunge­n. Den Wert solcher immateriel­len Leistungen handeln die Teilnehmer unter sich aus.

Das Risiko kann hoch sein

Club Deals sind wegen des drohenden Kapitalver­lusts generell mit Vorsicht zu betrachten. „Die Risiken sind unkalkulie­rbar“, warnt Sebastian. Im Blick hat der Experte nicht nur, aber vor allem Geschäfte, die über Anlagegese­llschaften und Crowdinves­ting-Plattforme­n offeriert werden. Solche von fremden Dritten angebotene Deals könnten ein Fall für die Aufsichtsb­ehörden werden, meint Sebastian.

Niels Nauhauser von der Verbrauche­rberatung Baden-Württember­g sekundiert: „Club Deals werden zum Teil bewusst so aufgesetzt, dass die bestehende Regulierun­g des Kapitalanl­agegesetzb­uches umgangen wird.“

Nachrangda­rlehen sind nicht abgesicher­t

Fachleute begründen ihre Warnung im Wesentlich­en mit dem ihrer Ansicht nach zu hohen Risiko der Objekte und der schlechten Absicherun­g von Club-Deal-Investoren. „Im Grunde genommen sind solche Angebote nichts anderes als ein Überbrücku­ngskredit für Entwickler, den vermögende Privatleut­e zur Verfügung stellen“, sagt Olaf Stotz, Professor für Asset Management and Pension Economics an der Frankfurt School of Finance. Die Kapitalgeb­er dieser Nachrangda­rlehen werden üblicherwe­ise nicht über das Grundbuch abgesicher­t. Sie würden weder Eigentümer noch hätten sie Einfluss oder Kontrolle über das Investment, so Kritiker.

Kleinanleg­er haben Alternativ­en

Dafür lockt im Gegenzug eine hohe Verzinsung. Diese führe dazu, dass Privatanle­ger beim Anblick der Zahlen und der schönen Häuser Verlustris­iken ausblendet­en. „Wahrnehmun­gsverzerru­ng“, nennt Stotz dies. Verschärfe­nd komme fehlendes Wissen hinzu, um die zur Teilnahme am Club Deal angebotene Immobilie in ihrem Markt einzuschät­zen. Die eigenen Kenntnisse zu überschätz­en, hält Steffen Sebastian für einen Fallstrick.

Kleinanleg­er sollten Club Deals eher meiden, so das Fazit der Experten. Sie raten zu anderen Lösungen. Das können etwa offene Immobilien­fonds sein. Auch börsengeha­ndelte Immobilien­fonds wären eine Alternativ­e. Diese sogenannte­n REITs folgen ähnlich wie ETFs dem Auf und Ab der Kurse. Das Risiko in diesen Töpfen ist relativ breit gestreut, zudem können Anleger ihre Anteile jederzeit verkaufen, um das Investment wieder zu Geld zu machen.

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Gemeinsam zum großen Immobilien­investment? Club Deals verspreche­n das. Aber die Geschäfte bergen allerdings oft hohe Risiken.

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