Streit um das Hackschnitzellager geht weiter
Während Waldbesitzervereinigung das Gelände herrichtet, will Weißensberg das Projekt gerichtlich verhindern
- Die Waldbesitzervereinigung richtet den Lagerplatz für Holz und Hackschnitzel im Motzacher Wald her. Während die Gemeinde Weißensberg hofft, dass ein Gericht den Platz noch verhindert, hoffen die Landwirte auf baldige Fertigstellung.
Mit schwerem Gerät lässt die Waldbesitzervereinigung (WBV) die Fläche herrichten, damit da möglichst bald Holz und vor allem fertige Hackschnitzel lagern können. Auch wenn das manchen Bürgern in Weißensberg nicht gefällt, sind die Arbeiten rechtens. Denn nach dem einstimmigen Beschluss des Lindauer Bauausschusses im September liegt eine Genehmigung für den Lagerplatz vor.
Dass die Gemeinde Weißensberg und ein Bürger aus Weißensberg vor Gericht den Platz noch verhindern wollen, ändert nichts daran, dass die WBV dort arbeiten darf. Auf Anfrage der Gemeinderätin Daniela Wagner (FW) in der jüngsten Weißensberger Gemeinderatssitzung erklärte Bürgermeister Hans Kern, dass die Klage der Gemeinde gegen die Stadt Lindau zwar seit Anfang Dezember dem Verwaltungsgericht Augsburg vorliege. Das habe jedoch „keine aufschiebende Wirkung“. Dasselbe gelte für eine Klage, die zwischenzeitlich ein Weißensbergher Bürger eingereicht habe. Allerdings trage der Bauherr der Anlage, also die Waldbesitzervereinigung Westallgäu, das „volle Risiko eines möglichen Rückbaus“, ergänzte Kern.
Weißensberg will den Lagerplatz ebenso wie der Bund Naturschutz verhindern. Die BN-Kreisgruppe Lindau fordert einen sofortigen Baustopp und will an dem Genehmigugnsverfahren beteiligt werden, wie BN-Vize Maximilian Schuff mitteilt. Wie die Veranwortlichen und Betroffenen in Weißensberg habe der BN von diesen Plänen im Spätsommer aus der Lindauer Zeitung von den Plänen erfahren. „Es ist doch sehr bemerkenswert, dass die Stadt Lindau ein weiteres Mal einfach Fakten schafft, ohne die Bürger oder Umweltverbände einzubeziehen“, kritisiert Schuff. Befremdlich sei zudem der Baubeginn, obwohl eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts offen ist.
Der BN schließt sich der Kritik des Gemeinderats an, der eine Belastung der Anwohner durch Lastwagen auf der Zufahrt fürchten, die von der B12 durch Kirchstraße und Mühlenstraße in Weißensberg führen wird. Zudem sieht der BN die „Gefahr einer Ansiedelung weiterer Gewerbetreiber“.
Das bestreitet Stefan Büchele, der als CSU-Stadtrat Mitglied im Bauausschuss ist und der im Gespräch mit der LZ um Verständnis für die Waldbauern wirbt. Denn mit denen suche die Stadt seit etwa zehn Jahren ein geeignetes Grundstück. Nötig ist eine Fläche, auf der die WBV Holzstämme
und vor allem Hackschnitzel lagern kann, wenn nach Stürmen oder nach nötigen Fällarbeiten wegen Borkenkäferbefall auf einmal sehr viel Holz anfällt. Die mobile Hackschnitzelanlage der WBV sei im normalen Alltag in den Wäldern im Einsatz. Laster fahren die Hackschnitzel
dann sofort zum Beispiel zum Heizkraftwerk für Fernwärme nach Scheidegg oder Oberstaufen. Um Kapazitäten auszugleichen, brauche man den Lagerplatz, der seit einigen Jahren provisorisch im Lehrgut Priel untergebracht war, dort aber wegen der Bauarbeiten für ein Gewerbegebiet weichen muss. Mit den Anwohnern dort, so versichert es Büchele, habe es übrigens nie Probleme wegen Lärm oder Verkehr gegeben.
Denn entgegen der Befürchtung mancher Kritiker sei der Betrieb der Hackschnitzelanlage auf dem Lagerplatz die Ausnahme und nicht die Regel, ergänzt Büchele, der sich zugleich darüber ärgert, dass Naturschützer die weitere Umstellung auf eine umweltfreundliche Art des Heizens behindern. Seine Rechnung ist dabei einfach: Die Hackschnitzel der WBV ersparen im Jahr bis zu sechs Millionen Liter Heizöl.