2020: Etwas mehr Straftaten als im Vorjahr
Das Allgäu gilt weiterhin als eine der sichersten Regionen in Deutschland
- Die Zahl der Straftaten ist im vergangenen Jahr gegenüber 2019 auf knapp 40 000 gestiegen. Das entspricht einer Steigerung um etwa zwei Prozent. Dennoch sei dies der zweitniedrigste Stand seit Gründung des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, sagte Polizeipräsidentin Claudia Strößner am Donnerstag bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2020 in Kempten. Die wichtigsten Aussagen im Überblick:
Aufklärungsquote:
74 Prozent aller angezeigten Straftaten im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West wurden geklärt. Zum Vergleich: 2011 waren es nur knapp über 67 Prozent. „Die Wahrscheinlichkeit, nach einer Straftat auch als Tatverdächtiger ermittelt zu werden, ist in unserer Region damit besonders groß“, kommentiert Polizeipräsidentin Strößner.
Tatverdächtige:
Fast 90 Prozent aller Tatverdächtigen sind Erwachsene, drei Viertel männlich. 41,3 Prozent sind Nichtdeutsche. Darunter sind auch Zuwanderer sowie eingereiste Kriminelle, die nicht dauerhaft in Deutschland leben. Bereinigt man die Quote um die ausländerrechtlichen Verstöße, haben 31,8 Prozent aller Tatverdächtigen keinen deutschen Pass.
Gewaltkriminalität:
Dazu zählen unter anderem Mord und Totschlag, Vergewaltigung und Raub. Über 80 Prozent Anteil an dieser Deliktgruppe hatten im Vorjahr jedoch die gefährlichen und schweren Körperverletzungen. Dahinter rangieren Raubdelikte mit etwas über neun Prozent. Die Gewaltkriminalität hat im Bereich des Polizeipräsidiums im Vorjahr gegenüber 2019 um insgesamt zehn Prozent zugenommen. Die Aufklärungsquote ist in diesem Bereich mit 90 Prozent besonders groß. „Alkohol spielt bei Körperverletzungen eine große Rolle“, sagt Leitender Kriminaldirektor Michael Haber. Nach seinen Worten war jeder dritte Schläger alkoholisiert. Haber: „Häufig spielen sich die Auseinandersetzungen zuhause oder im privaten Bereich ab.“
Häusliche Gewalt :
Dieser Deliktsbereich (physische oder psychische Gewalt innerhalb von Partnerschaften) ist in den vergangenen zehn Jahren um 50 Prozent angewachsen. Im Vorjahr wurden 1576 Fälle angezeigt, erfahrungsgemäß sind 80 Prozent der Täter männlich. Knapp 30 Prozent dieser Männer waren während der Tat alkoholisiert.
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung:
Dazu zählen unter anderem Vergewaltigung oder der sexuelle Missbrauch von Kindern. Auch der Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie gehören dazu. Die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist nach einem starken Rückgang 2019 im Jahr 2020 um 42 Prozent gestiegen. Zu erklären ist das vor allem mit einem Anstieg der Verbreitung von kinderpornografischen Schriften. Es gab aber auch mehr sexuellen Missbrauch und exhibitionistische Handlungen.
Seit Jahren ist in diesem Bereich ein Anstieg zu verzeichnen – 2020 um 18,3 Prozent. Laut Polizei hat die Corona-Pandemie die Internetnutzung wohl noch verstärkt.
Straftaten im Internet:
Rauschgiftkriminalität:
In diesem Bereich meldet die Kriminalpolizei einen geringen Anstieg um 0,6 Prozent auf 3599 Fälle. 14 Rauschgifttote waren 2020 zu beklagen, 2019 waren es 23.
Wohnungseinbrüche:
Die Einbruchskriminalität ging 2020 deutlich zurück. Wegen der Corona-Pandemie waren die Menschen häufiger zuhause. Zudem gab es Grenzkontrollen, die ausländischen Tätern das Handwerk deutlich erschwerten.
Trotz aller Warnungen vor falschen Polizeibeamten und anderen Betrügereien, beispielsweise mit dem Enkeltrick: Es gab 1700 registrierte Fälle, bei denen sich Unbekannte aus irgendwelchen Callcentern bei älteren Menschen meldeten. In 47 Fällen waren die Täter erfolgreich. Der Beuteschaden liegt bei 610 000 Euro.
Callcenterbetrug:
Häufigkeitszahl (HZ):
Sie ist ein Gradmesser für die Sicherheitslage einer Region. Sie berechnet sich aus der Zahl der bekannt gewordenen Straftaten pro 100 000 Einwohner. Die HZ liegt für 2020 in Schwaben Süd/West bei 4026, für Bayern bei 4528. 14 086 betrug die HZ im Jahr 2019 für Berlin.