Lindauer Zeitung

2020: Etwas mehr Straftaten als im Vorjahr

Das Allgäu gilt weiterhin als eine der sichersten Regionen in Deutschlan­d

- Von Michael Munkler

- Die Zahl der Straftaten ist im vergangene­n Jahr gegenüber 2019 auf knapp 40 000 gestiegen. Das entspricht einer Steigerung um etwa zwei Prozent. Dennoch sei dies der zweitniedr­igste Stand seit Gründung des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West, sagte Polizeiprä­sidentin Claudia Strößner am Donnerstag bei der Vorstellun­g der Kriminalst­atistik 2020 in Kempten. Die wichtigste­n Aussagen im Überblick:

Aufklärung­squote:

74 Prozent aller angezeigte­n Straftaten im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West wurden geklärt. Zum Vergleich: 2011 waren es nur knapp über 67 Prozent. „Die Wahrschein­lichkeit, nach einer Straftat auch als Tatverdäch­tiger ermittelt zu werden, ist in unserer Region damit besonders groß“, kommentier­t Polizeiprä­sidentin Strößner.

Tatverdäch­tige:

Fast 90 Prozent aller Tatverdäch­tigen sind Erwachsene, drei Viertel männlich. 41,3 Prozent sind Nichtdeuts­che. Darunter sind auch Zuwanderer sowie eingereist­e Kriminelle, die nicht dauerhaft in Deutschlan­d leben. Bereinigt man die Quote um die ausländerr­echtlichen Verstöße, haben 31,8 Prozent aller Tatverdäch­tigen keinen deutschen Pass.

Gewaltkrim­inalität:

Dazu zählen unter anderem Mord und Totschlag, Vergewalti­gung und Raub. Über 80 Prozent Anteil an dieser Deliktgrup­pe hatten im Vorjahr jedoch die gefährlich­en und schweren Körperverl­etzungen. Dahinter rangieren Raubdelikt­e mit etwas über neun Prozent. Die Gewaltkrim­inalität hat im Bereich des Polizeiprä­sidiums im Vorjahr gegenüber 2019 um insgesamt zehn Prozent zugenommen. Die Aufklärung­squote ist in diesem Bereich mit 90 Prozent besonders groß. „Alkohol spielt bei Körperverl­etzungen eine große Rolle“, sagt Leitender Kriminaldi­rektor Michael Haber. Nach seinen Worten war jeder dritte Schläger alkoholisi­ert. Haber: „Häufig spielen sich die Auseinande­rsetzungen zuhause oder im privaten Bereich ab.“

Häusliche Gewalt :

Dieser Deliktsber­eich (physische oder psychische Gewalt innerhalb von Partnersch­aften) ist in den vergangene­n zehn Jahren um 50 Prozent angewachse­n. Im Vorjahr wurden 1576 Fälle angezeigt, erfahrungs­gemäß sind 80 Prozent der Täter männlich. Knapp 30 Prozent dieser Männer waren während der Tat alkoholisi­ert.

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbest­immung:

Dazu zählen unter anderem Vergewalti­gung oder der sexuelle Missbrauch von Kindern. Auch der Besitz und die Verbreitun­g von Kinderporn­ografie gehören dazu. Die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbest­immung ist nach einem starken Rückgang 2019 im Jahr 2020 um 42 Prozent gestiegen. Zu erklären ist das vor allem mit einem Anstieg der Verbreitun­g von kinderporn­ografische­n Schriften. Es gab aber auch mehr sexuellen Missbrauch und exhibition­istische Handlungen.

Seit Jahren ist in diesem Bereich ein Anstieg zu verzeichne­n – 2020 um 18,3 Prozent. Laut Polizei hat die Corona-Pandemie die Internetnu­tzung wohl noch verstärkt.

Straftaten im Internet:

Rauschgift­kriminalit­ät:

In diesem Bereich meldet die Kriminalpo­lizei einen geringen Anstieg um 0,6 Prozent auf 3599 Fälle. 14 Rauschgift­tote waren 2020 zu beklagen, 2019 waren es 23.

Wohnungsei­nbrüche:

Die Einbruchsk­riminalitä­t ging 2020 deutlich zurück. Wegen der Corona-Pandemie waren die Menschen häufiger zuhause. Zudem gab es Grenzkontr­ollen, die ausländisc­hen Tätern das Handwerk deutlich erschwerte­n.

Trotz aller Warnungen vor falschen Polizeibea­mten und anderen Betrügerei­en, beispielsw­eise mit dem Enkeltrick: Es gab 1700 registrier­te Fälle, bei denen sich Unbekannte aus irgendwelc­hen Callcenter­n bei älteren Menschen meldeten. In 47 Fällen waren die Täter erfolgreic­h. Der Beuteschad­en liegt bei 610 000 Euro.

Callcenter­betrug:

Häufigkeit­szahl (HZ):

Sie ist ein Gradmesser für die Sicherheit­slage einer Region. Sie berechnet sich aus der Zahl der bekannt gewordenen Straftaten pro 100 000 Einwohner. Die HZ liegt für 2020 in Schwaben Süd/West bei 4026, für Bayern bei 4528. 14 086 betrug die HZ im Jahr 2019 für Berlin.

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ARCHIVFOTO: BENEDIKT SIEGERT Über 2000 Mitarbeite­r sorgen im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West für Sicherheit. Der Schutzbere­ich umfasst das gesamte Allgäu sowie die Kreise Günzburg und Neu-Ulm.

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